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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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wird dich einen gefühllosen Rohling nennen. Oder Schlimmeres.«
    Raymond runzelte verwundert die Stirn. »Ihr habt gestritten?«
    »Das kannst du laut sagen.«
    »John, ist dir schon mal aufgefallen, dass du in letzter Zeit mit sehr vielen Leuten Streit bekommst?«, fragte der Ältere leise.
    »Ja. Und das legt den Schluss nahe, dass es an mir liegt, nicht an der bösen Welt. Ich weiß. Tu mir den Gefallen und spar dir deine Vorhaltungen für ein andermal auf, ja? Ich habe heute mehr davon gehört, als ich so ohne weiteres verkraften kann.«
    Raymond of Waringham war nicht gerade der einfühlsamste Mensch unter der Sonne, aber sogar er merkte, dass das stimmte. Er leerte seinen Becher schweigend und schenkte sich nach. »Fast nichts mehr drin.«
    »Ich hole neuen.«
    »Aber brich dir nicht den Hals auf der dunklen Treppe. Denk an deine Mutter.«
    »Oh, um Himmels willen, Raymond …«, knurrte John, schnappte sich den Krug, schlich wieder nach unten, und als er zurück in das silbrig erhellte Wohngemach kam, stand sein Plan fest.
    »Wenn du einverstanden bist, kehre ich morgen nicht mit nach Mantes zurück«, eröffnete er seinem Bruder. »Ich hab’s mir überlegt. Ich werde dein Steward. Falls du mich noch willst.«
    Der Earl richtete sich auf. »Ist das wahr?«, fragte er erfreut. »Woher der plötzliche Sinneswandel?«
    John schenkte ihnen ein. »Das kann dir doch gleich sein.«
    »Stimmt. Ich habe nur das unangenehme Gefühl, die Sache hat einen Haken.«
    John schüttelte den Kopf. »Keinen Haken. Ich bitte dich im Gegenzug lediglich um einen kleinen Gefallen.«
    »Wusst ich’s doch«, brummte Raymond. »Was ist es?«
    »Lady Adela Beauchamp. Kennst du sie?«
    »Ich bin ihr im Winter einmal kurz begegnet. Warum?«
    »Weißt du, wo sie zu finden ist?«
    »Was willst du von ihr, John?«, fragte Raymond irritiert.
    »Das ist der zweite Teil des Gefallens. Du musst es mir sagen, ohne Fragen zu stellen.«
    Raymond wog Für und Wider ab und sagte eine Weile nichts. Schließlich murmelte er unbehaglich: »Kann es sein, dass mein neuer Steward im Begriff ist, sich in Schwierigkeiten zu bringen?«
    »Je weniger du darüber weißt, desto besser für dich. Also? Was ist nun?«
    Raymond schüttelte den Kopf. »Nein, tut mir Leid. Normalerweise bin ich für jede Dummheit zu haben, das weißt du ja, aber nicht, wenn es irgendetwas mit der Geliebten des Bischofs zu tun hat. In den Dingen versteht er nämlich keinen Spaß und …«
    »Es liegt nicht in meiner Absicht, ihm und der Dame in irgendeiner Weise Schaden zuzufügen oder sie in Verlegenheit zu bringen, sei beruhigt.«
    »Was liegt dann in deiner Absicht?«
    »Das kann ich dir nicht sagen. Aber es ist wichtig.«
    Der Ältere rang noch ein Weilchen mit sich. »Er hat ein kleines Gut unweit von Winchester«, verriet er seinem Bruder endlich. »Mayfield Manor. Das ist sein Liebesnest. Wenn ich sie finden wollte, würde ich dort suchen.«
    John atmete tief durch. »Danke, Mylord.«
    »Hm«, brummte Raymond. »Ich hoffe, deine Amtszeit als Steward wird nicht als die kürzeste in der Geschichte von Waringham in die Annalen eingehen, weil du irgendeine Dummheit begehst und wieder auf unabsehbare Zeit in irgendeinem finsteren Kerker landest.«
    Das hoffe ich auch, dachte John nervös.John gab Raymond einen Brief für Somerset mit.
    Sicher hat Tudor dir berichtet, was zwischen deinem bischöflichen Onkel und mir vorgefallen ist. Im Moment ist es wohl klüger, wenn ich ihm nicht unter die Augen komme. Obendrein hat mein Bruder mich zum Steward von Waringham ernannt, und ich muss wenigstens hier bleiben, bis die Pachtabrechnung abgeschlossen ist. Wenn ich aber höre, dass es bei euch unruhig wird, komme ich sofort. Gott beschütze euch alle, John.
    Raymond versprach, John für ein Weilchen beim König zu entschuldigen, küsste seine weinende Schäferstochter zum Abschied, wählte Tristan Fitzalans jüngsten Sohn zum neuen Knappen und verließ Waringham im fliegenden Galopp.
    Zuerst kam es John höchst seltsam vor, zurückzubleiben. Doch nach wenigen Tagen nahm seine neue Aufgabe ihn so in Anspruch, dass ihm kaum Zeit blieb, an etwas anderes zu denken. Er wusste nicht viel über das Haushalten und das Führen von Büchern, aber nachdem er sich einmal in die Zahlen vertieft hatte, wurde ihm bald klar, dass es weit schlechter als erwartet um Waringham stand. Seit der sparsame Vater David sie verlassen hatte, war Raymond von Jahr zu Jahr tiefer in die Schuldenfalle gerutscht. Ed

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