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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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wenig anders aus als die seine in Jargeau. Den französischen Herzögen mangelte es an nichts. Sie bewohnten bequeme Quartiere, hatten eigene Dienerschaft und Mätressen, kostbare Rösser und Falken. Orléans, hatte John gehört, hatte Gedichte zu schreiben begonnen, um sich die unfreiwillige Kriegspause zu vertreiben …
    »Ja, sei bloß behutsam, Owen«, höhnte er. »Nicht dass du ihnen die Freude an ihrem Bankett verdirbst.«
    Beaufort warf ihm einen wirklich bedrohlichen Blick zu, wandte sich dann an Tudor und breitete hilflos die Hände aus. »Seht Ihr? Was soll ich in dieser Krise mit einem Mann anfangen, der blind vor Hass geworden ist?«
    »Was immer aus ihm geworden ist, habt Ihr aus ihm gemacht, Mylord«, antwortete Owen Tudor. »Ihr und König Harry.«
     
    Es war tiefste Nacht, als John heimkam. Die Torwachen fragten ihn verwundert, wo er denn um diese Stunde herkomme, und handelten sich eine schneidende Abfuhr ein.
    John betrat den stillen Wohnturm, schlich an der Kammer der alten Alice vorbei in einen der Vorratsräume und holte sich einen Krug Wein. Den nahm er mit nach oben und setzte sich damit auf den Fenstersitz über dem Rosengarten in der Absicht, sich zu betrinken. Eine leichte Brise wehte die betörenden Spätsommerdüfte vom Garten herauf, und John sog sie tief ein. Sie waren wie Balsam. Der Rosengarten war für John das Vermächtnis seiner Mutter, wenngleich nicht sie es war, die ihn angelegt hatte. Er war weit älter. Doch mit seiner Schönheit und seinen Dornen schien er ein eigentümlich treffliches Symbol für alles zu sein, was seine Mutter gewesen war.
    Als er merkte, wie es eng in seiner Kehle wurde, kam er angewidert zu der Erkenntnis, dass Bischof Beaufort zumindest in einem Punkt Recht gehabt hatte: John of Waringham war ein selbstmitleidiger Jämmerling geworden. Hastig stürzte er einen Becher des schweren Weins hinunter und sann lieber über das Vermächtnis seines Vaters nach, denn es erschien ihm unverfänglicher. Aber das war ein Irrtum. Denn was Robin of Waringham hinterlassen hatte, war neben zwei bitter erkauften Grafentiteln und der besten Pferdezucht Englands eine Bindung an das Haus derer von Lancaster, die so tief reichte, dass sie unverbrüchlich war. Und sollte Beaufort nie wieder ein Wort mit ihm sprechen – was John für durchaus wahrscheinlich hielt, wenn er erst einmal mit dem Bischof fertig war –,änderte das doch nichts an dieser Bindung. So betrachtet, war sie eine Fessel, erkannte er, weil er unfähig war, sie abzustreifen. Diese beunruhigende Erkenntnis bewog ihn, sich einen zweiten Becher einzuschenken. Er hatte ihn etwa zur Hälfte geleert, als sein Bruder den Raum betrat, einen Messingleuchter mit einer Kerze in der Linken.
    »Mylord«, grüßte John.
    Raymond schrie auf und ließ die Kerze fallen. »Jesus! Du hast mich zu Tode erschrocken, John.«
    »Erschreckt«, verbesserte der Jüngere unwillkürlich und hob dann schnell die Linke. »Schon gut. Sag es nicht. Sei so gut.«
    Raymond hob den gefallenen Leuchter auf, doch die Kerze war erloschen. Nur ein wenig Mondlicht fiel durchs Fenster, und in seinem schwachen Schimmer beäugten die Brüder einander argwöhnisch.
    »Bist du betrunken?«, fragte Raymond.
    John grinste über den nörgelnden Tonfall. Als wäre Raymond ein Muster an Enthaltsamkeit. »Noch nicht. Ich arbeite daran.«
    »Dann leiste ich dir Gesellschaft. Es ist eine grässliche Nacht. Ich habe irgendwas Furchtbares geträumt und kann nicht mehr schlafen.« Er nahm einen Becher vom Wandbord und schenkte sich ein, ehe er sich neben John auf die Fensterbank setzte.
    »Vielleicht hast du hellsichtige Träume wie unsere gruselige Schwester Anne«, sagte der Jüngere. »Der Herzog von Burgund ist ermordet worden, Raymond.«
    »Jesus!«, rief Raymond wieder aus, und er machte eine so ruckartige Bewegung, dass ein wenig Wein auf sein Knie schwappte. »Woher weißt du das?«
    »Ich war zufällig in Leeds, als Tudor mit der Nachricht kam. Die Dauphinisten haben Burgund in einen Hinterhalt gelockt und ihm ein Loch in den Schädel geschlagen.«
    Raymond bekreuzigte sich mit der Rechten, während er mit der Linken den Becher an die Lippen führte. »Wir sollten morgen aufbrechen, weißt du«, sagte er schließlich. »Das ändert die Lage dramatisch, und Harry wird uns jetzt brauchen. Gut möglich,dass dieses Loch in Burgunds Schädel das Tor ist, durch welches Harry auf Frankreichs Thron gelangt.«
    »Ja. Aber lass das nicht den Bischof hören. Er

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