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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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ihrer Heimat bleiben und England vergessen können.«
    »Sie ist Königin von England«, wandte John nachdrücklich ein. »Es steht ihr nicht an, ihm einfach den Rücken zu kehren, mit oder ohne Prinz.«
    »Du bist mein Freund, und es gibt nicht viel, das ich nicht für dich täte, John. Aber wenn du mir mit dieser englischenÜberheblichkeit kommst, könnte ich dir jedes Mal die Zähne einschlagen.«
    John verdrehte kurz die Augen und ging nicht darauf ein. Stattdessen sah er sich in Katherines Gemach um. Es war ein prachtvoll eingerichteter Raum. Die Bettvorhänge waren leuchtend purpurrot und zeigten in großen, kunstvoll gestickten Goldbuchstaben die Initialen H und K. Die flächendeckenden Wandbehänge bestanden aus langen Bahnen, die von der hohen Decke bis zum Boden reichten und abwechselnd die französische Lilie und den englischen Löwen zeigten. Das Fenster war verglast, und der schwarz-weiß geflieste Boden hatte das gleiche Rautenmuster wie die in Blei gefassten Scheiben. Zwischen dem Bett und den beiden Sesseln, in welchen jetzt Juliana und Eugénie saßen, lag ein bunt gemusterter Teppich. John hatte noch nie von Teppichen gehört, die man auf den Boden legte.
    Vorsichtig setzte die Königin den Prinzen darauf ab, und Henry machte sich augenblicklich daran, die Welt auf allen vieren zu erkunden. Verblüffend schnell krabbelte er auf den Tisch zu, machte dort Halt und begann, an Johns Stiefelschnallen zu spielen.
    Wie üblich waren Johns Stiefel hochbetagt, und vor allem das Verschlussleder war rissig. Ehe der Prinz ihnen den Rest geben konnte, hob John ihn hoch und setzte ihn auf sein Knie. »Armes England«, murmelte er und fuhr Henry über die weichen, dunkelblonden Locken. »Was soll nur aus dir werden mit so einem winzigen König?«
    Plötzlich wandte der Junge den Kopf und schaute ihn an. John lächelte, aber in Wahrheit war es eher eine schmerzliche Grimasse. Henry hatte ein Gesicht wie ein Cherub; man konnte noch nicht sagen, ob er eher seinem Vater oder seiner Mutter nachschlug. Doch die Augen, die Johns Blick so voll arglosen Interesses erwiderten, glichen den Augen des toten Königs so sehr, dass es John für einen Moment vorkam, als spüle eine Welle von Erinnerungen über ihn hinweg.
    »Ah, ich sehe, Ihr habt Euch bereits mit Henry bekannt gemacht«, sagte Beauforts Stimme von der Tür. »Das trifft sich gut.«
    John erhob sich genau wie Tudor und verneigte sich mitsamt dem Prinzen auf seinem Arm. »Mylord.«
    Der Bischof wandte sich an die Königin. »Darf ich eintreten?«
    »Onkel!«, rief Katherine erfreut aus, erhob sich von der Bettkante und trat ihm entgegen.
    Er küsste sie vertraulich auf die Stirn und legte ihr gar für einen winzigen Moment die Hand an die Wange. Dann begrüßte er die Countess of Waringham und schließlich seine Tochter.
    John verfolgte dieses Wiedersehen mit Argusaugen.
    Juliana stand mit gesenktem Blick vor dem Bischof, es fehlte nur noch, dass sie die Hände auf dem Rücken verschränkte.
    Beaufort blickte kurz auf ihren gewölbten Bauch, hob ihr Kinn dann behutsam mit dem Zeigefinger und küsste auch Juliana die Stirn. »Ich hoffe, du bist wohl, mein Kind?«
    Sie lächelte befreit. »Es könnte kaum besser sein, Mylord.«
    Einen Moment sahen sie sich an. Ohne Verlegenheit, aber ebenso ohne Worte. Plötzlich bedauerte John sie beide. Vielleicht hätte Beaufort gern gesagt: »Du erinnerst mich an deine Mutter in diesem Zustand.« Und vielleicht hätte Juliana gern gefragt: »Was sagst du dazu, dass du Großvater wirst?« John erinnerte sich, dass sein Vater und seine Schwester Joanna immer lange, vertrauliche Gespräche geführt hatten, wenn sie ein Kind erwartete. Aber all diese Dinge blieben Juliana und ihrem Vater verwehrt.
    John brachte den kleinen Prinzen der Amme zurück, trat zu seiner Frau und legte ihr den Arm um die Taille. »Ihr habt nach mir geschickt, und hier bin ich, Mylord.«
    Der Bischof nickte. »Und ich bin gekommen, um Euch der Königin und Eurer Frau zu entreißen, wenn sie uns entschuldigen wollen.« Ohne das Einverständnis der Damen abzuwarten, nahm er John am Ärmel und führte ihn zur Tür.
    Während sie draußen den Korridor entlangschritten, fragte Beaufort: »Geht es ihr wirklich gut?«
    »Ja. Und die Hebamme in Waringham sagt, dieses Mal dürfen wir hoffen.«
    Der Bischof gab keinen Kommentar ab. John warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. Beaufort wirkte so tief besorgt, dass er grimmig aussah. Und er hinkte wieder, wie so oft in der

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