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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Norden gewesen. Drei Tage war er auf der Suche nach dem König durch Yorkshire geirrt, drei Nächte hatte er mit einer Decke auf der dünnen, verharschten Schneekruste am Straßenrand gelegen, weil er in dieser gottverlassenen Gegend keine Gasthäuser finden konnte. Er erinnerte sich, dass sein Vater immer voller Begeisterung von den Schönheiten Yorkshires gesprochen hatte, seinen vielen Flüssen und schönen Tälern. John fand das Land indes schroff und abweisend, und ein bitterkalter Wind wehte übers Hochmoor.
    Beverley war ein geschäftiges Tuchmacherstädtchen nördlich des Humber, umgeben von einem Graben und einem Palisadenzaun. John gelangte kurz vor Einbruch der Dunkelheit von Süden in die Stadt, und am Keldgate fragte er die Torwache: »Ist es wahr, dass der König hier ist?«
    Der Wächter nickte wichtig. »Mit der Königin, dem Erzbischof von York, dem Bischof von Lincoln und wenigstens zwei Dutzend feiner Gentlemen und Ladys, Sir. Und Ihr könnt Euch nicht vorstellen …«
    »Wo?«, unterbrach John brüsk und ritt an.
    »Bischofspalast, am Nordrand der Stadt. Aber Ihr könnt hier nicht einfach so einreiten. Ich habe besonders strikte Anweisung. Wer seid Ihr, und was ist Euer Begehr in Beverley?«
    »John of Waringham«, antwortete er über die Schulter. »Ich bringe dem König eine Nachricht.« Er scherte sich nicht um die weiteren Fragen, die der diensteifrige Torhüter ihm nachrief.
    Mit seinen fünftausend Seelen zählte Beverley zu den großen Städten des Nordens, und John erkannte seinen Reichtum, als er an der Kathedrale vorbeikam. Doch der Stadtkern war nicht so verwinkelt wie in York oder London. John trabte die einzige breitere Straße in nördlicher Richtung entlang und gelangte ohne weitere Irrwege zum Bischofspalast. Die Torwachen dort gehörten zur Leibgarde des Königs und ließen ihn passieren, ohne Fragen zu stellen. Im Innenhof saß John ab und klopfte Achilles den Hals. »Danke, mein Guter. Ich wette, du bist genauso erledigt wie ich.« Er überreichte die Zügel einem weiteren Soldaten, der herbeigeeilt war, und fragte: »Wo ist der König?«
    »Er sitzt in der Halle zu Gericht, Sir John.«
    John nahm den Helm ab, betrat mit eiligen Schritten das Hauptgebäude der großzügigen Anlage und fand seinen Bruder und einige andere Adlige in einer Vorhalle, wo sie sich mit Klatschgeschichten und Weinbechern in den Händen am Kamin die Zeit vertrieben.
    »Raymond.«
    »John! Großer Gott, wie siehst du denn aus?« Hastig streckteRaymond seinem Bruder den Weinbecher entgegen. »Was ist passiert?«
    John hob abwehrend die Linke. »Hol den König.« Dann ergriff er den Becher und leerte ihn. Der Wein war heiß und schmeckte nach Nelken und Zimt. Er war tröstlich.
    »Der König verhandelt die ungeklärten Rechtsfälle der letzten drei Jahre«, wandte Raymond ein wenig zaghaft ein. »Er wünscht, nicht gestört zu werden.«
    »Tu’s trotzdem«, riet John.
    Die Lords betrachteten ihn schweigend, ihre Mienen beunruhigt, aber niemand stellte ihm Fragen. Alle konnten sehen, dass er offenbar in großer Eile nach Beverley gekommen war und keine Freudenbotschaft brachte.
    Raymond nickte und wandte sich ab. Des Königs Onkel, der Duke of Exeter, legte dem Boten kurz die Hand auf den gepanzerten Arm. »Kommt, mein Junge.«
    Er führte John in das bischöfliche Schlafgemach, welches derzeit offenbar Harry und Katherine beherbergte, denn zu seiner Überraschung traf John seine Schwägerin dort an. Er verneigte sich sparsam. »Eugénie. Ich hoffe, Ihr seid wohl, Madame?«
    Sie nickte mit einem Lächeln, das sogar halbwegs aufrichtig wirkte, aber ehe sie etwas erwidern konnte, sagte Exeter: »Lasst uns hinausgehen, mein Kind.« Er streckte ihr die Linke entgegen. »Wollen mal sehen, wo unsere schöne Königin steckt.«
    Eugénie verstand zwar kaum ein Wort, aber seine Geste war eindeutig, und sie folgte ihm bereitwillig. Der bärtige Exeter mit seiner tiefen Stimme und den vielen Lachfalten um die Augen hatte etwas Vertrauenerweckendes, geradezu Gutmütiges. John schaute ihm nach. Er konnte immer noch nicht fassen, dass dieser Mann ein Ketzer sein sollte …
    Nur wenige Augenblicke später öffnete sich schwungvoll die Tür. »Ich hoffe für Euch, es ist wichtig, John.« Der König trat über die Schwelle. Als er den Boten sah, verschwand sein Lächeln. »Was gibt es?«
    John sank vor ihm auf ein Knie nieder und musste feststellen,dass die kleine Ansprache, die er sich auf dem langen Weg hierher so sorgsam

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