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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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kunstvoll gearbeitet war, dass sie das winzige Scharnier und das Schloss auf beiden Seiten des Edelsteins beinah unsichtbar machte.
    »Ich glaube, ich habe Euch noch nie ohne ihn gesehen, Mylord.«
    »Nein, ich trage ihn immer. Von all meinen Schätzen ist er mir der kostbarste. Er enthält einen Splitter des Kreuzes, an dem unser Herr Jesus Christus für uns gestorben ist, John.« Mit einem kleinen, entzückten Lächeln sah er zu, wie der Saphir in der Sonne funkelte. Dann begann er zu erzählen. »Ich war ein junger Bischof und im Begriff, in Lincoln mein erstes Episkopat anzutreten, als mein Vater starb. Es war ein schwerer Schlag. Mein Bruder war im Exil, wir bangten um Harrys Leben und das seiner Brüder – sehr dunkle Tage für das Haus derer von Lancaster. Meine Mutter war eine starke Frau, aber ihre Trauer war bitter. Schwer mit anzusehen. Ich begleitete den Trauerzug nach Süden, denn mein Vater sollte in St. Paul beigesetzt werden, und jeden Abend hielten wir an einer Kirche oder einem Kloster, und ich las abends und morgens eine Messe für seine Seele. Als wir zur Abtei von St. Albans kamen, verweigerte der Abt uns Quartier und mir den Zugang zu seiner Kirche. Der Hintergrund war ein alter Streit zwischen dem Kloster und meinem Amtsvorgänger in Lincoln, die Details sind hier ohne Belang. Tatsache ist, der Abt wollte die Schwäche unserer Position ausnutzen, um mir Zugeständnisse abzupressen und meine Mutter und mich zu demütigen. Ich konnte nachgeben oder meine Mutter zwingen, Anfang März im unablässigen Regen unter freiem Himmel zu nächtigen und auf den Trost der Messe zu verzichten.
    Der Abt von St. Albans trug diesen Ring am Finger. Und während wir feilschten wie die Fischweiber auf dem Markt, erwähnte er, was die Kammer unter dem Saphir enthält. Da war mein Herz voller Habgier, John. Möge Gott mir vergeben. Selten habe ich in meinem Leben etwas so begehrt wie diesen Ring. Und so schlug ich Gott einen Handel vor. Ich sagte zu ihm: Ich werde den Forderungen des Abtes nachgeben, damit meine Mutter nicht gedemütigt wird und ich für die Seele meines Vaters beten kann, die es nötig hat. Ich werde mein Bischofsamt also mit einer Blöße beginnen und zulassen, dass der Abtvon St. Albans mich für einen Schwächling hält. Und für dieses Opfer sorgst du dafür, dass ich diesen Ring bekomme. Egal wie. Sagen wir, du hast ein Jahr Zeit, ein Wunder zu wirken. Verstreicht diese Spanne, ohne dass ich den Ring bekomme, werde ich all meine Kräfte, mein Vermögen und notfalls meinen letzten Atemzug darauf verwenden, den Abt von St. Albans zu vernichten.«
    John sah ihn kopfschüttelnd an. »Ihr habt Gott erpresst?«, fragte er fassungslos.
    Beaufort machte große Unschuldsaugen. »Ich habe ihm ein Geschäft vorgeschlagen, wie ich sagte. Tja, John, und was soll ich Euch erzählen? Ein gutes Vierteljahr später kehrte mein Bruder unerwartet aus dem Exil zurück, und noch ein Vierteljahr später war er plötzlich König von England. Als ich in meiner Eigenschaft als Bischof von Lincoln zu einer Visitation nach St. Albans kam, schlotterte der Abt. Er fürchtete natürlich, jetzt, da das Haus Lancaster die Macht in England besaß, werde ich ihn für die Kränkung büßen lassen. Er überschlug sich förmlich vor Herzlichkeit. Und er schenkte mir seinen Ring, John. Ich brauchte nicht einmal darum zu bitten.«
    John schüttelte verwundert den Kopf. Er sann über diese seltsame Geschichte nach, stellte sich den Triumph des jungen, gekränkten Bischofs vor und musste unwillkürlich lächeln. »Man könnte fast meinen, das Haus Lancaster sei nur deswegen zur Königswürde gelangt, weil Gott beschlossen hatte, auf Euren Handel einzugehen.«
    Beaufort lachte in sich hinein. »Mit dem Gedanken habe ich mich dann und wann amüsiert. Wobei natürlich niemand weiß, welchen Handel mein Bruder Henry wiederum mit Gott geschlossen hatte, nicht wahr?«
    »Und Ihr wollt mich ernsthaft dazu anstiften, einen ähnlichen Kuhhandel mit Gott zu schließen?«, fragte John zweifelnd.
    Der Bischof deutete ein Schulterzucken an. »Voraussetzung dafür ist natürlich, dass es etwas gibt, das Ihr haben wollt. Etwas, das nur Gott Euch geben kann und das Ihr so begehrt,dass es den Preis wert wäre, Victor de Chinon dafür am Leben zu lassen.«
    Ein gesundes Kind, dachte John augenblicklich. Es müsste nicht einmal ein Junge sein, Gott. Ich hätte ihm ja doch nichts zu vererben. Eine Tochter wäre völlig in Ordnung. Was sagst

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