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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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weckte, und stellte den Leuchter ein gutes Stück vom Bett entfernt auf den Tisch. Doch kaum hatte er trockene Sachen angelegt, wachte Juliana auf.
    »Liz hat mir die Leviten gelesen«, murmelte sie schlaftrunken.
    Er musste lächeln. »Ja, das hat sie mir erzählt.«
    »Natürlich. Bevor ich mich über sie beklagen konnte. Ihr steckt ja immerzu unter einer Decke.«
    Aber er hörte, dass sie nicht mehr ärgerlich war. »Du darfst es ihr nicht übel nehmen, Juliana. Liz trägt selber ein Kind. Und ihr Mann, der Schmied, ist schwer krank. Vermutlich wünscht sie sich deine Sorgen.«
    »Matthew ist krank?« Sie setzte sich auf und rieb sich die Augen wie ein kleines Mädchen. »Was fehlt ihm denn?«
    »Ich bin nicht sicher, aber ich fürchte, er hat die Schwindsucht.«
    Sie stieß einen kleinen Schreckenslaut aus, und John erahnte, dass sie sich bekreuzigte.
    Er setzte sich auf die Bettkante und zog sie behutsam an sich. »Also, wenn du kannst, dann sei nachsichtig mit ihr. Und vor allem: Hör auf sie.«
    Juliana lehnte den Kopf an seine Schulter. »Natürlich höre ich auf sie. Ich weiß ja, dass sie Recht hat. Und ich will dieses Kind so sehr, John.«
    Er küsste die weizenblonde Lockenpracht. »Ja, ich weiß.«
    Als das erste Drittel der Schwangerschaft überstanden war und Liz ihm gesagt hatte, dieses Mal bestünde zumindest eine Chance, hatte er befohlen, Victor de Chinon von seinen Ketten zu erlösen. Und als die Wachen daraufhin Mut fassten und vorsichtig anfragten, ob sie diesem armen französischen Teufel jetzt vielleicht auch einmal etwas anderes bringen dürften als immer nur Wasser und hartes, dunkles Brot, eh er ihnen verhungerte, hatte John zähneknirschend zugestimmt. Gott sollte sehen, dass er guten Willens war.
    »Hör zu, Juliana. Ich muss morgen fort.«
    Sie ließ ihn los und hob den Kopf, damit sie ihn anschauen konnte. »Wohin?«
    »Nach Westminster.«
    »Aber …«
    Es klopfte vernehmlich. »Ich bring Euch und der Lady Juliana etwas zu essen, Sir John!«, rief Rose. »Da Ihr nicht in dieHalle runtergekommen seid, trag ich es Euch eben nach. Ich mach das gern, wirklich. Ich hab ja sonst nichts zu tun.«
    Grinsend ging John zur Tür, öffnete und nahm ihr das Tablett mit zwei gut gefüllten Eintopfschalen und Weinbechern ab. »Gott segne dich für deine Güte, Rose. Ich bin sicher, er hat dein gutes Werk gesehen, so wie er alles sieht.«
    »Oh, hoffentlich nicht alles, Sir John …«, gab die kecke Rose lachend zurück und machte sich davon.
    John trug das Tablett zum Tisch. »Komm essen, Juliana.«
    Folgsam gab sie den warmen Platz unter der Daunendecke auf und kam, nur mit Hemd und Kotte bekleidet, an den Tisch.
    Der Eintopf duftete verführerisch nach Pastinaken und Speck, und sie widmeten sich ihm eine Weile schweigend.
    »Die Köchin ist viel besser geworden«, bemerkte John zwischen zwei Löffeln.
    »Hm.« Es war genau der gleiche ironische Laut, den ihr Vater so gern von sich gab. »Das liegt daran, dass ich die Köchin zur Wäscherin und die Wäscherin zur Köchin ernannt habe.«
    John starrte sie ungläubig an. » Maud ?«
    Juliana nickte. »Ich habe ihr gesagt, wenn ich auch nur Grund zu dem Verdacht hätte, dass sie uns ein einziges Grießkörnchen stiehlt, sorge ich dafür, dass sie beim nächsten Kirchengerichtstag der Unzucht angeklagt wird. Das hat sie beeindruckt. Anscheinend legt sie keinen Wert darauf, an einen Karren gebunden und durchs Dorf geprügelt zu werden.«
    John nickte überzeugt. »Das ist besonders bitter für diejenigen, die bei ihren Nachbarn schlecht gelitten sind. Nicht nur schmerzhaft, sondern vor allem erniedrigend.«
    »Darauf wette ich«, erwiderte Juliana trocken, die aufgrund ihrer Stellung niemals befürchten musste, dergleichen zu erleben. »Jedenfalls hat meine fürchterliche Drohung gewirkt. Ich kontrolliere die Vorratskammern jeden Tag, und bislang war immer alles in Ordnung.«
    John war nicht besonders glücklich über diese Lösung, aber er mischte sich nicht in die Zuständigkeiten seiner Frau. Er gablediglich zu bedenken: »Das bedeutet viel unnötige, zusätzliche Arbeit für dich.«
    Sie hob kurz die Schultern. »Dafür schmeckt das Essen besser.«
    Er lächelte. »Das ist wahr.«
    »Also, wieso musst du nach Westminster?«, fragte Juliana.
    »Der Bischof hat mir Nachricht geschickt und mich hinbeordert. Du wirst es nicht glauben, aber nun ist auch der alte König von Frankreich gestorben. Das heißt, sie werden Harry endlich heimbringen und

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