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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Stattdessen hat sie den Dauphin beim Händchen genommen und zu seiner Königsweihe geschleift. Jetzt nennt er sich Charles VII., König von Frankreich.« Raymondseufzte tief. »Wir müssen irgendwas tun, und zwar schnell. Aber ich will verdammt sein, wenn ich weiß, was.«
    John verspürte Übelkeit bei der Vorstellung, dass der widerwärtige, x-beinige Dauphin mit geschwellter Brust einherstolzierte und sich König von Frankreich nannte.
    »Und was macht Burgund?«, fragte er argwöhnisch. Sein Misstrauen gegen alle Franzosen übertrug sich immer leicht auf den mächtigen Herzog, der ihr wichtigster Verbündeter war.
    »Oh, noch steht er und wankt nicht«, wusste Raymond zu berichten. »Er regt sich bei weitem nicht so auf wie Bedford. Burgund glaubt, dass dem Dauphin schlicht das Geld fehlt, um die Jungfrau noch lange mit Truppen zu versorgen. Aber Bedford ist ziemlich außer sich. Und das ist verständlich. Mit dem Dauphin als König ist seine Stellung als Regent natürlich in Frage gestellt. Gott allein weiß, wie Paris sich verhalten wird.«
    »Und ausgerechnet jetzt führt Kardinal Beaufort ein Kreuzfahrerheer nach Böhmen«, sagte John beunruhigt. »Dabei bräuchte Bedford jeden verfügbaren englischen Soldaten in Frankreich.«
    Raymond gab ihm Recht, wandte aber ein: »Dem Kardinal bleibt nichts anderes übrig. Er steht beim Papst im Wort. Und wenn Rom sich gegen uns wendet, können wir unsere Zelte auf dem Kontinent bald abbrechen.«
    »Das musst du mir nicht erzählen«, gab sein Bruder hitzig zurück. »Aber Gloucester wird Kapital daraus schlagen und es für eine neue Attacke gegen Beaufort nutzen, sei versichert.«
    Gloucester machte Raymond keine großen Sorgen. Vielleicht lag es daran, dass er den Herzog und Lord Protector schon gekannt hatte, als der noch in den Windeln lag, jedenfalls konnte er ihn nie so richtig ernst nehmen. Und seinem Onkel Kardinal Beaufort, glaubte Raymond, konnte Gloucester niemals das Wasser reichen.
    »Apropos Gloucester: Was ist das für eine wilde Geschichte, die ich da gehört habe? Arthur Scrope ist Gloucesters Gemahlin an die Wäsche gegangen? Hat er jetzt endgültig den Verstand verloren?«
    John lächelte. Er begriff die Hintergründe genauso wenig wie alle anderen, aber Arthur Scropes tiefer Sturz erfüllte ihn natürlich mit großer Befriedigung. Er bemühte sich erst gar nicht, aus seiner Schadenfreude einen Hehl zu machen.
    »Viel Verstand hatte er ja nie«, behauptete er boshaft. »Ich kann dir auch nicht sagen, was genau passiert ist. Scrope kam mit seinem Bruder und Gloucester zusammen nach Windsor, irgendwann Mitte Mai. Sie waren ein Herz und eine Seele. Gloucester hatte John Scrope ein paar der konfiszierten Ländereien zurückgegeben und mir angedeutet, ich solle Arthur in die Leibwache aufnehmen, wenn ich mir nicht sein Missfallen zuziehen wolle. Gloucesters, meine ich, nicht Arthurs. Das hatte ich ja bereits. Tja, und was soll ich dir sagen, Raymond? Zwei Tage später erscheint Gloucester wutentbrannt in der Halle, seine in Tränen aufgelöste Gemahlin im Schlepptau, und bezichtigt Arthur Scrope vor dem versammelten Hof, er habe der schönen Lady Eleanor im Wald oberhalb des Flusses aufgelauert und sich ihr aufzuzwingen versucht. Scrope wurde ganz grün im Gesicht. Ich dachte, er fällt in Ohnmacht. Und er hat es so entrüstet geleugnet, dass ich fast geneigt war, ihm zu glauben. Aber dann erzählte Lady Eleanor ihre Version. Tränenreich. Sie hat alle überzeugt. Und Scrope wusste nichts mehr zu sagen. Da und dort ließ Gloucester ihn in Ketten legen. Am nächsten Morgen brachten sie ihn nach London und sperrten ihn in den Tower. Und da schmort er nun.«
    Juliana zog unbehaglich die Schultern hoch. Im Gegensatz zu John erinnerte sie sich nur ungern an diese Szene. Während Lady Eleanor dem Hof ihre erfundenen Nöte schilderte, die verblüffende Ähnlichkeit mit dem hatten, was sie selbst tatsächlich erlebt hatte, hatte Scrope Juliana unverwandt angestarrt. Hasserfüllt, verständnislos und – das war das Schlimmste – gekränkt. Zum Glück hatte es niemand bemerkt, denn alle hingen an Lady Eleanors Lippen. Doch Juliana war sein unverwandter Blick unheimlich gewesen. Nicht so unheimlich allerdings wie ihr Vater. Würdevoll, über jeden Zweifel erhaben hatte er gewirkt in seinem Kardinalsrotund dem kurzen Hermelinumhang. Ein hoher Fürst der heiligen Mutter Kirche, Verteidiger ihres Glaubens und Bewahrer ihrer Tugenden. Mit verschränkten Armen und

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