Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
Vom Netzwerk:
als wäre es sein eigener Sohn.«
    Beaufort dachte einen Moment nach und nickte dann. »Schafft die Männer herbei und sprecht mit ihnen. Sagt ihnen, es sei ein offizielles Hofamt. Sie bekommen Kost, Logis, Kleidung und zwanzig Pfund im Jahr. Ihr bekommt das Doppelte, denn Ihr werdet der Kommandant dieser Leibgarde sein. Die ganze Angelegenheit liegt fortan in Eurer Verantwortung.«
    John nickte und wollte sich abwenden, aber Beaufort hielt ihn mit einer Geste zurück. »Ich bin überzeugt, es ist nicht nötig, das zu betonen, John, aber es ist die Zukunft des Hauses Lancaster, die wir in Eure Hände legen.«
    Ich weiß, dachte John ein bisschen nervös. Und er spürte förmlich, wie die Bürde sich gleich einem Bleigewicht auf seine Schultern herabsenkte. Er tauschte einen Blick mit Raymond.
    Der nickte mit einem kleinen Lächeln, als wolle er sagen: Tja, Bruder. Jetzt weißt du, wie es sich anfühlt, der Hüter der roten Rose zu sein .
     
    Lords, Ritter, Bischöfe und Äbte strömten aus ganz England herbei, und die Londoner kamen zu Tausenden nach Westminster, als Harry von England dort zur letzten Ruhe gebettet wurde. Vier wundervolle Rappen zogen den schwarz verhängten Karren, auf dem der Sarg mit einer überlebensgroßen, ruhenden Statue des toten Königs stand, und dem Wagen folgten die königliche Familie, die Lords und Ritter und ungezählte Mönche und Priester, die das Requiem sangen. Nie hatten die Menschen davon gehört, dass ein König je mit solchem Pomp zu Grabe getragen worden war.
    Doch es war angemessen, fanden sie. Harry of Lancaster hatte Ruhm und Ehre erworben und Englands Feinde Respekt gelehrt. Ein großer König, raunten sie einander zu, während sie dicht gedrängt am Straßenrand standen und die Prozession Richtung Westminster Abbey ziehen sahen. Es war still am Flussufer und entlang der Straße, und viele weinten. Weil sie um den Helden von Agincourt trauerten. Und weil sie sich vor der Zukunft fürchteten.
     
    John hatte es vorgezogen, dem Helden von Agincourt nicht das letzte Geleit zu geben, sondern stattdessen lieber über Englands Zukunft zu wachen. Er würde zu Harry gehen, wenn die große Klosterkirche wieder still und leer war, hatte er beschlossen, und sich in Ruhe verabschieden. Dem öffentlichen Trauerspektakel konnte er nichts abgewinnen.
    »Ihr seid schon ein merkwürdiges Bürschlein, Sir John«, beschied Alison, eine von Henrys Ammen.
    »Ein Bürschlein?«, wiederholte er ungläubig. »Sei nur froh, dass du so eine alte Gevatterin bist, sonst würde ich mir dergleichen kaum bieten lassen«, gab er brummig zurück.
    Die Sechzehnjährige lachte verschmitzt. »Aber wenn’s doch so ist«, beharrte sie. »Nie wollt Ihr dort sein, wo etwas Aufregendes geschieht. Statt zur Beerdigung des Königs zu gehen, sitzt Ihr hier herum und lest immerzu in Eurem komischen Buch. Statt mit dem Lord of Bedford in den Krieg zu ziehen, wollt Ihr hier bleiben und unser prinzliches Knäblein behüten. Und Ihr wollt ein Ritter sein?«
    John musste grinsen. Er mochte Alison gern. Sie stammte aus Eton, einem Dorf unweit von Windsor, wo der kleine Henry vor knapp einem Jahr zur Welt gekommen war. Ein einfaches Bauernmädchen, dem erst der Mann und dann das einzige Kind gestorben war und welches der Kastellan von Windsor, der die Leute aus der Umgebung kannte, für diese verantwortungsvolle Aufgabe empfohlen hatte. Er hatte gut gewählt, fand John. Alison erinnerte ihn an Liz Wheeler: Sie war selbstbewusst, aber nicht laut, ungebildet, aber nicht dumm, und sie besaß einen schlichten, würdevollen Stolz, der ihm beinah instinkthaft vorkam, so als wäre er angeboren.
    John klappte Chaucers Troilus and Criseyde zu, stand auf und warf einen Blick in die Wiege, wo Henry selig schlummerte. »Du hast Recht«, räumte er dann ein. »Es ist ein wenig zahm für einen Ritter. Aber irgendwer muss es schließlich tun, und es gibt genug Männer, die dem Lord of Bedford nach Frankreich folgen wollen, um große Taten zu vollbringen.«
    Die Amme schüttelte verständnislos den Kopf.
     
    Nicht ohne Ironie erinnerte John sich daran, wie er sich einmal ausgemalt hatte, welches Leben er und seine Freunde im Frieden bei Hofe führen würden. Er selbst in der Leibwache des Königs, Tudor als treuer Ritter der Königin und Somerset hinter verschlossenen Türen im Kronrat, ewig auf Konfrontationskurszu seinem Stiefvater Clarence. John war nun tatsächlich der Leibwächter des Königs, doch der König war ein Würmchen in

Weitere Kostenlose Bücher