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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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einem Bischof den Gehorsam, und Hexen weigern sich zu beten.«
    Jeanne verlor die Fassung. »Wie könnt Ihr das sagen?«, schrie sie, und es klang in der Tat unangenehm schrill, wenn sie die Stimme erhob. »Würden seine Engel und Heiligen zu mir sprechen, wenn ich mit dem Satan im Bunde wäre?«
    »Ah ja. Deine Stimmen.« Ein hämisches Lächeln kräuselte Cauchons Lippen. »Haben sie in letzter Zeit zu dir gesprochen?«
    Sie nickte. »Heute früh in meinem Kerker.«
    »Was haben sie gesagt?«
    »Ich glaube nicht, dass das für Euch von Belang ist.«
    »Das zu entscheiden wirst du gefälligst uns überlassen! Was haben Sie gesagt? Haben sie dir deine baldige Flucht versprochen?«
    »Ich … konnte sie nicht deutlich verstehen«, antwortete sie ausweichend. Jeder hörte, dass es eine Lüge war, und wieder erhob sich ein Zischen in der geräumigen Kapelle. Engländer und Burgunder fürchteten gleichermaßen, dass der Dauphin selbst jetzt noch versuchen könnte, seine Jungfrau zu befreien.
    »Aber in Beaurevoir haben sie dir versprochen, deine Flucht könne gelingen, ja?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie haben mir aufgetragen, duldsam hinzunehmen, was immer geschehen würde.«
    »Warum bist du dann also aus dem Turmfenster gesprungen?«
    »Weil Gott jenen hilft, die sich selbst helfen.«
    »Tatsächlich? Willst du leugnen, dass du zu deinem Wächter gesagt hast, du wärest lieber tot als in der Hand der Engländer? War es nicht vielmehr so, dass du gesprungen bist, um deinem Leben ein Ende zu machen? Und damit eine der widerwärtigstenSünden zu begehen, deren sich ein Mensch schuldig machen kann?«
    Sie schüttelte wild den Kopf. »Ich wollte fliehen!«
    »Hast du es gesagt, ja oder nein?«
    »Mag sein, ich weiß es nicht mehr …«
    »Und was haben nun deine Stimmen heute früh zu dir gesagt?«, nahm einer der Beisitzer auf Cauchons fast unsichtbares Zeichen hin den Faden wieder auf.
    »Das braucht Euch nicht zu kümmern.«
    »Dann sag mir, Jeanne, waren sie bei dir in deiner Kammer, diese Stimmen?«
    »Es ist keine Kammer, Monseigneur, es ist ein Verlies. Und ja, natürlich waren sie bei mir, wie hätte ich sie sonst hören können?«
    »Sind sie jetzt noch dort?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Wo dann?«
    »Irgendwo hier in der Burg.«
    Der Gelehrte warf Cauchon einen triumphierenden Blick zu. »Sie räumt ein, dass die Erscheinungen körperlich anwesend sind. Da das bei Engeln und Heiligen nicht möglich ist, kann es sich nur um Dämonen handeln.«
    »Nein, das ist nicht wahr …«, rief das junge Mädchen erschrocken, wollte in ihrer Erregung einen Schritt auf die Ankläger zu machen und wurde von den Wachen sogleich roh zurückgerissen. »Ihr versteht nicht, Monseigneurs …«
    »Wir verstehen sehr wohl. Nur zu gut.« Cauchon beugte sich vor. »Kehr um, Jeanne. Bereue deine Sünden. Gestehe deine Taten. Beweise deine Einsicht und lege Frauenkleider an, dann darfst du zur Beichte …«
    So ging es viele Stunden. Einige Male verlor die Gefangene die Beherrschung, drohte ihren Anklägern und sagte unbedachte Dinge, aber immer, wenn John glaubte, jetzt sei sie bald so weit, jetzt werde sie zusammenbrechen, sah sie sich im Saal um und schöpfte von irgendwoher neue Kraft.
    Als die Richter hungrig wurden, vertagten sie die Verhandlungauf den folgenden Vormittag. Jeanne wurde in Ketten gelegt und abgeführt.
     
    »Verbirgt sich ein Dauphinist unter den Zuschauern?«, fragte der König, als er mit John, dem Kardinal und dem Earl of Warwick zur Halle der alten Burg zurückkehrte.
    »Ihr habt eine gute Beobachtungsgabe, Sire«, lobte Warwick. »Aber ich glaube nicht, dass sich einer ihrer Freunde in die Kapelle geschlichen hat. Die Zuschauer sind handverlesen.«
    »Es ist das Publikum als solches, welches ihr immer wieder neuen Antrieb verleiht«, erklärte der Kardinal. »Sie ist höchst eitel und liebt ihre großen Auftritte.«
    »Und ich wette, in der Rolle der Märtyrerin gefällt sie sich besonders«, mutmaßte Warwick.
    »Das war eine lange Sitzung«, bemerkte John. »Habt Ihr Euch nicht gelangweilt, mein König?«
    »Gelangweilt?«, wiederholte der Junge ungläubig. »Wie könnte man sich in der Gegenwart des Satans langweilen? Ich habe mich ein wenig gefürchtet, das gebe ich zu. Aber ich habe auch gespürt, wie Gott mich wachsam machte.« Er tippte auf seine Brust. »Genau hier hab ich’s gespürt, Sir.«
    John legte ihm lächelnd die Hand auf die Schulter.
    Henry wandte sich an den Kardinal. »Ich bin ja so

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