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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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hatte seine Zweifel.
    Somersets Brief war eine lange Epistel gewesen: Noch sind die Dauphinisten nicht besiegt, und jenseits der Loire ist die Unterstützung für Prinz Charles ungebrochen. Aber Beaufort und Warwick verhandeln Tag und Nacht mit den Parisern und Burgundern, um unser Eisen zu schmieden, solange es heißist. In Kürze soll ein Abkommen geschlossen werden, das uns die Normandie und alle Gebiete aus dem Vertrag von Brétigny zuspricht. Und dann wird Harry seine Katherine endlich heiraten. Alle hier sagen genau das, wofür mein bischöflicher Onkel dich so gescholten hat: Der Dauphin hat uns mit dem Mord an Burgund einen vortrefflichen Gefallen erwiesen. Er ist übrigens nicht so zornig auf dich, wie er vorgibt. Mein Onkel, meine ich natürlich, nicht der Dauphin. Vor ein paar Tagen wurde ich Zeuge, wie Arthur Scrope dich in seiner Gegenwart in der ihm eigenen, unübertrefflich charmanten Art als Verräter beschimpfte und behauptete, du seiest in Wahrheit nie ein Gefangener der Dauphinisten gewesen, sondern insgeheim zu ihnen übergelaufen und ihr Spion. Mein Onkel sah plötzlich aus, als habe er eine Wespe verschluckt, der Ärmste. Und dann hat er Scrope zusammengestaucht, wie ich es wahrlich noch nie erlebt habe, sodass der bedauernswerte Arthur praktisch auf allen vieren und mit eingeklemmtem Schwanz davonkroch. Oh, es war ein erhebender Anblick, John. Du siehst also, es besteht im Grunde kein Anlass, dich länger vor dem Bischof zu verstecken. Er hat dir längst verziehen. Also komm zurück, sobald dein neues Amt es zulässt. Nicht, dass es hier im Augenblick für englische Schwerter viel zu tun gäbe. Aber du fehlst uns. Gott und St. Georg seien mit dir. Dein getreuer Freund John Beaufort, Earl of Somerset (Diese Unterschrift geht mir immer noch nicht leicht von der Hand).
     
    John las den Brief so oft, bis er ihn fast auswendig kannte, denn es war beinah, als höre er Somerset reden, und er vermisste seine Freunde schmerzlich. Doch er hatte noch etwas zu tun, solange er Bischof Beaufort sicher auf der anderen Seite des Kanals wusste, und er glaubte nicht, dass es ihrem angeschlagenen Verhältnis besonders förderlich sein würde.
    Zweimal war er in den vergangenen Wochen nach Hampshire geritten und hatte das kleine Anwesen Mayfield Manor ausgekundschaftet. Dabei war es ihm zugute gekommen, dass erin der Vergangenheit so oft für den König zu den noch nicht eingenommenen normannischen Städten und Burgen geritten war – manchmal als Kaufmann oder Pferdeknecht verkleidet –, um sie auszuspionieren und die Schwächen ihrer Verteidigung zu erkunden. Er hatte gelernt, worauf man achten musste und unentdeckt zu bleiben.
    Trotzdem ging alles schief, als er an einem regnerischen, stürmischen Abend kurz nach Allerheiligen nach Mayfield kam. In dem winzigen Weiler, welchen die zum Gut gehörigen Bauern bewohnten, schien es auf einmal doppelt so viele Hunde zu geben wie noch vor drei Wochen, und sie alle schlugen an, als John auf dem Dorfanger von Baum zu Baum huschte. Ein besonders neugieriger Bauer kam sogar aus seinem Haus, um festzustellen, was die Hunde so aufregte, und John blieb nichts anderes übrig, als ihn niederzuschlagen. Das war kein guter Anfang. All seine Instinkte sprachen dagegen, einen unbewaffneten Mann zu schlagen, einen Bauern noch dazu.
    Er vergewisserte sich, dass das Herz des Bewusstlosen kräftig und gleichmäßig schlug, dann schlich er weiter. Er führte seinen wackeren Achilles am Zügel, aber selbst im prasselnden Regen empfand er den Hufschlag als viel zu laut. Also brachte er Achilles in ein Haseldickicht unweit des Tores, welches das etwas abgelegene Gutshaus vom Dorf trennte. »Ich hoffe, hier findet dich keiner«, wisperte er und klopfte den muskulösen Pferdehals. »Du wirst ein Weilchen ausharren müssen, tut mir Leid.«
    Dann erklomm er das Tor und glitt hinüber – ein Schatten in der finsteren Nacht.
    Bei seinen früheren Erkundungsgängen hatte er herausgefunden, dass Bischof Beaufort seine Geliebte von einer zwölfköpfigen Wachmannschaft beschützen ließ. Wenigstens vier davon waren immer auf Posten, zwei an der Tür, zwei hinter dem Haus. Selbst an diesem unwirtlichen Abend erahnte er einen Lichtschimmer am Eingang. Leise fluchend umrundete er das hübsche, aber ländlich schlichte Gebäude. Nur das Erdgeschoss war gemauert. Das Obergeschoss bestand aus verbrettertemFachwerk, das Dach war mit Ried gedeckt, wie man es in dieser Gegend Südenglands so oft

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