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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Seite, sondern immer mit den Lords, außerhalb offizieller Anlässe isst er nicht mit ihr und …«
    »Er war länger als drei Jahre nicht in England«, wandte John ein. »Er hat schrecklich viel zu tun und zu regeln.«
    »Mag sein. Was ich sagen wollte, ehe ich so rüde unterbrochen wurde, war: Katherine schert es nicht, dass er sie vernachlässigt. Sie hat ihn gern, keine Frage. Ich schätze, sie ist erleichtert, dass er eben so ist, wie er ist. Er begegnet ihr nie anders als zuvorkommend, und er sieht ja auch so verflucht gut aus. Aber wenn er nicht an ihrer Seite ist, verzehrt sie sich nicht nach ihm.«
    »Ich würde sagen, was du mir hier auftischst, ist das, was du gern hättest«, bemerkte John skeptisch.
    Aber Tudor schüttelte den Kopf. »Ich habe es schon lange aufgegeben, mir etwas vorzumachen. Das führt zu nichts. Nein, ich denke eher, dass sie nie so ganz vergessen kann, dass Harry der Unterjocher ihres Volkes ist. Der Mann, der die Schwäche ihres geliebten Vaters ausgenutzt hat, um die Macht über Frankreich an sich zu reißen.«
    »Die Macht über Frankreich …«, höhnte John bitter. »Spätestens seit Baugé wissen wir wohl, dass es damit nicht weit her ist. Bischof Beaufort und die übrigen Skeptiker hatten völlig Recht, Owen. Dieser Krieg ist noch lange nicht vorbei.«
    »Und was wirst du jetzt tun?«, fragte Tudor neugierig.
    »Weiß der Himmel. Von meinen zweihundert Mann sind nur ein gutes Dutzend übrig, drei davon schwer verwundet. Ich … muss abwarten, was der König und der Bischof für Pläne machen.« Ihm graute davor, ohne Tudor und Somerset in den Krieg zurückzukehren. »Ich hoffe, ich kann wenigstens für ein paar Wochen nach Hause. Ich habe meine Frau ein dreiviertel Jahr lang nicht gesehen.«
    »Vielleicht bist du längst Vater geworden.«
    »Tja, wer weiß.«
    »Nun, wenn du vorläufig in Waringham bliebest, würden wir Nachbarn.« Und auf Johns verständnislosen Blick fuhr Tudor fort: »Ich bin sicher, jetzt, da Clarence gefallen ist, wird Harry so schnell wie möglich nach Frankreich zurückkehren, ehe ihm dort die Felle schwimmen gehen. Und in seiner Abwesenheit wird Katherine bestimmt nicht allein in Westminster bleiben …«
    »… sondern nach Leeds übersiedeln«, ging John auf. Die schöne Burg in Kent gehörte traditionell ja immer der jeweiligen Königin. »Nun, vielleicht sollte ich dem König raten, mich hier zu lassen, damit ich ein Auge auf dich haben kann.«
    Tudor lachte in sich hinein, und die schwarzen Augen funkelten spitzbübisch. »Keine Chance, Waringham.«
     
    Die Frage, wie es nun mit dem Feldzug gegen den Dauphin weitergehen solle, beschäftigte am nächsten Morgen auch die Lords des Kronrates, die Harry auf seiner Rundreise durch England begleiteten. Natürlich waren alle bestürzt über das Desaster von Baugé, über Clarences Tod und die Gefangennahme der Earls of Somerset und Huntingdon. Sie kamen jedoch überein, dass Harry die Reise durch sein zu lange vernachlässigtes Reich unbedingt fortsetzen müsse und auch seine Anwesenheit beim Parlament, das Anfang Mai beginnen sollte, dringend erforderlich sei. Das Kommando über die Truppen in Frankreich liege beim Earl of Salisbury in guten Händen, war die einhellige Meinung.
    Nachdem die Versammlung sich aufgelöst hatte, machte Raymond seinen Bruder ausfindig. »Du hättest mir wenigstens einen kleinen Hinweis geben können gestern Abend«, knurrte er verstimmt.
    »Ah ja? Damit es noch vor dem Essen die Runde gemacht hätte?«, gab John zurück.
    Raymond stand noch zu sehr unter Schock, um sich angemessen zu entrüsten. »Was ist mit Daniel?«, fragte er stattdessen.
    »Unversehrt. Er war beim Tross, nicht bei der Vorhut. Er und Somersets Knappe haben mich bis Southampton begleitet, aber von dort hab ich sie nach Waringham geschickt.«
    Sein Bruder nickte. »Der König wünscht, dass du den Bischof aufsuchst und ihm von Baugé berichtest.«
    »Ich würde mein letztes Hemd darauf verwetten, dass Bischof Beaufort längst über die Ereignisse im Bilde ist«, wandte John ein.
    »Du siehst so aus, als hättest du dein letztes Hemd schon verwettet. Was in aller Welt trägst du da unter der Schecke? Eine Mönchskutte?«
    John streifte sein etwas seltsames Gewand mit einem gleichgültigen Blick. Tudor hatte ihm ein neues Wams »organisiert«, ohne sich über dessen genaue Herkunft zu äußern. Womöglich war es tatsächlich einmal eine Kutte gewesen. Immerhin war es in einem Bischofspalast gestohlen worden,

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