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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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gefährlicher Irrlehren an. Da du dein Vergehen gestanden und keine Reue gezeigt hast, befinden Wir dich der Ketzerei für schuldig. So verkündet und niedergelegt zu St. Paul am Namensfest des heiligen Pankratius, Anno Domini eintausendvierhundertunddreizehn.« Er ließ den Pergamentbogen sinken und nickte dem Henker zu. »Also, lass ihn brennen.«
    Die Wachen mussten zu dritt anfassen, um die schwere obere Fasshälfte anzuheben und über den Ketzer zu stülpen. Der Scharfrichter entzündete eine vorbereitete Fackel an seinem kleinen Feuerchen, trug sie zum Scheiterhaufen und stieß sie an mehreren Stellen in die Reisigbündel. Diese waren ölgetränkt und begannen deshalb sogleich unter großer Rauchentwicklung zu brennen. Irgendwo hinter John schrie eine junge Frau.
    »Warum ein Fass?«, fragte John. Er hörte selbst, wie seltsam seine Stimme krächzte.
    »Damit das Feuer ihn von unten und oben und von allen Seiten anlecken kann«, erklärte der Gnom grimmig. Aber selbst seine Miene verriet Unbehagen.
    Plötzlich ertönte Hufschlag, und die Gasse in der Menge klaffte wieder auf. Fünf Reiter preschten auf die kleine, kreisrunde Freifläche vor dem Scheiterhaufen, kamen schlitternd zum Stehen und sprangen aus den Sätteln.
    Der Vordere warf die Kapuze zurück und enthüllte einen kinnlangen Schopf dunkler Locken. »Löscht das Feuer!«, befahl er. Er hatte die Stimme kaum erhoben, aber sie war tragend.
    John schaute den Ankömmling unverwandt an. Dieser trug einen kostbaren, kurzen Mantel aus blauem Tuch, der jedoch das große Wappen auf seiner Brust nicht verhüllte. Es war geviertelt, zeigte oben links und unten rechts drei gelbe Lilien auf blauem Grund, in den anderen beiden Vierteln je drei goldene Löwen auf Rot. Doch John hätte den jungen König auchohne sein Wappen auf den ersten Blick erkannt, denn es bestand eine unverkennbare Ähnlichkeit zwischen Harry und seinem Onkel, Bischof Beaufort.
    Der Sheriff war verdattert auf ein Knie gesunken. »Sire …«
    »Löscht das Feuer, Sir Ranulph, ich bitte Euch um der Liebe Christi willen.«
    Der Sheriff machte seinen Männern ein Zeichen. Sie hatten ihre liebe Müh, denn die Holzscheite hatten inzwischen zu brennen begonnen, und aus dem Fass waren die ersten dumpfen Jammerlaute zu vernehmen. Doch mit Hilfe ihrer Stiefel und einiger alter Säcke, die auf der Wiese verstreut lagen, gelang es den Männern schließlich, die Flammen zu ersticken.
    »Holt ihn heraus«, befahl der König.
    Ohne eine Bestätigung durch den Sheriff abzuwarten, öffneten die Wachen das Fass wieder und ketteten Tanner los. Der sackte hustend gegen einen der Soldaten, welcher sich mit einem unwilligen Knurren von ihm befreite und ihn aus dem Fass zerrte. Zusammengekrümmt und keuchend blieb der Verurteilte im Gras liegen.
    Der König reichte die Zügel einem seiner Begleiter, den John ohne echte Überraschung als seinen Bruder Raymond erkannte. Diese ganze Situation war so eigentümlich, hatte etwas so Unwirkliches, dass nichts John mehr in Erstaunen versetzen konnte.
    König Harry kniete sich vor dem Ketzer ins Gras und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Weißt du, wer ich bin, Edmund Tanner?«, fragte er leise. Aber John hörte ihn ohne Mühe; der König war keine zehn Schritte von ihm entfernt.
    Tanner nickte und hustete, starrte mit glasigen Augen zu ihm auf. »Ihr seid … der König.«
    »So ist es. Ich hörte heute Mittag von deiner Verurteilung und bin umgehend hergekommen, um dir eine allerletzte Gelegenheit einzuräumen.«
    Tanner wandte mit einem erstickten Laut den Kopf ab.
    »Schwöre deinen Irrlehren ab, Edmund«, drängte der König. »Rette deine Seele.«
    Tanner hob die Hand. »Mylord …«
    »Nein, warte. Wenn du es tust, jetzt gleich vor all diesen Zeugen hier, dann verspreche ich dir, dass du freigesprochen wirst. Der ehrwürdige Bischof würde mir diese Bitte nicht abschlagen in der Hoffnung, dass andere Verstockte deinem Beispiel folgen. Ich hörte, du seiest ein armer Mann, Edmund. Nun, wenn du dich besinnst, bekommst du eine feste Arbeit an meinem Hof. Weder du noch die deinen müssten je wieder hungern. Also? Was sagst du?«
    Edmund Tanner sammelte seine Kräfte, stützte sich auf einen Ellbogen und sah in das junge, ebenmäßige Gesicht über ihm. »Ich danke Euch für Eure Großmut, mein König«, sagte er mit beinah fester Stimme. »Aber ich kann meinem Glauben nicht abschwören.«
    Harry sah betrübt auf ihn hinab. »Willst du mir nicht wenigstens sagen, dass

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