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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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wusste er, dass Tudor Recht gehabt hatte: Niemand würde es wagen, den Cousin des englischen Königs so zu behandeln, wie John es erlebt hatte.
    Doch der junge Edmund Beaufort sprach genau das aus, was John empfand: »Dann möge Gott meinem Bruder beistehen. Was könnte demütigender für einen Engländer sein als französische Gefangenschaft.«
    »Trotzdem hätte es seine Vorzüge, wenn dieser Lawrence Vernon deinen Bruder an den Dauphin verkauft«, sagte der Bischof nachdenklich. »Denn wir haben etwas, was wir dem Dauphin zum Tausch anbieten könnten …«
    »Was?«, fragten Edmund und seine Mutter im Chor.
    Beaufort breitete ungeduldig die Arme aus. »Clarence hat den Grafen von Angoulême gefangen genommen, nicht wahr? Und diesen wertvollen Gefangenen, Margaret, hast du von deinem ungeliebten, unbetrauerten Gemahl geerbt.«
    Ihre Miene hellte sich auf. »Stimmt!«
    John wurde leichter ums Herz. Aber nur ein wenig. Es gab noch eine schlechte Neuigkeit, die er dem Bischof mitteilen musste. Er hätte es vorgezogen, dies unter vier Augen zu tun, doch Beaufort hatte ein geradezu unheimliches Talent, seine Gedanken zu erraten.
    »Was ist mit meinen Männern, Waringham?«
    John sah ihm in die Augen und schüttelte den Kopf.
    »Alle?«, fragte Beaufort.
    »Hundertdreiundachtzig sind gefallen. Ich … habe eine Liste gemacht. Sechs sind leicht verwundet. Drei weitere …« Erbrach ab. Er fand es unmöglich, vor den Damen von abgeschlagenen Armen und Beinen zu sprechen.
    Der Bischof verstand ihn auch so. Er bekreuzigte sich.
    »Es tut mir Leid, Mylord«, bekannte John leise. »Ich weiß, es sieht so aus, als wäre ich gar zu leichtsinnig mit ihnen umgegangen.«
    Beaufort schüttelte entschieden den Kopf. »Es war nicht Eure Fehlentscheidung. Nicht Ihr habt das Leben englischer Soldaten achtlos verschwendet und dieses Fiasko angerichtet.«
    John hatte schon wieder das Gefühl, er müsse den toten Bruder des Königs in Schutz nehmen. »Dieser Krieg ist so … undurchsichtig geworden. Da ist es leicht, eine Fehlentscheidung zu treffen.«
    Lady Margaret schnaubte unfein. »Vor allem für jene, die sich selbst überschätzen.«
    »Der Duke of Clarence war ein kluger Stratege und ein mutiger Soldat«, entgegnete John. »Fünf Jahre lang hat er immer alles richtig gemacht und jeden Tag sein Leben riskiert. Er hat das eine oder andere Wunder für Harry vollbracht. Vor Harfleur, vor Rouen, immer wieder. Und dann hat er ein einziges Mal einen schweren Fehler begangen, den er prompt mit dem Leben bezahlen musste. Ich habe ihn so wenig gemocht wie ihr, Madam, aber er hat Besseres verdient als Eure Geringschätzung.«
    Lady Margaret starrte ihn entrüstet an, ihr Sohn entgeistert. Der Bischof und Lady Adela tauschten einen verstohlenen Blick und ein bekümmertes Lächeln.
    »Bleibt zum Essen«, lud Beaufort ihn ein. »Weiß Gott, Ihr habt mir gefehlt, mein Sohn.«
     
    Auch in Kent war der Schnee geschmolzen, und das erste zarte Grün schmückte Bäume und Sträucher. Bizarre graue Wolken türmten sich im Süden und Osten über der See, doch über dem hügeligen Land war der Himmel blau. So groß war der Zauber der Sonne, dass sie selbst der Burg von Waringham beinah so etwas wie Schönheit verlieh.
    John schaute sich mit einem Lächeln im Innenhof um, während er absaß. »Willkommen in Waringham Castle«, sagte er zu seinen Gästen. »Ein wenig schäbig, wie ihr seht, aber mein Vater pflegte immer zu sagen, wir Waringhams hätten es nicht nötig, unsere Burg herauszuputzen, denn das Alter verleihe ihr Würde.«
    Grinsend sprang Edmund Beaufort aus dem Sattel und half Lady Adela vom Pferd.
    »Welch eine sparsame Anschauung, John«, bemerkte diese. »Euer Vater war ja so ein praktischer Mann. Das habe ich immer bewundert.«
    »Ihr kanntet meinen Vater, Madam?«, fragte John verwundert.
    Sie nickte nachdrücklich. »Oh ja.« Robin of Waringham hatte sie oft besucht und zu ihr gestanden, als ihr Verhältnis mit dem Bischof bekannt geworden war und sie plötzlich nur noch sehr wenige Freunde gehabt hatte.
    Daniel und sein Freund Simon Neville, Somersets Knappe, hatten sie durchs Tor kommen sehen und standen bereit, um ihre Pferde zu versorgen.
    »Willkommen daheim, Sir«, grüßte Daniel seinen Herrn mit einem breiten Lächeln.
    John legte ihm die Hand auf die Schulter. »Alles in Ordnung hier?«
    Der Junge nickte. »Nicht schlimmer als sonst«, antwortete er. »Burg, Gestüt, Dorf – alle stehen noch.«
    »Gut.«
    Simon und Edmund

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