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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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zusammentreffen«, setzte Tudor seinen Bericht fort. »Natürlich war das gegenseitige Misstrauen groß, und es wurde festgelegt, dass beide nur mit einer kleinen Leibgarde kommen sollten. Doch als Burgund auf die Brücke ritt, spaltete einer der Dauphinisten ihm mit der Streitaxt den Schädel, einfach so, ehe ein Wort gefallen war. Als Burgund vom Pferd stürzte, bildeten sie einen Kreis um ihn und …« Er winkte seufzend ab. »Ihr wisst ja, wie die Dauphinisten sind, Mylord. Alles geschah blitzschnell, ehe Burgunds Männer irgendetwas tun konnten. Es … es war eine abscheuliche, feige Tat.« Der sonst so unerschütterliche Owen Tudor rang sichtlich um Fassung.
    Beaufort nickte. »Welch ein Mut, auf diese Brücke zu reiten«, murmelte er traurig. »Jean der Furchtlose. So nannten sie ihn, und das zu Recht.« Burgund war ein schwieriger, undurchschaubarer Verhandlungspartner gewesen, aber der Bischof hatte auch gute Erinnerungen an diesen großen Edelmann, welcherder mächtigste Adlige Frankreichs gewesen war und den prächtigsten Hof der Christenheit sein Eigen genannt hatte.
    »Und der Dauphin?«, fragte er.
    »Hat sich auf der Brücke nicht blicken lassen, soweit wir wissen. Als er von der Tat hörte, ist er angeblich in Wehklagen ausgebrochen und hat befohlen, auf der Stelle zehn Messen für Burgund lesen zu lassen. Aber es kann wohl keinen Zweifel geben, dass er die Verantwortung für diesen Mord trägt, auch wenn er zu feige war, selbst die Axt zu führen.«
    »Ich nehme an, das hat du Châtel getan? Er ist sein Mann fürs Grobe.«
    »Das ist es, was wir vermuten, Mylord«, bestätigte Tudor.
    »Oh, Charles de Valois, du widerliche kleine Kröte«, grollte Beaufort. »Gott steh dir bei. Was hast du nur getan?«
    »Er hat sich an einer Fischgräte verschluckt, Mylord«, antwortete John.
    Beaufort und Tudor schauten ihn entgeistert an.
    »Der König sagte in Meulan zu mir, er hoffe, dass der Dauphin sich an einer Fischgräte verschlucke oder sonst eine unverzeihliche Dummheit begehe, um sich selbst zu erledigen«, erklärte John. »Ich nehme an, das hat er nun getan, nicht wahr? Gründlich.«
    »Ihr habt zweifellos Recht, John. Und ich muss Euren Pragmatismus bewundern.« Der Bischof gab sich keine Mühe, sein Befremden zu verbergen.
    John zuckte mit den Schultern. »Wäre es Euch lieber, ich würde Trauer um Burgund heucheln? Ich empfinde keine. Was ihm geschehen ist, war abscheulich, und das hat er sicher nicht verdient. Aber er war ein Feind Englands, und sein Tod berührt mich nicht.«
    Beaufort sah den bitteren Zug um seinen Mund und erwiderte kühl: »Das verwundert mich nicht, da nicht einmal der Tod Eures Bruders Euch berührt hat, der einer der besten, anständigsten Männer war, die ich je gekannt habe.«
    John war leicht zusammengezuckt. »Das … das könnt Ihr überhaupt nicht wissen.«
    »Ich weiß es«, brauste Beaufort auf. »Ich muss Euch nur ansehen, um zu wissen, was aus Euch geworden ist!«
    »Dein Bruder ist gestorben?«, fragte Tudor erschrocken. »Welcher?«
    Er bekam keine Antwort. »Ich verstehe, dass Ihr heute Abend nicht gut auf mich zu sprechen seid, Mylord, aber das gibt Euch kein Recht, mich zu beleidigen«, gab John zurück.
    »Wenn die Wahrheit Euch beleidigt, ist es wohl höchste Zeit, dass Ihr einmal gründlich über Euch nachdenkt.«
    »Ich warte lieber draußen«, murmelte Tudor und wandte sich zur Tür.
    »Nein, Ihr bleibt«, herrschte der Bischof ihn an. »Es gibt viel zu tun, und da Waringham derzeit vollauf damit beschäftigt ist, vor Selbstmitleid zu zerfließen, brauche ich Euch.«
    Tudor warf seinem Freund einen unbehaglichen Blick zu, der mit verschränkten Armen zwischen Tür und Fenster stand und den Bischof mit wahrlich finsterer Miene anstarrte.
    »Würdet Ihr für mich nach London reiten?«, bat Beaufort den Waliser. »Jetzt gleich, fürchte ich.«
    Tudor nickte bereitwillig, sagte jedoch: »Der König hat seinem Bruder Bedford bereits einen Boten geschickt.«
    »Hm. Aber den gefangenen französischen Herzögen im Tower nicht, nehme ich an, nicht wahr?«
    »Nein, nicht, dass ich wüsste.«
    »Dann reitet hin und sagt es ihnen, seid so gut. Bringt es ihnen schonend bei. Denn mögen Orléans und Burgund auch erbitterte Feinde gewesen sein, waren sie dennoch Cousins.«
    John musste feststellen, dass er die beiden Herzöge völlig vergessen hatte, die seit der Schlacht von Agincourt im Tower auf ihr horrendes Lösegeld warteten. Ihre Gefangenschaft sah allerdings ein

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