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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Gelegenheit zu bekommen, dem Herzog von Burgund unwiderstehliche Angebote zu machen.«
    »Oh.« Henry nickte und strich sich nachdenklich mit dem Zeigefinger über den Nasenflügel. »Aber Burgund hört auf Euch, nicht auf den Dauphin. Oder?«
    Als Beaufort nicht gleich antwortete, sagte John: »Derzeit ja. Aber diese Verhandlungen werden seine Eminenz auf absehbare Zeit hier festhalten, obgleich er sich dringend um … einige Dinge in England kümmern müsste.«
    Bei diesen »Dingen« handelte es sich vornehmlich um Humphrey of Gloucester, der dem Kardinal im Parlament bei jeder Debatte unterlegen war und jede dieser Niederlagen mit einem boshaften Lächeln hingenommen hatte. Das verhieß nichts Gutes. Gloucester führte irgendetwas im Schilde, das war nicht zu übersehen.
    Henry schüttelte betrübt den Kopf. »Ich wünschte, ich wäre älter. Es ist nicht recht, dass Ihr und Bedford und Gloucester die ganze Last der Regierung tragen müsst. Ich wachse, so schnell ich kann, Onkel, Ihr habt mein Wort.«
    Beaufort neigte den Kopf. Weil er gerührt war, aber auch, um sein amüsiertes Lächeln zu verbergen. »Daran zweifle ich nicht, mein König. Und haben wir Euch erst einmal zum König von Frankreich gekrönt, werdet Ihr wieder ein Stück größer, der Dauphin hingegen ein merkliches Stück kleiner sein.«
    Henry lächelte nervös und wandte sich an John. »Habt Ihr die Königin über Weihnachten auch besucht, Sir?«
    John wechselte einen verstohlenen Blick mit dem Kardinal, der eine Braue in die Höhe zog und John zunickte, als wolle er sagen: Da, nun sieh zu, wie du dich aus der Affäre ziehst .
    »Ja, Sire, ich habe die Königin besucht, denn Lady Juliana und Kate waren bei ihr. Eurer Mutter geht es schon wieder viel besser. Sie hat mir viele Stunden lang Fragen über Euch gestellt und gesagt, dass sie es kaum erwarten kann, Euch in England wiederzusehen.« Erst jetzt fiel ihm auf, dass Katherine tatsächlich nichts dergleichen gesagt hatte.
    »Gut.« Der König seufzte zufrieden. »Ich wünschte nur, Bischof Cauchon würde sich mit dem Prozess ein bisschen beeilen. Je eher die Dauphinistenhure verurteilt ist, desto schneller können wir hier fertig werden.«
    »Das … ist kein Wort, welches ein König in den Mund nehmen sollte, Sire«, mahnte John.
    »Was?«, fragte der Junge verwirrt.
    »Dauphinistenhure. Wir wissen nicht einmal, ob es stimmt.« Kurz nach der Auslieferung an die Engländer hatte Bedfords Gemahlin Jeanne von Domrémy durch ihre Damen untersuchen lassen, und das Ergebnis besagte, dass das Mädchen tatsächlich unberührt war. Bischof Cauchon, der Ankläger, hielt dies indessen für eine List des Teufels.
    »Aber mein Onkel Bedford nennt sie immer so«, wandte Henry ein.
    »Der Duke of Bedford ist ein großer Mann, mein König, aber was Wortwahl und höfische Manieren betrifft, solltet Ihr Euch lieber den Earl of Warwick zum Vorbild nehmen«, riet John.
    »Oder John«, warf der Kardinal ein, und auf Johns argwöhnischen Blick hin zeigte er ein liebenswürdiges Spötterlächeln.
    »Nun, wenn Ihr darauf besteht, werde ich sie nicht mehr so nennen«, versprach der König ein wenig unwillig. »Aber es fällt mir schwer, höfliche Worte für sie zu finden, wahrlich und wahrlich. Sie ist meine Feindin, eine Zauberin und Ketzerin. Ich hasse sie.«
    »Eure Gefühle sind nur zu verständlich«, räumte der Kardinal ein. »Aber glaubt einem alten Mann mit viel Erfahrung: Man ist in der überlegenen Position, wenn man seine Feinde nach den Regeln von Recht und Gesetz besiegt und seine Gefühle vor ihnen verbirgt.«
    »Ja, ich weiß, das ratet Ihr mir ständig, Onkel. Und John ebenso. Es sei weiser, sich zu beherrschen und sich in Gelassenheit zu hüllen wie in eine Rüstung, weil man seinen Feinden sonst Angriffsfläche bietet.«
    »Ihr glaubt das nicht?«, fragte Beaufort.
    »Ich weiß nicht.« Der König nagte an seiner Unterlippe. »Ist nicht Aufrichtigkeit das, was Gott gefällig ist?«
    Der Kardinal hob die Hand. »Ich würde Euch niemals raten, unaufrichtig zu sein. Das ist eines Königs unwürdig.« Er betrachtete den Jungen einen Moment versonnen. Dann fasste er einen Entschluss. »Kommt morgen mit mir in die Burgkapelle, Sire. Schaut zu, was dort geschieht. Dann werdet Ihr verstehen, was ich meine.«
    Henrys Augen leuchteten auf. »Ich darf mit zum Prozess?«
    »Mylord …«, begann John unbehaglich.
    Beaufort schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab. »Der König ist alt genug, John. Ihr seid es

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