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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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…« Er unterbrach sich kurz und seufzte. »Du wirst mir vorwerfen, es sei respektlos, so etwas von einem König zu sagen, aber er ist auch nur ein sterblicher Mann und kriegt Dünnschiss wie jeder andere. Also hat er das Essen praktisch eingestellt und das Trinken ebenso.« Dieser letzte Umstand war es, der Raymond die größten Sorgen machte.
    »Das ist auf Dauer keine Lösung«, bemerkte John. Er scherzte nicht. Raymonds Neuigkeiten bestürzten ihn.
    »Nein. Was er braucht, sind vermutlich nur ein paar Wochen Pause. Damit er sich mal richtig auskuriert. Ich soll die Königin nach Paris holen, dort will er sie treffen. Ich hoffe, dass sie ihm ein wenig Vernunft beibringt. Auf uns hört er ja nicht.«
    John dachte an die Dinge, die Owen Tudor ihm berichtet hatte, und er hegte Zweifel, dass Katherine großen Einfluss auf Harry nehmen konnte. Doch das sagte er nicht. »Wo steckt Daniel?«, fragte er stattdessen.
    »Er bringt die Gäule in den Stall. Der Junge hat mich übrigens überrascht, John. Du hast ihn großartig zurechtgebogen. Ich konnt’s kaum glauben.« Raymond setzte seinen Becher wieder an und leerte ihn.
    »Das war Somerset«, erklärte John.
    Raymond nickte. »Ich hab gehört, er ist …«, er brach plötzlich ab und hob den Kopf. Auf der steinernen Treppe vor der Halle waren schwere Schritte zu hören, jemand fluchte leise. »Verdammt, da sind sie schon.« Raymond erhob sich und stellte sich vor seinen Bruder. »John, hör mir zu. Ich hab dir was mitgebracht. Aber ich muss dich warnen. Es ist kein besonders nettes Geschenk.«
    Ehe John sich argwöhnisch nach dem Sinn dieser Worte erkundigen konnte, traten Howard Little und Cedric of Harley, zwei von Raymonds jüngeren Rittern, in die Halle. In ihrer Mitte führten sie einen Mann, der offenbar die Hände auf den Rücken gebunden hatte.
    Es war Victor de Chinon.
    Ein so gewaltiger Schock und eine solche Vielzahl von Empfindungen stürzten auf John ein, dass es ihm im wahrsten Sinne des Wortes den Atem verschlug. Er versuchte Luft zu holen, aber es vergingen ein paar Augenblicke, ehe es gelang. Seine Hände wurden feucht, die Kopfhaut schien sich zusammenzuziehen, und seine Eingeweide verkrampften sich. Niemals hätte er für möglich gehalten, dass bloße Erinnerung eine so heftige körperliche Reaktion hervorrufen könnte.
    Victor de Chinon stand mit leicht gespreizten Beinen nur zwei Schritte vor ihm. Seine Kleider waren fleckig und eingerissen,ein schmutziger Verband lag um seine Stirn. Es gelang ihm nur wenige Herzschläge lang, John ins Gesicht zu schauen. Dann senkte er den Kopf. Man sah, dass er die Unterlippe zwischen die Zähne nahm, aber er bewahrte Haltung.
    Es kostete John große Mühe, den Kopf zu drehen. Und es schien furchtbar lange zu dauern, bis er seinen Bruder endlich im Blickfeld hatte.
    Raymond war nicht überrascht, statt Triumph nur Grauen in Johns Augen zu lesen. »Ich weiß«, murmelte der Ältere unbehaglich. »Aber er ist mir in Meaux praktisch in die Arme gelaufen und hat seine Waffen weggeworfen, ehe ich seinen Namen wusste. Was blieb mir da übrig, John?«
    Der nickte wortlos. Dann wandte er sich an einen der jungen Ritter. »Sperrt ihn ein. Und legt ihn in Ketten.«
    »Ja, Sir John«, antwortete Howard Little unbehaglich.
    Doch als er und sein Gefährte mit dem Gefangenen kehrtmachen wollten, sagte John: »Augenblick noch.«
    Sie hielten inne. John trat einen halben Schritt näher, packte Victor de Chinon mit der Linken am Schopf, riss seinen Kopf näher und schmetterte ihm gleichzeitig die Faust ins Gesicht. Es war ein ungehemmter, grausamer Fausthieb, der dem Gefesselten die Nase zertrümmerte.
    Julianas kläglicher Schrei konnte das Knirschen des berstenden Knochens nicht übertönen. Auch Chinon schrie, doch sein Blut erstickte seine Stimme sogleich.
    Es war genau so, wie Tudor es beschrieben hatte, stellte John fest. Dieser schreckliche heiße Knoten in seinem Innern zerschmolz zu etwas Weicherem, breitete sich als angenehm warmes Glühen aus, das bis in die Brust strahlte. Es war ein solches Gefühl der Erleichterung für Körper und Geist, dass John einen Augenblick lang nicht sicher war, ob er jetzt aufhören konnte. Doch er beherrschte sich. Weil er wusste, dass seine Frau zusah.
    »Jetzt schafft ihn fort«, befahl er leise. Er schaute die Ritter nicht an. Er legte keinen Wert darauf, ihr Befremden zu sehen. Auch zu Juliana wandte er sich nicht um. Er wartete, bis Little und Harley mit Victor de Chinon auf der

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