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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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weilte.
    Er selbst öffnete auf ihr Klopfen. »Welch seltener Besuch«, bemerkte er und hielt ihr die Tür auf.
    Juliana rührte sich nicht. »Ist Mutter hier?«
    »Noch nicht. Komm herein und warte auf sie, wenn du willst.«
    Juliana trat über die Schwelle. »Ich wollte mit Euch sprechen, Mylord. Unter vier Augen, wenn möglich.«
    Verwundert zog er eine Braue hoch, sagte aber lediglich: »Dann sollten wir uns beeilen. Sie wird jeden Moment hier sein. Setz dich.«
    Wie immer war sie scheu und unsicher in seiner Gegenwart. Sie ließ sich auf den gepolsterten Fenstersitz sinken, den er ihr gewiesen hatte, und schaute sich kurz um. Goldfäden funkelten in den geschlossenen Brokatvorhängen an seinem Bett. Eine beinah verschwenderische Zahl an Kerzen in goldenen Leuchtern erhellte den großen Raum mit den kostbaren Tapisserien.
    »Einem Kardinal angemessen, würde ich sagen«, bemerkte sie und war ein wenig erschrocken darüber, wie spitz es klang.
    »Ich habe schon als Bischof von Lincoln hier gewohnt«, erwiderte Beaufort achselzuckend. »Es hat durchaus seine Vorzüge, der Bruder des Königs zu sein, weißt du.« Er setzte sich ihr gegenüber. Die Mauern von Windsor Castle waren so dick, dass die Fensternischen tief genug waren, um zwei Bänke unterzubringen, im rechten Winkel zum Fenster. »Also?«
    Juliana faltete die Hände im Schoß und blickte darauf hinab.»Ich weiß nicht genau, wie ich Euch sagen soll, was mich herführt. Es … beschämt mich so.«
    »Was hast du angestellt?«
    Ihr Kopf ruckte hoch. »Gar nichts.«
    »Was beschämt dich dann?«
    »Ich weiß nicht genau. In Eurer Gegenwart schäme ich mich immer leicht. Auf Verdacht, wenn mir kein Grund einfällt.«
    Er musste lächeln und gestand dann unerwartet: »Darüber solltest du dir keine Gedanken machen, Juliana. Es liegt an mir. Ich beobachte immer wieder, dass es den jungen Priestern, die in meinen Haushalt kommen, ebenso ergeht. Es ist meine Art, mir die Welt auf Armeslänge vom Leibe zu halten. Aber ich bin dein Vater, und darum wünsche ich, dass du auf der Stelle aufhörst, verlegen zu sein.«
    Sie sah ihn fassungslos an. Es war das erste Mal, dass er sich in ihrer Gegenwart ihr Vater genannt hatte. Und wie üblich erzielte er mit seinen Worten genau den gewünschten Effekt: Sie fasste Zutrauen und Mut. »Wie kommt es, dass ich dreiundzwanzig Jahre alt werden musste, um Euch das sagen zu hören?«
    »Es schien mir bis heute nie nötig. Du wusstest es ja ohnehin.«
    Sie musste lachen. Sie erinnerte sich nur zu gut an den Kummer über seine Unnahbarkeit, aber sie hatte jetzt keine Zeit, ihn mit bitteren Vorwürfen zu überschütten.
    »Denkst du, du wirst jetzt bald zur Sache kommen?«, fragte er ein wenig unwirsch. »Du spannst mich auf die Folter. Das ist ungehörig. Ich hoffe inständig, was immer dich herführt, hat nichts mit John zu tun.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nur indirekt. Es geht um Sir Arthur Scrope, Mylord. Er hat mir heute Nachmittag im Wald aufgelauert, um sich für die entgangenen ehelichen Freuden schadlos zu halten, wie er es ausdrückte.«
    Wie gestochen sprang der Kardinal auf. »O heilige Jungfrau!«
    »Genau das habe ich auch gedacht, und sie hat mir beigestanden, sodass ich ihn abwehren konnte.«
    Beaufort sank wieder auf die gepolsterte Bank. »Warum hast du das nicht gleich gesagt?«, schalt er matt. »Es besteht kein Grund, es spannender als nötig zu machen.«
    »Nun hab ich es ja gesagt«, gab sie gereizt zurück. Was denkst du, wie ›spannend‹ es für mich war …
    Der Kardinal betrachtete sie kritisch, als wolle er ergründen, ob sie ihm auch wirklich die Wahrheit gesagt hatte. Ohne erkennbare Mühe hielt sie seinem Blick stand, und schließlich nickte er. »Und daraus, dass dieses … Subjekt noch lebt, darf ich wohl schließen, dass du John kein Wort davon erzählt hast?«
    »So ist es.«
    »Dann beglückwünsche ich dich zu deiner Klugheit.«
    »Oh, vielen Dank, Mylord. Aber das hilft mir nicht weiter. John sagt, Gloucester will Scrope hier in die Wache einschleusen. Wenn es dazu kommt, wird er es wieder versuchen. Denn er wollte es tun, um John zu demütigen. Was soll ich machen? Ich kann doch nicht tagein, tagaus auf der Flucht sein. John käme mir auf die Schliche. Er durchschaut mich doch immer sofort.«
    Beaufort ergriff ihre Hand und schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Ich finde einen anderen Weg.«
    Juliana war so erleichtert, dass ihr mit einem Mal Tränen in die Augen schossen, aber sie blinzelte

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