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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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auch wieder ihr schönes, warmes Lachen. So etwa als Alison ihnen voller Stolz vorführte, dass der kleine Henry es endlich wagte, ihre Hand loszulassen und allein zu laufen.
    Katherine kniete im Innenhof der alten Burg im Gras, hatte die Arme ausgebreitet und rief: »Komm, mein Sohn. Komm her zu mir!«
    Tollkühn torkelte Henry auf sie zu, eine Spur zu schnell, und ehe er seine Mutter erreichte, geriet er ins Straucheln. Doch Katherine war aufgesprungen, bevor er hinfallen konnte, und wirbelte ihn durch die Luft. »Mein kluger kleiner Henri«, rief sie ausgelassen. »Wie gut du das schon kannst!«
    »Und man kann sehen, wie nah er mit Gloucester verwandt ist«, bemerkte Juliana. »Wenn der Herzog betrunken ist, torkelt er ganz genauso, die Füße immer eine Spur zu weit nach innen gestellt.«
    Katherine lachte. »Wie boshaft Ihr sein könnt, Juliana«, raunte sie. »Und ich beglückwünsche Euch zu Eurer Beobachtungsgabe.« Dann brachte sie ihren Sohn der Amme zurück. »Bring ihn innen, Alison. Er hat sicher kalt«, bat sie in ihrem drolligen, gebrochenen Englisch.
    Tudor und John, die in der Nähe auf einem Mauervorsprung hockten, tauschten ein Grinsen.
    Tatsächlich hatte die fahle Sonne schon eine erstaunliche Kraft, doch jetzt wurden die Schatten länger, und ein unangenehmschneidender Wind fegte über die weiten Hügel von Berkshire.
    »Du oder ich?«, fragte der Waliser seinen Freund, als die Amme sich zum Abmarsch rüstete.
    John stand auf. »Ich habe ohnehin die Nachtwache.«
    Juliana wartete, bis John, Alison und Henry in dem altehrwürdigen grauen Turm verschwunden waren. Dann bat sie: »Owen … würdet Ihr mir wohl Euren Arm reichen und mich zu meinem Gemach geleiten?«
    Er fuhr zu ihr herum. Sie hatte die Unterlippe zwischen die Zähne genommen und stand eigentümlich gekrümmt. Auf ihrer Stirn hatte sich ein feiner Schweißfilm gebildet.
    »Ach, du Schreck …«, murmelte Tudor unbehaglich und schaute John hinterher.
    »Nein«, sagte Juliana scharf. »Ich bin ja froh, dass er weg ist. Und wehe, Ihr sagt ihm ein Wort. Wäret Ihr jetzt vielleicht so gütig?«
    Eugénie war schon zu ihrer Schwägerin geeilt und legte ihr besorgt die Hand auf den Arm. »Wann hat es angefangen?«, fragte sie.
    »Vor … ungefähr zwei Stunden.«
    Eugénie winkte ab. »Ach, dann ist noch jede Menge Zeit.«
    Juliana kniff die Augen zusammen. So fühlt es sich aber nicht an, dachte sie.
    »Erlaubt Ihr?«, fragte Tudor untypisch schüchtern, legte einen Arm um ihre Taille, der so stark war, dass er ihr Trost spendete, und führte sie langsam zum Hauptgebäude. »Sagt mir, wenn Ihr eine kleine Rast braucht.«
    Juliana lachte atemlos. »Ich glaube nicht, dass ich in den nächsten Stunden viel Gelegenheit zum Rasten finden werde …«
    Katherine schickte Eugénie voraus und trug ihr auf, Dr. Edmundson, ihren Leibarzt, zu rufen und einen Diener ins Dorf zu schicken, der die Hebamme holen sollte.Gut zwei Stunden nach Mitternacht erahnte John einen Schatten im dunklen Korridor vor der Kinderstube, zog sein Schwert und rief: »Halt! Im Namen des Königs, gebt Euch zu erkennen!«
    »Owen Tudor, du Hornochse«, bekam er unwirsch zur Antwort.
    Mit einem halb unterdrückten Stoßseufzer steckte John seine Waffe ein. »Was hast du hier verloren? Ich dachte schon, heute Nacht bekäme ich endlich mal was zu tun. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte dich erschlagen. Also wer ist hier der Hornochse?«
    Tudor war inzwischen in den Lichtkreis der Fackel getreten, die neben der Tür in einem eisernen Ring steckte, und John sah ihn grinsen.
    »Heute ist ein denkwürdiger Tag, Waringham.«
    »Tatsächlich?«, brummte John. »Und wieso?«
    »Weißt du, welches Datum heute ist?«
    John überlegte kurz. »Der erste März?«
    »Ganz recht.«
    »Und was weiter?«
    »Das ist der St.-Davids-Tag. Das Namensfest unseres Nationalheiligen. Heute gibt es in jedem Haus in Wales ein großes Fest.«
    »Wie nett …« John verschränkte die Arme und unterdrückte ein Gähnen.
    »Hast du überhaupt eine Ahnung, wer St. David war?«
    »Nein. Und ich kann nicht behaupten, dass diese Wissenslücke mich um den Schlaf bringt.«
    »Er war ein Bischof, der uns Waliser in den Krieg gegen deine heidnischen angelsächsischen Vorfahren führte.«
    »Lass meine Vorfahren aus dem Spiel; sie waren Normannen.«
    »Und sein Heer verbarg sich in einem Lauchfeld. Der heilige David riet den Männern, sich einen Lauchstängel an den Hut zu stecken, und so getarnt krochen sie

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