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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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sie doch schon ein wenig schwerfällig.
    Katherine kam die beiden kleinen Stufen von ihrem Sessel herab und nahm John und seine Frau kurz bei den Händen. »Wir wollen nicht gar zu förmlich sein, mes amis «, bat sie. »Für dergleichen habe ich im Moment keinen Sinn.«
    John nickte, blieb aber untypisch steif, als er sagte: »Gestattet mir, Euch mein Beileid zu Eurem Verlust auszusprechen.«
    Katherine betrachtete ihn einen Moment forschend.
    Juliana lächelte ihr scheu zu. »Seid ihm nicht gram, Madame. Er ist tief bekümmert über den Tod des Königs, und das macht ihn verdrießlich. Am besten, man hört nicht so genau hin.«
    John bedachte sie mit einem sehr finsteren Blick, aber Owen Tudor, der einen Schritt zur Rechten hinter der Königin gestanden hatte, kam mit einem breiten Lächeln näher und verneigtesich galant vor Juliana, was ihm nicht ähnlich sah. »Welch ein Gewinn Ihr für uns alle sein werdet, Lady Juliana.« Er nahm ihre Hand und führte sie kurz an die Lippen.
    »Das reicht, das reicht«, knurrte John. Er legte besitzergreifend einen Arm um die Schultern seiner Frau. »Leg dich nur nicht zu sehr ins Zeug.«
    »Er ist eifersüchtig?«, fragte Tudor Juliana. »Dann gebt nur Acht, dass er Euch nicht in einen Vogelkäfig sperrt. Ich habe beobachtet, dass englische Männer das häufig mit ihren Frauen tun, damit die Ärmsten ihnen nicht davonfliegen können, wenn ihnen klar wird, an welche Langweiler ihre Väter die Mitgift verschwendet haben.«
    Juliana kicherte, schlug dann sogleich schuldbewusst die Hand vor den Mund und schaute die Königin zerknirscht an. Doch Katherine musste selber lächeln.
    Während John und Tudor sich begrüßten, trat Eugénie hinzu, die neben dem Bett der Königin gestanden hatte. Sie hieß ihre Schwägerin herzlicher willkommen, als Juliana erwartet hätte, und als diese ihr sagte, dass sie den kleinen Robert mitgebracht habe, wurde umgehend nach den Ammen mit dem kleinen Prinzen und dem acht Monate alten Waringham-Erben geschickt.
    So war die düstere Stimmung von Trauer und kühlen Beileidsbekundungen bald vertrieben. Die Damen beugten sich über die beiden kleinen Jungen und tauschten sich über die Geheimnisse von Schwangerschaft und Säuglingspflege aus.
    Tudor brachte John derweil einen Becher Wein und setzte sich mit ihm an den Tisch unter dem Fenster, durch welches man einen Blick auf die Themse und die sumpfigen Wiesen am Südufer hatte.
    »Sei nett zu ihr oder verschwinde wieder«, murmelte Tudor auf englisch. »Sie ist eine sehr unglückliche Frau. Deine selbstgerechte Missbilligung kann sie nicht gebrauchen und hat sie auch nicht verdient.«
    John trank und hob dabei die Schultern. »Ich bin zu Bischof Beaufort gekommen, nicht zu Katherine. Also werde ich sie bald von meiner selbstgerechten Missbilligung erlösen.«
    Tudor lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und betrachtete die Königin mit verschränkten Armen. »Warum bist du wütend auf sie?«
    »Das fragst du?«, gab John mit unterdrückter Heftigkeit zurück. »Sie war nicht bei ihm. Keine fünfundzwanzig Meilen trennten sie, während Harry einen ganzen verdammten Monat lang im Sterben lag, und sie hat es nicht für nötig befunden, vorbeizuschauen.«
    Tudor nickte. »Er wollte sie nicht dahaben.«
    John schnaubte und winkte ab.
    »Frag deinen Bruder, wenn du mir nicht glaubst«, fuhr Tudor leise fort. »Katherine hat den König zu Pfingsten das letzte Mal gesehen. Da war er blass und dünn, weil er die Ruhr gehabt hatte, aber eindeutig auf dem Wege der Besserung. Dann zog er wieder aus, überquerte die Loire, lehrte den Dauphin wie üblich das Fürchten. Das waren die Nachrichten, die wir hörten. Bis am zweiten September der Bischof von London, der zu Harrys Gefolge gezählt hatte, in Seins erschien, um die Königin höflichkeitshalber von ihrem Witwenstand in Kenntnis zu setzen.« Er beugte sich leicht vor und zischte: »Kannst du dir vorstellen, wie sie sich gefühlt hat?«
    John war sprachlos. Unsicher sah er von Tudor zu Katherine und wusste nicht, was er denken sollte.
    Die Königin saß auf ihrer Bettkante, hielt den Prinzen auf den Knien und führte den Damen stolz vor, wie gut er schon sitzen konnte. Ihre Augen strahlten, und die Lippen hatten sich zu einem Lächeln verzogen, während sie ihn betrachtete.
    »Vielleicht ist es ein Segen, dass sie den kleinen Henry hat«, murmelte der Waliser. »Er ist ja in gewisser Weise alles, was ihr geblieben ist. Aber gäbe es ihn nicht, hätte sie in

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