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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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und Exeter tauschten einen verstohlenen Blick und sahen ihre eigenen Bedenken in den Augen des anderen wiedergespiegelt.
    »Sagt ihm, dass ich mein Vertrauen in ihn setze. Sagt ihm aber auch, dass ich ihn ermahne … Englands Wohl immer über sein eigenes zu stellen. Und von Euch anderen, Sirs, erwarte ich, dass Ihr mir Eure Treue und Freundschaft über den Tod hinaus erweist, indem … indem Ihr meine Brüder unterstützt und meinen Sohn behütet. Macht … einen guten König aus Henry. Seht zu, dass er ein Lancaster wird …«
    Die Lider fielen zu.
    Reglos und stumm blieben sie um das Bett herum stehen und blickten auf ihren König hinab. Jetzt, da er schlief, hielten sie die Tränen nicht länger zurück. Die Bischöfe und Mönche nickten einander zu und begannen leise murmelnd zu beten.
    »Wie sollen wir das schaffen ohne dich, Harry?«, flüsterte Bedford heiser. »Welchen Sinn hat es denn überhaupt ohne dich …«
    Sein Onkel Exeter legte ihm mahnend die Hand auf den Arm, aber er nickte. Bedford hatte ihnen allen aus der Seele gesprochen.
    »Ich schätze, da er es uns aufgetragen hat, werden wir wohl ohne Sinn und Hoffnung weitermachen«, murmelte Raymond.Friedlich und ohne noch einmal aufzuwachen glitt Harry davon, gab sich dieses eine Mal kampflos geschlagen. Zwei Stunden nach Mitternacht hörte er auf zu atmen.
    Bedford faltete ihm die Hände auf der Brust, beugte sich vor und küsste ihn auf die Stirn. »Geh mit Gott, Bruder.« Als er sich wieder aufrichtete und in die Gesichter sah, erkannte er, dass niemand in der Lage schien zu sagen, was ausgesprochen werden musste, darum tat er es schließlich selbst:
    »So starb Harry of Lancaster, welcher der fünfte König Henricus von England war, am Tage des heiligen Joseph von Arimathia, dem einunddreißigsten August im Jahre des Herrn eintausendvierhundertundzweiundzwanzig. Er war zu ruhmreich, um lange zu leben.«

Waringham, Oktober 1422
    N ein, Lady, Euer Gemahl hat völlig Recht. Ihr dürft nicht mehr ausreiten«, erklärte Liz energisch. »Es ist viel zu riskant.«
    »Aber du hast gesagt, wenn die ersten drei Monate um sind, ist die gefährlichste Zeit überstanden«, protestierte Juliana. »Und es wäre das Gesündeste für mich und das Kind, wenn ich so normal wie möglich weiterlebe.«
    Liz unterdrückte ein Seufzen und schüttelte den Kopf. »Damit habe ich bestimmt nicht gemeint, dass Ihr reiten sollt. Wenn Ihr herunterfallt, kann es ohne weiteres passieren, dass Ihr Euer Kind verliert.«
    »Warum in aller Welt sollte ich herunterfallen?«, entgegnete Juliana verdrossen.
    »Weil es eben passiert«, gab Liz kurz angebunden zurück. »Glaubt mir, ich weiß, wovon ich rede. Selbst unsere Stallburschen auf dem Gestüt, die sich für die besten Reiter in England halten, muss ich fortwährend zusammenflicken. Euer Gemahl hat ganz recht getan, es zu verbieten.« Und sie konnte sich nichtverbeißen, hinzuzufügen: »Ihr solltet Gott wahrhaftig dankbarer und ein bisschen vernünftiger sein.«
    Juliana wies sie nicht zurecht. Sie wusste ja selbst, dass Liz die Wahrheit sagte.
    Schon bald nach Mittsommer hatte sie gewusst, dass sie schwanger war. Sie hatte versucht, sich keine allzu großen Hoffnungen zu machen, denn sie hatte schon zweimal zuvor empfangen und beide Kinder in den ersten Wochen verloren. Je mehr Zeit verging, desto schwieriger wurde es freilich, ihre Euphorie zu zügeln, zumal John beinah trunken vor Glückseligkeit gewesen war, als sie ihm sagte, sie trage ein Kind.
    Doch jetzt war der Sommer vorüber. Der unablässige Oktoberregen war wie ein Vorgeschmack auf den langen, öden Winter, und die Todesnachricht aus Frankreich hatte sich wie ein Schatten auf ihr Herz gelegt.
    »Aber ich werde ganz schwermütig, wenn ich hier immerzu eingesperrt bin«, bekannte sie niedergeschlagen.
    »Nein, auch das dürft Ihr nicht«, erwiderte Liz ohne erkennbares Mitgefühl. »Denn auch das schadet Eurem Kind.«
    »Aber was soll ich tun?«
    »Nehmt Euch zusammen«, riet die Hebamme. »Wenn Ihr noch nicht wisst, dass Frauen ihre eigenen Wünsche für das Wohl ihrer Kinder zurückstellen müssen, dann wird es höchste Zeit, dass Ihr es lernt.«
    Juliana war gekränkt. Abrupt wandte sie Liz den Rücken zu und beschied: »Du kannst gehen.«
     
    Als John bei Einbruch der Dunkelheit bis auf die Haut durchnässt vom Gestüt zurückkam, fand er seine Frau schlafend in ihrem Bett vor.
    Behutsam schloss er den Bettvorhang ein wenig, damit das Licht seiner Kerze sie nicht

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