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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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sich von einer Bande halbstarker Londoner Banditen ermorden zu lassen. Er wollte seinem Vater diesen Kummer ersparen. Er wollte den König sehen. Er wollte ein Ritter werden. Vor allem wollte er nicht sterben.
    Instinktiv warf er sich zur Seite, noch ehe er den pfeifenden Schlag kommen hörte, und etwas, vermutlich ein Holzknüppel, traf ihn in den Rücken. Aber noch konnte er sich rühren. Mit dem linken Fuß trat er das Paar Beine weg, welches ihm am nächsten war, und einer der jungen Halunken stieß ein überraschtes Jaulen aus, während er zu Boden ging.
    »Was hab ich euch gesagt, passt doch auf!«, grollte der Anführer. Die Stimme kam näher.
    Ein weiterer Keulenschlag traf Johns Knie, und er schrie vor Schmerz. Trotzdem kämpfte er weiter, in zunehmender Verzweiflung. Es war unglaublich, wie vollkommen das schwere Netz seine Bewegungen hemmte. Vergeblich tastete seine Rechte nach dem Dolch. Ein schwaches Summen war in seinem Kopf, und plötzlich wieherte Mickey schrill. Aus dem Augenwinkel sah John seinen treuen Braunen hinten und vorn ausschlagen, als sei er von Sinnen. Einer der Straßenräuber bekam einen Huftritt vor die Brust und landete im Morast. Die anderen wichen fluchend zurück. Endlich hatte John den Dolch inder Linken und schlitzte vier oder fünf der großen Maschen auf. Sofort vergrößerte sich das Loch im Netz, aber John versuchte nicht sogleich, ihm zu entkommen. Mit der scharfen Klinge durchschnitt er die Lederschnur, die seine Börse gleichzeitig verschloss und am Gürtel hielt, und schleuderte den kleinen Beutel so weit von sich, wie er es vermochte. Ein klimpernder Münzregen ergoss sich auf die schlammige Erde.
    Johlend stürzten die jungen Banditen sich darauf und begannen, um die Beute zu raufen. Mit einem zittrigen Stoßseufzer begab John sich an die schwierige Aufgabe, sich systematisch aus dem verfluchten Netz zu schneiden, als ihn wiederum ein Keulenschlag ins Kreuz traf. Dieses Mal lag so viel Wucht in dem Hieb, dass John die Luft aus den Lungen gepresst wurde, und er fiel auf die Seite. Halb befreit, halb im Netz verfangen lag er im Morast, sah den Anführer gemächlich auf sich zu kommen und war unfähig, sich zu bewegen. Der Bandit war ein vielleicht zwanzigjähriger, magerer Rotschopf. Er hielt eine unfachmännisch geglättete Holzkeule in der Linken und ließ sie rhythmisch in die Rechte klatschen. Einen halben Schritt vor John hielt er an und schaute auf ihn hinab. Er schien zu erwägen, noch etwas zu sagen. Dann überlegte er es sich anders und hob die Keule mit beiden Händen über den Kopf, um seinem Opfer endlich den Schädel zu zertrümmern.
    Unter größter Anstrengung bewegte John den linken Arm und rammte seinen Dolch in den nackten Fuß des Rotschopfs. Der schrie entsetzt auf, die Keule fiel ihm aus plötzlich erschlafften Händen, und er taumelte rückwärts.
    Mit einem Schluchzen krabbelte John aus dem Netz, hob es dann auf und schwang es aus der Hocke heraus wie ein Seil, sodass es sich um die Knie seines Peinigers wickelte. Der Junge wartete nur lange genug, um zu sehen, dass es den Banditen zu Fall brachte. Dann hangelte er sich ohne jede Eleganz auf Mickeys Rücken, ritt zurück in die Gasse, und dieses Mal brauchte sein Pferd keine Ermunterung, um ihn im gestreckten Galopp davonzutragen.
    Aufgeregtes Geschrei verfolgte sie bis zur Einmündung der Gasse. Halb saß John im Sattel, halb lag er auf Mickeys Hals, die Linke in die Mähne gekrallt. Mit den Knien lenkte er ihn nach rechts, zurück auf die belebte Thames Street mit ihren Kais und Lagerschuppen, und nach zwei-, dreihundert Yards fühlte John sich sicher genug, um anzuhalten und zu verschnaufen.
    Sein Herz raste, und erst jetzt wurde ihm bewusst, wie stoßweise er atmete. Langsam richtete er sich im Sattel auf und verzog das Gesicht. Sein Kreuz tat so weh, als habe er ein eisernes Joch getragen. Er lachte ein wenig zittrig und klopfte seinem Pferd den Hals. »Danke, mein alter Freund. Ich muss schon sagen … wir waren gar nicht übel, oder?«
     
    Er schlug den Weg nach Westen ein und redete mit niemandem mehr. Wenn ihn gelegentlich jemand ansprach, gab John vor, ihn nicht zu hören, und voller Misstrauen beäugte er jeden Fußgänger oder Reiter, der sich ihm näherte.
    Obwohl er versuchte, möglichst geradeaus zu reiten, wurde er doch unweigerlich nach Norden geleitet, denn alle Straßen, so wollte es scheinen, führten nach Cheapside. So sah er die bunten Straßenmärkte, das unbeschreibliche

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