Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
Vom Netzwerk:
Küche, und sie hat ein großes Herz für hungrige Knappen.«
    Jeder drei Pferde am Zügel, führte Somerset John um die prächtige Kapelle herum in einen weiteren Hof. Sie mussten die sechs Rösser nicht selbst absatteln und trockenreiben, stellte John erleichtert fest, das übernahmen die Stallburschen. So hatten sie sich ihrer Pflicht schnell entledigt, und wie versprochen organisierte Somerset aus der Küche einen halben Laib dunkles Brot, ein Stück Käse und einen Krug Ale. Damit setzten sie sich auf einen Mauervorsprung an der Westwand des Küchenhauses, ließen sich von der goldenen Nachmittagssonne wärmen und redeten.
    Somerset, erfuhr John zu seiner Verwunderung, war erst zehn Jahre alt. Dabei war er höchstens einen halben Kopf kleiner als der junge Waringham, von dem doch alle behaupteten, er sei groß für sein Alter.
    »Es liegt in der Familie«, erklärte Somerset achselzuckend. »Alle Plantagenets waren Hünen. Und auch wenn sich keiner mehr so nennt, sind wir das ja trotzdem, nicht wahr. Plantagenets, meine ich. Ich lebe am Hof, seit mein Vater vor vier Jahren gestorben ist. Mein großer Bruder, der den Titel geerbt hat, lebt zu Hause. Na ja, du weißt ja selbst, wie das ist, wenn man derJüngere ist und keiner so genau weiß, was mal aus einem werden soll. Jedenfalls bin ich froh, dass der König mich hier zum Ritter ausbilden lässt und ich nicht ins Kloster musste.«
    »Du lebst hier als ganz gewöhnlicher Page, obwohl du der Cousin des Königs bist?«, fragte John.
    »Knappe.« Er sagte es mit unüberhörbarem Stolz.
    »Entschuldige.«
    »Seit ein paar Wochen zumindest, vorher war ich Page, aber weil ich so gewachsen bin, durfte ich schon in die Waffenausbildung. Alle Pagen und Knappen hier stammen aus den mächtigsten Adelsgeschlechtern des Landes. Nur leider macht hohe Geburt allein aus einem Mann noch keinen Ritter, nicht wahr? Alles will gelernt sein. Da muss jeder durch. Aber es ist nicht schlimm, weißt du, im Gegenteil. Seit April ist Jerome of Ellesmere unser Nutricius und …«
    »Euer was?«
    »Unser Lehrer. Für Waffenhandwerk, Reiten, Jagen und all diese Sachen. Guter Mann. Er prügelt nicht immer gleich jeden grün und blau, der mal einen Fehler macht. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger.«
    John kaute nachdenklich und spülte den Bissen mit einem Schluck Ale hinunter. »Aber sag mir, Somerset, wenn die übrigen Knappen heute zur Falkenjagd geritten sind, wieso dann du nicht?«
    »Nicht zur Jagd«, entgegnete der andere mit einem nachsichtigen Lächeln. »Das wäre ja wohl noch schöner. Die Jagd ist das Vorrecht des Königs und seiner Lords. Nein, die übrigen Jungs sollen sich heute nur in der richtigen Handhabung und Pflege von Beizvögeln üben. Und ich durfte nicht mit, weil ich krank war. Ich hatte mal wieder das Fieber.« Er hob kurz die Schultern und seufzte tief. »Ich habe alle naselang das Fieber, weißt du. Und dann sind alle voller Sorge und verbieten mir alles und behandeln mich wie ein Mädchen.« Seine angewiderte Miene bekundete, was er davon hielt.
    »Oh, das kenne ich«, vertraute John ihm an. »Ich hab mir kurz vor Ostern den Arm gebrochen und hatte auch sonst einpaar Kratzer, und mein Vater hat mich praktisch wochenlang ans Bett gefesselt.«
    Sie tauschten ein Verschwörerlächeln. Dann zeigte Somerset auf das restliche Brot und das kleine Stück Käse, die noch übrig waren. »Was dagegen, wenn ich das aufesse? Ich bin heute Abend an der Reihe, dem König an der Tafel aufzuwarten.«
    »Eine hohe Ehre«, bemerkte John.
    »Eigentlich nicht. Es geht immer der Reihe nach, jeder ist mal dran. Und das Dumme an Ehre ist, dass sie einen nicht satt macht. Man steht sich die Beine in den Bauch und darf nur zuschauen, welch köstliche Speisen an der hohen Tafel aufgetragen werden.«
    John wies mit einer einladenden Geste auf die Reste, und Somerset vertilgte sie mit wenigen raschen Bissen. Dann schaute er zur tief stehenden, rotgoldenen Sonne. »Ich schätze, noch eine Stunde bis zum Essen. Soll ich dir vorher unser Quartier zeigen?«
    »Sei so gut.« John stand auf und folgte Somerset zu einem dreigeschossigen Steinhaus gleich am Fluss, wo sie die Treppen bis zur Dachkammer hinaufstiegen.
    Somerset nahm einen kleinen Anlauf und rammte mit der Schulter die Tür auf. »Sie klemmt«, erklärte er unnötigerweise. »Außer im Sommer, wenn es mal ein paar Wochen lang warm und trocken ist. Aber dann wird’s hier oben brütend heiß. Also besser, die Tür klemmt.«
    Sie betraten

Weitere Kostenlose Bücher