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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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genug: Joan Beaufort schloss jeden in ihr großes Mutterherz, der sich nicht rechtzeitig auf einen Baum flüchtete, wie Tudor es ausdrückte. Das galt für die vielen adligen Waisenknaben, die sie neben ihrer eigenen Brut großgezogen hatte – zum Beispiel ihre Neffen Edmund Beaufort und Richard of York, der inzwischen mit ihrer Tochter Cecily verheiratet war –, und seit sie in den Haushalt des Königs gekommen war, auch für den gesamten kleinen Hof. Königin Katherine war eine verantwortungsvolle Mutter, doch sie war sehr streng mit Henry, weil sie glaubte, ihn nur so auf die schwierige Aufgabe seiner Königswürde vorbereiten zu können. Seine Großtante Joan hingegen liebte den kleinen König abgöttisch, unkritisch und überschwänglich, und ihre Umarmung war sein sicherster Hafen.
    Lady Joan hätte ein halbes Dutzend von Henrys Sorte gleichzeitig umarmen können, dachte John jetzt mit einem verstohlenen Grinsen, als er die beiden beobachtete. Sie war eineelegante, gut aussehende Dame, die gerne auffällige Kleider, kostbaren Schmuck und ausladende Hörnerhauben trug, doch sie war füllig und ihr Busen enorm. »Und wie geht es meiner halben königlichen Portion heute, hm?«, fragte sie, als sie endlich von ihm abließ.
    Der Earl of Warwick verzog ob dieses unorthodoxen Titels säuerlich den Mund.
    »Prächtig«, antwortete Henry strahlend. »Nur der Ball ist uns in die Themse gefallen.«
    »Ach, herrje«, rief sie aus. »Ich wette, Waringham war wieder einmal schuld, nicht wahr?« Sie richtete sich auf und betrachtete den Übeltäter kopfschüttelnd. »Das ist ein Skandal, Sir John. Wer weiß, ob es nicht sogar Hochverrat ist, in einem fort die königlichen Bälle zu ertränken.« Sie setzte sich neben den König. »Was denkst du, Sire, wollen wir das Parlament danach fragen?«
    »Nein, lieber nicht«, gab Henry kichernd zurück. »Am Ende würden die Lords John noch in die Verbannung schicken, und was soll dann aus mir werden?«
    »Und aus mir erst«, warf John lächelnd ein. »Ich denke eher, Madam, Henry hat Euch von unserem Missgeschick erzählt, weil er hofft, Euer Mitgefühl zu erwecken und Euch zu bewegen, den verlorenen Ball zu ersetzen.«
    »Den Eindruck habe ich auch«, murmelte Warwick, und es klang missfällig.
    Der König warf ihm einen nervösen Blick zu, aber seine Großtante legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. »Darüber reden wir später«, raunte sie verschwörerisch. »Und um deine ursprüngliche Frage zu beantworten, mein König: Es war dein Onkel Gloucester, der verhindert hat, dass der Kardinal die diesjährige Hosenbandzeremonie leitet.«
    »Ach, Joan.« Der Kardinal seufzte. »Wann wirst du Diskretion lernen?«
    Sie lächelte ihren Bruder warm an. »In diesem Leben wohl nicht mehr. Und warum soll der König es nicht wissen? Wenn ihr Gloucesters sämtliche Intrigen gegen dich vor ihm geheimhalten wollt, bis er erwachsen ist, wird die Lawine ihn schlichtweg erschlagen.«
    »Gloucester?«, fragte der Junge verständnislos. »Aber wie kann er Euch etwas verbieten, Onkel? Ihr seid der Bischof von Winchester, und es war seit jeher der Bischof von Winchester, der die Zeremonie leitet!« Er war entrüstet.
    Beaufort nickte ihm anerkennend zu. »Wie gut du dich schon auskennst, Henry. Und nein, der Lord Protector, dein Onkel Gloucester, kann mir nichts verbieten. Aber es ist richtig, dass wir derzeit einige … Differenzen haben, und um die Zeremonie nicht mit unwürdigen Streitereien zu entweihen, hielt ich es für klüger, mich dieses Jahr zu absentieren.«
    »Absentieren?«, wiederholte der König unsicher.
    »Fernbleiben«, übersetzte John leise.
    »Ah. Verstehe.« Aber Henrys Miene verriet, dass er rein gar nichts verstand. Da jedoch der Blick des Earl of Warwick unablässig auf ihm ruhte, wagte er nicht, weitere Fragen zu stellen.
    Der Kardinal trank einen Schluck aus dem Pokal, den ein Page ihm gebracht hatte. »Wer weiß«, murmelte er mit einem Schulterzucken. »Vielleicht wäre es weiser gewesen, ich hätte diesen Kardinalshut nie angenommen.«
    »Er steht dir aber so gut«, widersprach seine Schwester, und alle lachten.
    Kurz darauf kam der junge Richard of York mit seiner Gemahlin herein, wenig später folgte Juliana mit der kleinen Katherine an der Hand.
    »Kate!«, rief John, und seine Tochter riss sich von der Hand ihrer Mutter los und rannte zu ihm. Er hob sie auf sein Knie und vergrub die Nase in ihren weichen, weizenblonden Locken. »Wo hast du den ganzen Nachmittag

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