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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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manchmal, das wäre ich. Es ist kein schlechtes Leben, das sie führen.«
    »Nein«, stimmte Conrad zu. »Sie arbeiten hart, aber sie tundas, was sie am besten können. Das macht einen Mann zufrieden.«
    »Wenn es ihm nicht den Schlaf raubt«, entfuhr es John. Dann wandte er hastig den Kopf ab und strich dem Fohlen sacht über die kleinen Ohren. Es schien keine Eile zu haben, aufzustehen und wie seine Brüder und Schwestern auf der Weide umherzutollen. Unter leisem Schnauben ließ es sich Johns Liebkosungen gefallen und klimperte kokett mit den langen Wimpern.
    Conrad sah nachdenklich auf seinen Cousin hinab. »Ich hatte bislang nie den Eindruck, dass der Krieg dir den Schlaf raubt. Im Gegenteil. Er schien dir ausgesprochen gut zu bekommen.«
    John zuckte die Achseln. »Meine Freunde tun mir gut. Und fort von Waringham zu sein tut mir gut.«
    »Ich habe Mühe, das zu glauben.«
    »Hast du dich der Verschwörergemeinschaft angeschlossen, die mich überreden will, Steward zu werden?«, fragte John wütend.
    Conrad hob verwundert die Brauen, pflückte einen Apfel, der so hoch gehangen hatte, dass die Stuten ihn nicht erreichen konnten, und biss hinein.
    »Entschuldige, Conrad«, murmelte John, rieb den Hals des Fohlens gegen den Strich und schaute zu, wie die kurzen roten Haare sich aufstellten.
    »Schon gut«, antwortete der Stallmeister. »Aber mir fällt auf, dass du voller Misstrauen bist. Und voller Zorn. Das sieht dir nicht ähnlich. Die Jungs fangen an, einen Bogen um dich zu machen. Gestern hörte ich Greg sagen, du habest eine Zunge wie eine Bullenpeitsche. Das stimmt, weißt du. Und auch das sieht dir nicht ähnlich.«
    »In ein paar Tagen verschwinde ich wieder. Dann habt ihr Ruhe vor mir.«
    »John.« Conrad gab seinen Apfel der Stute, die ihm gierig schnuppernd auf die Pelle gerückt war, und schob ihren Kopf weg, damit er seinen Cousin richtig ansehen konnte. »Was ist in dich gefahren?«
    Der junge Mann hob den Kopf, und so viel Schmerz standin den großen blauen Augen, dass Conrad himmelangst davon wurde.
    »Die Dunkelheit ist in mich gefahren, Conrad«, antwortete John nüchtern. »Seit ich in Gefangenschaft war, ist sie meine ständige Begleiterin. Ich werde sie einfach nicht wieder los. Ich bin nur noch schlechter Gedanken und Gefühle fähig. Hass. Und Missgunst. Ich konnte Ed und Jo nicht einmal Burton gönnen. Dabei hat Ed es wirklich verdient. Er wird Edwards Platz viel besser ausfüllen, als ich es könnte. Aber ich bin so neidisch auf ihn und so wütend auf Edward, dass er es ihm und nicht mir hinterlassen hat, dass ich nicht um meinen Bruder trauern kann. Nie … nie bleibt irgendetwas für mich übrig. Immer bin ich derjenige, der mit leeren Händen dasteht.«
    Conrad nickte. »Oh ja. Ich weiß, wie sich das anfühlt. Ich bin schließlich auch der jüngste Sohn meines Vaters.«
    »Und sieh dich an. Du hast mehr erreicht als jeder deiner Brüder. Du kannst wirklich stolz auf dich sein.« John unterbrach sich kurz, schlug die Augen nieder und fügte hinzu: »Und darum beneide ich auch dich. Gott … Ich weiß ehrlich nicht, wie ich mich noch länger ertragen soll.«
    »Vielleicht könntest du mal versuchen, nicht so hart zu dir zu sein«, schlug Conrad vor. »Die Pfaffen wollen uns weismachen, Neid sei eine Todsünde. Dabei ist er eine ganz menschliche Regung. Es ist nur natürlich, dass du deine Brüder und jetzt auch deine Schwester um das beneidest, was sie besitzen und du nicht, nicht etwa weil sie besser, sondern nur weil sie älter sind als du. Und falls es tatsächlich so ist, dass du auch mich beneidest, so habe ich trotzdem noch nie das Gefühl gehabt, deine Freundschaft sei nicht aufrichtig. Darum würde ich sagen, dein Neid ist von der eher unbedenklichen Sorte. Und leicht zu verzeihen.« Er lächelte.
    John schluckte den dicken Kloß in seiner Kehle herunter und spöttelte: »Das war eine lange Rede für einen maulfaulen Kerl wie dich.«
    »Und ich bin noch nicht fertig. Du sagst, du stehst mit leeren Händen da. Aber das stimmt nicht, John. Du hast deinenguten Namen und genießt hohes Ansehen bei der königlichen Familie. Beides ist von großem Wert, und ich weiß, dass beides dir teuer ist. Obendrein hat Gott dich mit einer Gabe gesegnet, die nur wenige Menschen besitzen. Wenn du … wenn du dich entschließen könntest, dem Krieg den Rücken zu kehren und deine Kräfte stattdessen hier im Gestüt einzusetzen, dann würdest du nicht nur Zufriedenheit finden, sondern du könntest

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