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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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kalten Jahreszeit.
    »Juliana ist eine gesunde junge Frau, Mylord«, bemerkte John. »Aber es kann gewiss nicht schaden, wenn ihr bei Eurem obersten Lehnsherrn ein gutes Wort für sie einlegt.«
    »Es vergeht kein Tag, da ich das versäume«, bekannte Beaufort. »Aber derzeit sind es andere Dinge, die mir Kummer machen.«
    »Das überrascht mich nicht. Ein Land, das so plötzlich seines Königs beraubt wird und sich obendrein im Krieg befindet, gibt wohl Anlass zur Sorge.«
    »Vor allem mit einem solchen Regenten«, knurrte Beaufort.
    »Wie darf ich das verstehen?«, fragte John verwundert.
    Doch der Bischof schüttelte den Kopf und schwieg, bis er John in sein Quartier geführt hatte, wo Raymond und der Duke of Exeter warteten.
    Auch diesen beiden Männern war die Trauer um den König anzusehen. Der vierschrötige Exeter schien um Jahre gealtert, und Raymond wirkte eigentümlich geschrumpft. Seine Haut war fahl, sein Blick stumpf. Matt nickte er John zu, der ihm wortlos die Hand auf die Schulter legte.
    Der jüngere Bruder trat an die hohe Truhe neben dem Fenster, auf welcher ein Weinkrug stand. Er füllte drei Becher, brachte sie den Lords und schaute den Bischof dann fragend an.
    »Ich habe Euch nicht als Mundschenk hergebracht«, knurrte dieser ungeduldig. »Setzt Euch schon hin.«
    John hob verwundert die Brauen, kam der barschen Aufforderung aber willig nach.
    Der Bischof faltete die Hände vor sich auf dem Tisch und sah kurz in die Runde. »Das Wichtigste ist jetzt, dass der Kronrat schnellstmöglich zusammentritt. So vollzählig, wie es eben geht. Einige der Lords sind in Frankreich, aber wir werden schon ein handlungsfähiges Gremium zusammenbekommen.«
    »Ohne den Erzbischof von York können wir keine rechtsgültigen Beschlüsse fassen«, warf sein Bruder Exeter skeptisch ein.
    Der Bischof nickte. »Er ist ein alter Mann und reist langsam, aber ich weiß zufällig, dass er morgen hier eintrifft. Und wir sollten alles vorbereiten, um dann sofort handeln zu können. Ehe Gloucester es tut.«
    »Gloucester?«, fragten Raymond und Exeter wie aus einem Munde.
    Der Bischof seufzte leise. »Ich habe die letzten drei Tage damit zugebracht, Harrys Testament zu studieren, Gentlemen. Es ist leider in vielen wichtigen Punkten vage und lässt Spielraum für unterschiedliche Deutungen. So zum Beispiel in der Frage, ob der Kronrat Gloucester kontrollieren soll oder umgekehrt. Wollte Harry, dass Gloucester bis zur Mündigkeit des Prinzen allein herrscht? Oder wollte er, dass er der Arm ist, der die Beschlüsse des Kronrates ausführt?«
    »Letzteres natürlich«, erwiderte Exeter, als sei die Frage unsinnig. »Harry war bis zum Ende Herr seines Verstandes. Und er kannte seine Brüder. Besser als wir. Er hätte Englands Schicksal nie allein in Gloucesters Hände gelegt.«
    Der Bischof lächelte freudlos. »Aber es wird dich nicht überraschen zu hören, dass Gloucester völlig anderer Meinung ist, nicht wahr?«
    Exeter und Raymond tauschten einen entsetzten Blick.
    »Gloucester giert nach der Macht«, fuhr Beaufort fort. »Darum müssen wir jetzt sofort zwei Dinge tun: Der Kronrat muss morgen zusammentreten und Ladungen zum Parlament an die Lords versenden. An alle Lords. Auch an Gloucester. Natürlich muss er kommen. Schließlich ist er der Regent und vertritt den König im Parlament. Folgt er aber der Ladung, unterwirft er sich damit dem Kronrat, und ein Präzedenzfall ist geschaffen.«
    Exeter betrachtete seinen Bruder mit einem Kopfschütteln. »Du bist so gerissen, dass du mir manchmal Angst machst, Henry.«
    »Oh, vielen Dank«, kam die trockene Erwiderung. »Aber ehe du mich mit fragwürdigen Komplimenten überhäufst, lass uns abwarten, ob Gloucester nicht auf die gleiche Idee kommt. Er hat sich das große Siegel unter den Nagel gerissen, kaum dass er hier war. Also kann auch er die Ladungen zum Parlament ausstellen. Wir müssen beten, dass er nicht vor übermorgen auf diesen Gedanken kommt.«
    Er hatte seinem Neffen Ablenkung verschafft, um das zu verhindern. Außergewöhnlich schöne, junge Ablenkung aus dem übel beleumundeten Haus der Freuden in East Cheap, die er hier als Dienstmagd eingeschleust hatte. Und seit diese Magd am frühen Morgen das Quartier des Herzogs betreten hatte, um dort aufzuräumen, hatte niemand Gloucester mehr gesehen.
    Aber diesen unbischöflichen Winkelzug behielt Beaufort lieber für sich. Stattdessen sagte er: »Und die zweite Maßnahme, die wir sofort ergreifen müssen, ist, eine

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