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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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wandte sich angewidert ab. »Jedenfalls besser als auf Grammatik«, versetzte er und ging hinaus.

Waringham, Mai 1413
    A m Sonnabend nach Ostern hatte der traditionelle Pferdemarkt stattgefunden, und alle Dreijährigen waren zu höchst erfreulichen Preisen versteigert worden. Conrad und Robin waren überaus zufrieden, und anlässlich des großen Jahrmarkts im Dorf hatte Robin John zum ersten Mal seit seiner Verwundung gestattet, sich den ganzen Tag und auch den Abend herumzutreiben, zu tun, was ihm beliebte, und so lange auszubleiben, wie er wollte. Erlöst war John mit seinen Freunden von der Burg und dem Gestüt über den bunten Markt geschlendert, hatte Honigkuchen gegessen und süßes Bier getrunken, beim Hahnenkampf einen Schilling verspielt und mit einer Mischung aus Neugierde und Verlegenheit die billigen Huren bestaunt, die mit dem übrigen fahrenden Volk immer in Scharen zum Jahrmarkt kamen.
    Eine Woche später hielt das warme, trockene Wetter zu Conrads Erleichterung immer noch an, sodass die Zweijährigen auch weiterhin nachts auf der Weide bleiben konnten, und jeden Tag wurden große Mengen Bauholz ins Gestüt gebracht. Die Bauarbeiten machten schnelle Fortschritte.
    John übte sich so wie früher nach dem Schulunterricht bei Vater David mit den anderen jungen Burschen auf der Burg im Umgang mit Schwert und Lanze, und bald war auch sein Schildarm wieder so kräftig und zuverlässig wie vor der Brandnacht. Nichts war geblieben bis auf die gelegentlichen Albträume. Sie waren qualvoll, und sie verhinderten, dass er das Geschehene hinter sich ließ. Aber er kannte solche Träume, und er wusste, sie wurden mit der Zeit seltener. Es geschah zum Beispiel nicht mehr sehr oft, dass er den zerbrochenen Leib seiner Mutter am Fuß der Treppe liegen sah. Wenn dieser Traum kam, erschütterte er ihn wie eh und je. Vor allem der Blutfaden in ihrem Mundwinkel. Träume verblassten nicht, wusste John, verloren nichts von ihrer Macht. Sie wurden nur seltener. Wenn man Glück hatte …
    »John, was ist? Schläfst du?«
    Er fuhr aus seiner Versunkenheit auf. »Tut mir Leid, Sir Francis.«
    »Na, dann komm, komm, komm! Wir wollen nicht bis zum Abendessen auf dich warten!«
    Francis Aimhurst war ein hervorragender, aber kein geduldiger Lehrer. Schleunigst erhob sich John aus dem Gras am Rand des Sandplatzes, wo er mit den anderen Jungen gesessen und eigentlich den Übungskampf hatte verfolgen sollen, statt seinen Gedanken nachzuhängen.
    Der fünfzehnjährige Michael Fitzhugh wartete mit blanker Klinge und leicht erhobenem Schild auf ihn.
    John zog sein Schwert und nahm den schmucklosen Schild auf, der im Sand lag.
    »Ich will, dass ihr versucht, euren Gegner zu entwaffnen«, erklärte Aimhurst. »Stellt euch vor, er sei ein walisischer Prinz, den ihr gefangen nehmen, aber unversehrt lassen wollt, damit seine walisische Sippschaft ihn zurückkaufen und euch reich machen kann. Also los.«
    John und Michael gingen in Position und kreuzten die Klingen. Sie waren ebenbürtige Gegner, John einen halben Kopf größer, Michael ein wenig kräftiger.
    John arbeitete immer noch an seiner Technik, dem Gegner in die Augen zu sehen, um seine nächsten Schritte zu erahnen, gleichzeitig seine Waffe aber nie aus dem Blick zu verlieren. Er wusste, das Schwierigste bei Michael war, seine Deckung zu durchbrechen, darum ließ er das Schwert bei jeder noch so kleinen Gelegenheit auf dessen Schild niedersausen, um den Schildarm zu ermüden oder den Haltegurt zu brechen.
    Doch bei einer dieser Attacken machte sein Gegner einen unerwarteten Schritt auf ihn zu, statt zu weichen. John geriet für einen Moment aus dem Gleichgewicht, und Michael hebelte ihm ohne große Mühe mit seiner Waffe das Schwert aus der Rechten.
    Seufzend ließ John seinen Schild sinken und verneigte sich vor seinem Bezwinger. »Wie es scheint, habe ich die zweifelhafte Ehre, der walisische Prinz zu sein …«
    Die anderen Jungen lachten.
    Aimhurst grunzte angewidert und schüttelte den Kopf. »Miserable Vorstellung, John.«
    »Ich weiß, Sir. Es tut mir Leid.«
    »Ja, das hast du eben schon mal gesagt. Aber das nützt nichts. Du bist unaufmerksam!«
    John nickte schuldbewusst.
    »Im Krieg wärst du jetzt tot, Söhnchen!«
    »Und ich dachte, nur gefangen genommen …«
    Das bescherte ihm eine Ohrfeige. »Dein Mundwerk ist wieder einmal reger als deine Hände und Füße«, knurrte der Ritter seines Vaters. »Manchmal glaube ich, du nimmst all das hier ein bisschen zu

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