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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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beisetzen. In Westminster.«
    »Was hat der Zeitpunkt seiner Beisetzung mit dem Tod des Königs von Frankreich zu tun?«
    »Offenbar war abzusehen, dass der alte König im Sterben lag, und Bedford wollte warten, bis Charles tot ist, ehe er als neuer Regent von Frankreich den französischen und burgundischen Lords, die zu uns stehen, den Treueid abnimmt. Außerdem wollte Katherine ihren sterbenden Vater nicht verlassen.«
    »Wieso sagst du das so missfällig?«, wollte Juliana wissen und tauchte ihr Stück Brot in seine Schale, weil ihre eigene Eintopfbrühe schon aufgetunkt war.
    »Weil sie Harrys Frau ist. Ihr Platz vor, während und nach seinem Tod wäre an seiner Seite gewesen, nicht an der ihres Vaters, der ohnehin so umnachtet war, dass er nicht merken konnte, ob es seine Tochter oder ein Pariser Straßenmädchen war, das an seinem Bett wachte.«
    Juliana hörte, dass John wirklich verbittert über dieses Versäumnis der Königin war. Sie wusste, wie schwer ihn Harrys Tod getroffen hatte. Welch ein Schmerz dieser Verlust für ihn war. Und sie ahnte, dass er die Königin als Sündenbock wollte, um seinen Schmerz zu lindern, aber sie sagte lediglich: »Nun, jetzt ist sie Harrys Witwe, und ich für meinen Teil bedaure sie.«
    »Siehst du, das hab ich mir gedacht.« Es klang halb verstimmt, halb belustigt. »Darum dachte ich mir, ich nehme dich mit.«
    Juliana fiel das Brot aus der Hand. » Was ?«
    John nickte. »Natürlich nur, wenn du willst. Aber wir können uns nicht ewig vor der Welt verstecken. Die Gäste bei der Auktion im Frühjahr hier haben mir Hoffnung gemacht, dass nicht alle uns die kalte Schulter zeigen werden. Außerdem haben die Lords jetzt ganz andere Sorgen als uns.«
    »Das ist wahr«, erwiderte sie versonnen. »Aber denkst du nicht, dass mein Vater wütend auf dich sein wird, wenn du mich einfach so mitbringst?«
    »Nein, das glaube ich nicht«, erwiderte er mit Nachdruck. Jedes Mal, wenn er feststellte, dass Juliana sich immer noch ein wenig vor ihrem Vater fürchtete, hätte er Beaufort am liebsten den Hals umgedreht. »Ich glaube vielmehr, es wird Zeit, dass du die Königin kennen lernst. Sie macht gewiss eine schwere Zeit durch und kann eine Frohnatur wie dich, die obendrein fließend Französisch spricht, gut gebrauchen.«
    »Ich bin keine Frohnatur, John«, widersprach sie stirnrunzelnd.
    Er lächelte sie an. »Doch, meistens schon. Wenn ich dir nicht gerade Kummer mache. Außerdem dachte ich mir, ich sollte den kleinen Robert mitnehmen. Eugénie hat ihn ein halbes Jahr lang nicht gesehen und Raymond erst ein einziges Mal. Sicher wäre sein Sohn ihm ein Trost. Und der kleine Kerl hängt doch so an dir.«
    Seit Eugénie im Mai mit der Königin nach Frankreich gereist war, hatte Juliana sich bemüht, Mutterstelle an Robert zu vertreten, auch wenn es natürlich in Wahrheit nur die Amme war, die ein Säugling brauchte.
    »Und wenn sich herausstellen sollte, dass wir länger am Hof bleiben, kann der Leibarzt der Königin dich entbinden.«
    »Ah!« Juliana ging ein Licht auf. »Jetzt durchschaue ich deine Absichten.«
    »Nichts gegen Liz«, beeilte John sich zu versichern. »Aber mir wäre wohler, wenn du die nächsten Monate unter ärztlicher Aufsicht stündest.«
    Juliana ergriff seine Hand. »Was immer du sagst, Liebster«, murmelte sie ungewöhnlich fügsam.
    Im Grunde war sie nicht besonders versessen auf ›ärztliche Aufsicht‹, was zweifellos bedeuten würde, dass ihr nur noch mehr Dinge verboten wurden. Aber ihr graute vor dem langen Winter in Waringham. Die Vorstellung, an den Hof zu kommen und die Königin kennen zu lernen, war unwiderstehlich aufregend, so traurig die Umstände auch sein mochten.
     
    Die viel gerühmte Schönheit der Königin hatte eine beinah unirdische Note angenommen. Als habe der Todesengel, der innerhalb von nur sechs Wochen erst ihren Gemahl und dann ihren Vater abberufen hatte, auch sie mit seinem Flügel gestreift. Kerzengerade stand sie vor ihrem prunkvollen Sessel, von Kopf bis Fuß in Schwarz gehüllt, sehr ernst und würdevoll.
    Juliana war vor ihr in einen tiefen Knicks gesunken und wagte nicht, den Blick zu heben.
    John kniete an ihrer Seite. »Madame, meine Gemahlin, Juliana of Wolvesey.«
    »Seid mir willkommen. Erhebt Euch, Jean. Und Ihr auch, Madame. Es ist gut von Euch, dass Ihr gekommen seid.«
    John stand auf und reichte Juliana die Hand, um ihr auf die Füße zu helfen. Wenngleich sie erst im fünften Monat ihrer Schwangerschaft war, wirkte

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