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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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noch kräftige Hand. Man konnte fühlen, dass sie öfter ein Schwert als ein Szepter gehalten hatte.
    »Das ist nur das Fieber«, murmelte der Kranke. »Ich fürchte mich nicht.«
    »Gut so, mein König …«
    Harry wandte den Kopf und sah ihn an. »Warum sollte ich? Ich habe Gott immer vertraut, wieso nicht jetzt? Mir will scheinen, es wäre besser gewesen, ich hätte meinen bedauernswerten, schwachsinnigen Schwiegervater überlebt und wäre nach ihm König von Frankreich geworden, um unsere Position hier zu festigen. Aber wer weiß. Womöglich ist Gott der Ansicht, nicht der kriegerische Harry, sondern sein unschuldiger Sohn solle der erste englische König auf dem französischen Thron werden. Vielleicht kann das französische Volk sich ihm leichter unterwerfen. Nur hätte ich ihn gern ein einziges Mal gesehen und auf dem Arm gehalten, meinen Sohn …«
    Raymond hatte große Mühe, an seinen guten Vorsätzen festzuhalten. Er biss sich auf die Zunge und schluckte energisch, um den dicken Kloß in seiner Kehle hinunterzuwürgen.
    »Raymond …«
    »Mylord?«
    »Ich will, dass du meinem Bruder hier hilfst. Bedford ist ein mutiger Soldat und ein umsichtiger Kommandant, ihm würde nie ein solcher Fehler unterlaufen wie Clarence. Aber ich habe ihn zu oft in England gelassen. Es mangelt ihm an Erfahrung, und darum ist er unsicher. Er wird Rat brauchen. Ehrlichen, guten Rat.«
    »Verlass dich auf mich.«
    »Und ich habe lange überlegt, wem ich die Fürsorge für meinen Sohn anvertrauen soll. Ich denke … ich denke, das Beste wird sein, wenn Warwick und mein Onkel, Bischof Beaufort, sich die Vormundschaft teilen.«
    »Zwei sehr gute Männer«, murmelte Raymond. Für Warwick hatte er nie viel übrig gehabt, doch das machte ihn nicht blind für die Tatsache, dass der Earl ein aufrechter, kluger Mann war.
    »Aber sie sind viel zu alt, um für meinen Sohn das zu sein, was du für mich warst. Oder dein Vater für meinen Vater. Diese Aufgabe … übertrage ich deinem Bruder.«
    »Ich sag’s ihm. Aber jetzt sprich nicht weiter, Harry. Überanstreng dich nicht.«
    »Richte ihm aus, das sei mein letzter Wunsch an ihn. Er soll … er soll Henrys Freund und Komplize sein. Sein Beschützer, sein Reit- und Fechtlehrer. Aber vor allem sein Freund.«
    Raymond hatte Zweifel, dass man Freundschaft befehlen konnte. So wie er John kannte, würde der sich den Wunsch des Königs gewiss zu Herzen nehmen und sich dem kleinen Prinzen Henry widmen, doch welche Beziehung sich zwischen den beiden entwickelte, würde allein die Zeit zeigen. Er äußerte seine Zweifel indessen nicht. »Ich glaube, dein Sohn könnte schwerlich einen besseren Freund haben.«
    Harry lächelte müde, seine Lider waren schon fast zugefallen. »Das glaube ich auch.«
     
    Er schlief ein paar Stunden, und am Abend rief er seinen Kaplan zu sich, legte die Beichte ab, hörte die Messe und empfing die Letzte Ölung. Dann schickte er nach seinen Freunden und Weggefährten, um Abschied zu nehmen.
    »Hier.« Er legte die abgemagerte Hand auf einen dicken Stapel Pergamentbogen, der neben ihm auf dem Bett lag. »Dies ist mein Testament, das meinen Nachlass regelt.« Er grinste geisterhaft. »Bedauerlicherweise sind es hauptsächlich Schulden, die ich zu vererben habe. Sorgt dafür, dass es nach England gebracht und wortgetreu umgesetzt wird. Wollt Ihr das für mich tun, Onkel?«, bat er Exeter.
    Der bärtige Mann nickte und räusperte sich. »Natürlich, Sire.«
    »Gut. Und nun hört mir zu, Gentlemen. Was ich Euch zu sagen habe, ist wichtig für die Zukunft meines Reiches dies- und jenseits des Kanals. Ich bestimme meinen Bruder John of Bedford zum Regenten von Frankreich und zum Oberbefehlshaber unserer Truppen. Hör nicht auf zu kämpfen, bis du den Dauphin besiegt und Frankreich vollständig erobert hast, John. Schwöre es mir.«
    Ohne zu zögern, kniete sein Bruder neben dem Lager des Sterbenden nieder und schwor.
    Harry nickte und schloss einen Moment die Augen. SeinGesicht war grau vor Erschöpfung. Aber er war noch nicht ganz fertig.
    »Ich muss dir diese Aufgabe aufbürden bis zu dem fernen Tag, da mein Sohn mündig wird. Sie ist so schwierig, dass ich sie allein dir anvertrauen kann.«
    Bedford nickte, küsste die Hand seines Bruders und stand wieder auf.
    »Und da … da du nicht gleichzeitig hier und in England sein kannst, übertrage ich meinem Bruder Humphrey of Gloucester für die Dauer der Minderjährigkeit meines Erben die Regentschaft über England.«
    Raymond

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