Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
Vom Netzwerk:
hat sich wirklich um ihn bemüht. Du warst ja fast nie hier und kannst es nicht wissen, aber ich war dabei. Sie kam ja damals auch noch oft an den Hof und brachte Robert mit. Doch er hat sich geweigert, französisch zu lernen, und sie immer abgewiesen. Manche Kinder sind so, man kann nichts dagegen tun. Das ändert aber nichts daran, dass es bitter für sie ist und sie sich Vorwürfe macht.«
    »Das trifft sich gut, denn die mach ich ihr auch.«
    »Vielleicht, wenn ihr ein zweites Kind bekämet …«
    Raymond stieß einen Laut des Abscheus aus. »Eher gehe ich ins Kloster …«
    »Ja, siehst du denn nicht, dass du ihr irgendeinen Grund geben musst, wofür sie weiterleben soll? Wie wirst du dich fühlen, wenn sie sich aus dem Fenster stürzt?«
    Die Unterhaltung wurde Raymond zu brenzlig. Polternd stellte er seinen Becher ab und stand auf. »Willst du eine ehrliche Antwort?«
    »Nein, ich glaube, lieber nicht«, gab Juliana zurück.
    Raymond war entzückt von dem wütenden Funkeln in ihren Lancaster-Augen, aber daraus machte er lieber einen Hehl. Miteinem verstohlenen Seufzer löste er den Schlüsselbund vom Gürtel. »Hier. Die hab ich ihr gestern abgenommen. Hüte du sie ein Weilchen, sei so gut.«
    Juliana verschränkte die Arme. »Das könnte dir so passen.«
    »Du bist die Frau meines Stewards, also wirst du sie nehmen!«
    »Ich werde dir nicht dabei helfen, der Dame der Halle den letzten Rest ihrer Würde zu rauben, ganz gleich, wie laut du brüllst, Schwager.«
    John schritt ein, ehe es zwischen seinem hitzköpfigen Bruder und seiner womöglich noch hitzköpfigeren Frau zu Handgreiflichkeiten kommen konnte. »Gib sie mir, Raymond. Und morgen überlegen wir, wem wir sie anvertrauen, wenn Juliana und ich an den Hof zurückkehren.« Er fing den schweren Ring auf, den sein Bruder ihm zuwarf.
    Raymond ging zur Tür. »Ich brauche frische Luft.«
    John, Juliana und Daniel fragten sich, wer die Auserwählte wohl sein mochte, zu der er jetzt ging. Die vergangene Nacht hatte Lord Waringham jedenfalls nicht auf seiner Burg verbracht.
    »Daniel, mir wäre wohler, wenn deine Mutter sich Eugénie einmal anschauen würde«, bekannte Juliana.
    »Ich sag’s ihr«, erbot sich der junge Ritter. »Aber du solltest dir nicht zu viel davon erhoffen. Sie ist Kräuterfrau und Hebamme, keine Wunderheilerin.«
    »Das würde ich nicht unbedingt sagen«, widersprach John. »Ich hab sie selbst das eine oder andere Wunder vollbringen sehen.«
    Daniel seufzte. »Lady Eugénie ist ein zu schwerer Fall, fürchte ich.«
    »Ich bin wirklich in Sorge um sie«, bekannte Juliana. »Sie war furchtbar elend, als ich zu ihr kam, zitterte und fror …«
    »So geht es allen, die nicht vom Weinfass lassen können und dann plötzlich nüchtern werden. Es ist normal«, warf John ohne jedes Mitgefühl ein.
    Juliana sah ihn kopfschüttelnd an. »Du bist nicht besser alsdein Bruder. Du hast sie nie ausstehen können, weil sie Französin ist. Und nun verübelst du ihr, dass der Dauphin sich hat krönen lassen. Merkst du eigentlich nicht, wie ungerecht und blödsinnig das ist?«
    John setzte sich entrüstet auf. »Damit hat es nicht das Geringste zu tun. Eugénie ist selbstmitleidig, schwach und selbstsüchtig, und das war sie immer schon. Von verrückt ganz zu schweigen. Obendrein ist sie eine miserable Mutter, die nie etwas anderes als Abscheulichkeiten über ihren Sohn zu sagen findet. Mein Bruder ist wirklich zu bedauern.«
    Juliana schwieg. Sie wusste, die Wahrheit war, dass sowohl Raymond als auch John Eugénie nie wirklich eine Chance gegeben hatten.
    »Gestattest du mir ein offenes Wort, Onkel?«, erkundigte sich Daniel. Er begegnete ihm immer höchst respektvoll, denn er wusste, John hatte ihm seine Flucht vom Hof nie ganz verziehen.
    Doch statt des erwarteten Stirnrunzelns nickte John bereitwillig. »Natürlich.«
    »Ich fürchte, es ist nicht alles gelogen, was Lady Eugénie über ihren Sohn sagt, Sir. Er ist manchmal … ein ziemlicher Rabauke.«
    »Und woher willst du das wissen?«, fragte John. »Du hast ihn seltener gesehen als ich.«
    »Das ist wahr«, räumte Daniel ein. Nach kurzem Zögern entschied er sich dagegen, John von der Sache mit dem Pony zu erzählen, denn er wusste, sein kleiner Bruder hätte danach einen sehr schweren Stand bei ihrem Onkel gehabt. »Meine Mutter hat von ihm gesprochen. Sie sorgt sich um ihn. Und sie sorgt sich um Waringham.«
    John horchte auf. »Inwiefern?«
    »Weil Robert eines Tages Lord Waringham sein wird.

Weitere Kostenlose Bücher