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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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hören, zum Beispiel. Die Lords ihren Streit auf ihre Weise austragen lassen, die bewährt und ehrenhaft ist.«
    »Aber ich verabscheue Blutvergießen, John.«
    »Einen Mann fallen zu lassen, der vierzig Jahre seines Lebens im Dienst des Hauses Lancaster gestanden hat und beinah verblutet wäre, als er sich zwischen Euren Vater und den Dolch eines Verräters warf, das hingegen scheint Euch nicht abscheulich?«
    »Das hat Euer Bruder getan?«, fragte Henry beklommen.
    »Das wisst Ihr nicht? Raymond hat sein Leben lang praktisch nichts anderes getan. Der Vorfall, den ich meinte, war nur der erste. Euer Vater war kaum älter als Ihr heute.«
    »Wie kommt es dann, dass Ihr davon wisst?«
    »Oh, ich bin sehr bewandert in der Geschichte meiner Familie, Sire. Ich glaube, man kann nur begreifen, wer man ist, wenn man versteht, woher man kommt. Seit über hundert Jahren haben die Waringham über Leib und Leben Eurer Vorfahren gewacht. Und mein Bruder ist nicht der Erste, der zum Dank für seine Mühen Eure Stiefel zu spüren bekommt. Verglichen mit unserem Großvater kann er sich sogar noch glücklich schätzen.«
    Henry blieb stehen. »John, Ihr macht mir Angst.«
    John hielt ebenfalls an. »Es ist kein gutes Zeichen, wenn ein König sich vor der Wahrheit fürchtet.«
    »Was … was geschah mit Eurem Großvater?«
    »Er stand in König Edwards Dienst. Der war Euer …« John musste überlegen.
    »Ururgroßvater«, wusste Henry.
    »Richtig. Und später kämpfte mein Großvater mit demSchwarzen Prinzen hier in Frankreich. Doch er wurde dem Prinzen politisch unbequem, und da ließ der ihn ermorden.«
    Henry senkte den Kopf und bekreuzigte sich. »Ich … könnte es nicht glauben, wenn irgendjemand anders mir das erzählte.«
    John war noch nicht fertig. »Der Prinz legte gefälschte Beweise vor, mein Großvater wurde posthum als Verräter verurteilt, sodass mein Vater alles verlor. Selbst das ist kein Grund zum Heulen, mein König, denn es ist schrecklich lange her, und der große Duke of Lancaster und Euer Großvater sorgten dafür, dass wir zurückbekamen, was man uns zu Unrecht weggenommen hatte: das Lehen, den Titel, vor allem die Ehre.«
    Henry sah zu ihm hoch, und in den tränenfeuchten Augen lag ein flehentlicher Blick. »Ich mach es wieder gut, John. Ich nehme mein Urteil zurück, und dann …« Er brach ratlos ab.
    John hob kurz die Rechte. »Seht Ihr? Dafür ist es zu spät. Ich bin auch keineswegs sicher, dass Raymond zurückkommen würde. Es ist oft sehr schwierig, Dinge ungeschehen zu machen, die einmal passiert sind.«
    »Aber was kann ich tun?«
    »Etwas daraus lernen, Sire. Was König Edward damals bewogen hat, meinen Großvater zu verurteilen, war, dass er die Fakten nicht kannte. Er hat es sich zu leicht gemacht und einfach geglaubt, was er sah, trotz allem, was mein Großvater für ihn getan hatte. Vielleicht auch, weil das bequemer war, als das Wort eines Mannes anzuzweifeln, dem er um jeden Preis vertrauen wollte: seinem Sohn, dem Schwarzen Prinzen.«
    Henry nickte nachdenklich. »Ihr habt Recht. Ich sehe, es reicht nicht, zu wissen, welche Schlachten meine Vorfahren geschlagen oder wie hoch sie die englischen Wollexporte besteuert haben. Das war es doch, was Ihr mir vor Augen führen wolltet, nicht wahr?«
    »So ist es, Sire.«
    »Denkt Ihr, auch ich könnte besser begreifen, wer ich bin, wenn ich verstehe, woher ich komme? Denn ich frage mich oft, wer ich eigentlich bin.«
    »Es kann auf keinen Fall schaden. Und wenn es nur dazunützt, die Schwächen zu erkennen, die der Vater an den Sohn vererbt, sodass man wenigstens versuchen kann, sie zu meiden.«
    Henry schaute immer noch zu ihm auf. »Was kann ich tun, damit Ihr mir vergebt?«
    John lächelte wider Willen. »Wartet ein paar Tage, Sire.«
    Sie waren vor der Tür zur Studierstube angekommen, wo ein gelehrter Doktor aus Cambridge den König mit seinen dicken, staubigen Büchern erwartete. Henry war ein hervorragender Schüler. Normalerweise fieberte er dem Unterricht entgegen und kam eher zu früh als zu spät.
    Doch jetzt zögerte er mit der Hand auf dem Türriegel. »Und welche Schwäche haben die Waringham, die der Vater an den Sohn vererbt?«, wollte er noch wissen.
    »Zum Beispiel die Neigung, sich um Kopf und Kragen zu reden.«
    »Aber Ihr überlegt immer erst ewig lang, bevor Ihr etwas sagt«, widersprach Henry.
    »Seht Ihr?«
    Henry lächelte und nickte. »Ja, allerdings. Werdet Ihr mir mehr von meinem Vater und Großvater und Urgroßvater und

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