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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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zur Kenntnis nehmen?«
    Sie warf aufgebracht die Arme hoch. »Dann schlag ein Thema vor, das dir genehm ist! Wie wär’s mit dem Wetter?«
    Er sah noch einen Moment in die wütend funkelnden Augen, dann wandte er sich wortlos zur Tür.
    »Ja, lauf nur wieder davon, das ist ja immer das Einfachste!«
    Er drehte sich wieder um. »Und welchen Sinn hätte es, wenn ich bliebe? Findest du so großen Gefallen daran, mit mir zu streiten?«
    Sie nickte. »Es ist besser als nichts.«
    Langsam kam er in den Raum zurück; es schien fast, als bewegten seine Füße sich gegen seinen Willen. »Der Ansicht bin ich nicht.«
    »Nein, ich weiß«, erwiderte sie mutlos.
    »Juliana, ich …« Er unterbrach sich und raufte sich mit der Linken die ohnehin schon zerzausten schwarzen Locken. »Gott, ich weiß nicht, wie ich dir das begreiflich machen soll. Ich habe das Gefühl, auf einen Abgrund zuzuschlittern. Ich suche nach einem Halt und finde keinen …«
    »Weil du die Hände nicht siehst, die sich dir hilfreich entgegenstrecken.«
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Du kannst mir nicht helfen. Du willst es nicht einmal. Du willst nur, dass … dass die dunklen Wolken verschwinden und die Sonne wieder zum Vorschein kommt. Aber das geht nicht immer so ohne weiteres. So ist das Leben nun einmal nicht.«
    »Ich weiß.« Sie trat einen Schritt näher auf ihn zu. »Denk ja nicht, das wüsste ich nicht. Und darum war ich geduldig und habe dich zufrieden gelassen. Wie dein Bruder mir geraten hat. Ich war geduldiger als je zuvor in meinem Leben, John.«
    Das warst du wirklich, fuhr es ihm durch den Kopf. Er war zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, um es zu merken. »Aber jetzt hat deine Geduld sich erschöpft.« Er setzte sich auf die Bettkante und seufzte. »Und was nun?«
    Sie wandte den Blick ab und hob die Schultern. Dass er sich über sie lustig machte, verschlug ihr die Sprache. Sie war noch nie in ihrem Leben so einsam gewesen wie während der letzten Wochen, und es war eine bittere Erfahrung, an der Seite eines geliebten Menschen einsam zu sein. Sie fand, ein bisschen Respekt hätte ihr zugestanden.
    John klopfte einladend neben sich und nickte ihr zu. »Komm her.«
    Sie schnaubte leise. Das kann nicht dein Ernst sein, sagte ihr Ausdruck. Doch es war sein Ernst, erkannte sie an seinem unverwandten Blick.
    Zögernd trat sie näher.
    John ergriff ihre Hand und zog sie zu sich herab, ehe sie es sich anders überlegen konnte. »Komm schon her. Es tut mir Leid, Lady Juliana. Lass es mich wieder gutmachen, hm?«
    Sein zerknirschtes kleines Lächeln zerstreute Julianas Bedenkenim Handumdrehen. Und als John sie an sich zog und die Lippen auf ihre legte, erwiderte sie seinen Kuss voller Gier, so als sei sie ausgehungert nach seiner Zuwendung.
    Plötzlich schämte er sich. Er wollte sie einwickeln. Hatte seinen Charme mit Berechnung eingesetzt – so wie sein Bruder Raymond es tat –, um seine Frau willig zu stimmen. Nicht um ihretwillen, sondern weil er Gott jede Chance einräumen wollte, seinen Teil des Handels zu erfüllen. Weil er einen Ausweg wollte. Und Juliana raffte mit einer Hand schon ihre Röcke, während die andere an seinem Gürtel zerrte, fiebrig vor Hast, beinah verzweifelt, weil sie immer noch naiv genug war, diesen fleischlichen Akt für echte Nähe zu halten.
    John ergriff ihre Hände. »Warte. Schsch. Warte, Juliana.«
    »Worauf?«, fragte sie verwirrt.
    Er führte die Hände nacheinander an die Lippen und küsste sie. Dann begann er, seine Frau auszuziehen, geruhsam, wie er es lange nicht getan hatte. Er entblätterte sie förmlich. Erst fiel das hochgeschlossene Überkleid, dann die Kotte mit den weiten Ärmeln, zuletzt das lange Hemd, und er widmete sich jedem Zoll Haut, den er freilegte, mit der gebotenen Gründlichkeit, bewunderte ihren matten Schimmer, das samtige Gefühl der winzigen, goldenen Härchen auf Armen und Oberschenkeln. Dann löste er ihre Flechten, drapierte die langen blonden Locken um ihre Schultern, bis der Anblick ihn zufrieden stellte, und drückte Juliana behutsam in die Kissen hinab.
    »John, was tust du?« Aber jetzt lächelte sie.
    Er stand auf und entledigte sich seiner Kleider in einem Bruchteil der Zeit, die er auf die ihren verwendet hatte.
    »Wie ich sagte«, antwortete er, als er sich neben sie aufs Bett kniete. »Ich mach es wieder gut.«
    Und dann liebte er seine Frau.

Corbeil, Juli 1422
    S ire, nehmt doch Vernunft an«, bat der Earl of Warwick beschwörend. »Ihr könnt nicht

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