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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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leicht.«
    John sagte nichts mehr, sah ihm aber unverwandt in die Augen.
    Francis Aimhurst war ein Hitzkopf, den selbst die Herausforderung eines dreizehnjährigen Knaben in Rage bringen konnte. Er machte einen drohenden Schritt auf ihn zu. »Was!«
    John schüttelte langsam den Kopf. »Gar nichts, Sir.«
    »Dann ist es ja gut. Dann kannst du jetzt zum Lohn fürdeine Glanzleistung in die Waffenkammer gehen und ein Dutzend Helme polieren. Ich will, dass sich morgen früh die Sonne darin spiegelt, hast du verstanden?«
    Ehe John noch entschieden hatte, was die unverfänglichste Erwiderung darauf wäre, trat der Steward hinzu und erlöste ihn. »Ich fürchte, du musst ihn bis morgen vom Haken lassen, Francis«, bemerkte er mit einem kleinen Lächeln. »Glück gehabt, John. Dein Vater will dich sehen. Jetzt gleich. Er ist in der Halle. Ab mit dir.«
    John verneigte sich höflich vor seinem Lehrer – vielleicht eine Spur zu tief – und stob davon.
    »Na warte, Bürschchen …«, knurrte Aimhurst ihm nach, aber alle, die ihn hörten, wussten, dass sein Zorn bis zum nächsten Tag längst verraucht sein würde.
     
    Im Gehen steckte John sein Schwert ein. Als er zum Burgturm hinübereilte, sah er fremde Pferde vor dem Stall stehen. Mindestens ein Dutzend, schätzte er. Besuch. Und nach den kostbaren Rössern und silberbeschlagenen Zaumzeugen zu urteilen, musste es hoher Besuch sein.
    Neugierig lief er die Treppe ins Hauptgeschoss des hässlichen, vierstöckigen Bergfrieds hinauf, wo die große Halle lag: ein hoher Raum mit Kaminen in der Nord- und Südwand, der sich fast über die gesamte Fläche des Gebäudes erstreckte. Durch die schmalen Fenster an der Westseite fiel warmes Nachmittagslicht.
    Sein Vater stand vor der hohen Tafel zusammen mit einem großen, dunkelhaarigen Mann in sehr eleganten Kleidern. Der knöchellange Reisemantel war staubig, aber dennoch konnte man die Goldstickereien am Kragen erkennen. Der Fremde hatte ein Gefolge von wenigstens zehn Rittern mitgebracht, die höflich ein Stück abseits in kleinen Gruppen standen und Wein aus den feinsten gläsernen Pokalen tranken, die sein Vater besaß.
    Unsicher trat der Junge über die Schwelle, und als sein Vater ihn entdeckte, winkte er ihn näher.
    »Ah, da bist du. Komm her, John. Ich möchte dich jemandem vorstellen.«
    Der Glanz in den Augen seines Vaters entging John nicht; offenbar war dies ein überaus willkommener Gast.
    Der Junge durchquerte den langen Saal und verneigte sich höflich vor dem vornehmen Fremden.
    »Henry, das ist mein Jüngster, John«, sagte Robin. »John, dies ist der Bischof von Winchester.«
    Mit allem hatte John gerechnet, aber niemals damit, dass dieser elegante Adlige ein Bischof sein könnte. Doch als der Mann sich ihm zuwandte, erkannte John eine schwarze Soutane unter dem feinen langen Reisemantel.
    Seine Verblüffung hinderte John nicht, auf ein Knie zu sinken und den kostbaren Ring mit dem Saphir an der ausgestreckten Rechten zu küssen. »Es ist mir eine Ehre, Exzellenz.«
    Nach einem Moment stand er auf, hob den Kopf und sah in ein Paar fesselnder, dunkler Augen, ein bartloses Gesicht mit einem kantigen Kinn. Er rechnete damit, dass der Bischof sich abwenden und ihn auf der Stelle vergessen würde, doch stattdessen schaute dieser weiterhin auf ihn hinab. Ein plötzliches Lächeln ließ die Augen funkeln und verlieh dem ehrwürdigen Kirchenfürsten etwas unerwartet Spitzbübisches. »Ich muss gestehen, ich war neugierig auf dich, John. Und ich sehe, du bist ganz anders als deine drei Brüder.«
    John erwiderte das Lächeln. Der Bischof hätte ihm kaum eine größere Freude machen können.
    »Wie ich höre, bist du schon ein großartiger Reiter und Pferdekenner«, fuhr Bischof Beaufort fort.
    Der Junge hob leicht die Schultern. »Dafür leider noch ein höchst mäßiger Schwertkämpfer, Mylord.«
    »Ah! Und bescheiden.« Ein Hauch von Spott stand in den Augen, aber er war sanft, nicht kränkend. Und gleich fügte Beaufort hinzu: »Sei unbesorgt. Ich bin überzeugt, das kommt noch. Du hast die richtige Statur und die richtige Veranlagung.«
    Verlegen schlug John die Augen nieder.
    »Wie kommt es, dass du noch hier bist?«, fragte Beaufort.»Ein junger Mann wie du sollte an einem großen Hof sein, um sich seine Sporen zu verdienen.«
    »Es … ist der Wunsch meines Vaters.«
    »Du rührst an ein heikles Thema, Henry«, warf Robin mit einem kleinen Lächeln ein.
    »Verstehe.« Bischof Beaufort legte John für einen Moment

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