Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
Vom Netzwerk:
keinen versiegelten Papierbogen, wie John erwartet hatte, sondern einen verheißungsvoll klimpernden Beutel.
    »Ah«, machte Fitzalan und betrachtete das Säckchen mit unfeiner Neugier. »Das klingt nicht übel.«
    John öffnete die Börse und spähte hinein. Der Brief lag obenauf und bedeckte eine gute Hand voll Münzen. John beschloss, seinen neuen Schatz später zu zählen, wenn er allein war, aber er konnte keinen Moment länger darauf warten, zu erfahren, was sein Vater ihm zu sagen hatte. »Entschuldige mich einen Moment, Hugh«, bat er, stand auf, ging näher zu einer der Wandfackeln und erbrach das Waringham-Siegel.
     
    Robert, Earl of Waringham, grüßt John, seinen geliebten Sohn. Wenn du dies liest, hat Gott mein Gebet erhört, weil du dein Ziel sicher erreicht hast. Ich bedaure sehr, mein Junge, dass ich es nicht verstanden habe, mehr Vertrauen in dir zu wecken. Es war niemals meine Absicht, dir eine Laufbahn aufzuzwingen, für die du nicht geschaffen bist. Ich hätte mir gewünscht, du wärest als Knappe in den Dienst des Bischofs von Winchester getreten, weil ich ihn für einen der besten Männer des Landes halte und weil es dir gut getan hätte, an einem Ort zu sein, wo du nicht allenthalben auf die Fußstapfen deiner Brüder stößt. Doch du hast eine andere Wahl getroffen, und so bleibt mirnichts anderes übrig, als zu beten, dass du sie nicht bereuen wirst oder gar zu früh mit dem Leben bezahlst, denn dieser König, sei versichert, wird mit Feuer und Schwert große Taten vollbringen. Zu seinem Ruhm und zum Ruhme Englands. Ob auch zu Englands Wohl, bleibt abzuwarten.
    Dein unerhörter Mangel an Gehorsam ist dir verziehen, mein Sohn. Mögen Gott und alle Heiligen dich beschützen.
     
    Robert of Waringham
     
    P.S. Du wirst feststellen, dass der Inhalt dieses Beutels dir dein neues Leben in mancher Hinsicht erleichtert. Wenn du neue Kleider oder Waffen brauchst, wende dich an Raymond. Geh nicht in Lumpen, weil du zu stolz bist. Es ist nichts weiter als seine Pflicht, für dich zu sorgen.
     
    P.P.S. Hab Vertrauen zu dir selbst. Ich zweifle nicht, dass du deinem Haus Ehre machen wirst.
     
    »Schlechte Neuigkeiten?«, fragte Hugh Fitzalan stirnrunzelnd, als John an seinen Platz zurückkehrte.
    Der schüttelte den Kopf. »Gute. Und … eigenartige.« Er steckte den Brief ein und war dankbar, dass Fitzalan keine weiteren Fragen stellte. Am liebsten wäre er irgendwohin gegangen, wo er allein war, um über den Brief seines Vaters nachzudenken. Aber in diesem Moment betrat der König die Halle, und alle Anwesenden erhoben und verneigten sich, um ihn zu begrüßen. Gleich darauf wurden die Speisen aufgetragen, und es war zu spät, sich unbemerkt aus der Halle zu schleichen. Und in den nächsten Tagen sollte John lernen, dass Alleinsein ein Luxus war, auf den man in Westminster meistens verzichten musste.

Westminster, Juni 1413
    R aymond war kein großer Freund von Parlamenten. Die feierliche Eröffnungszeremonie und die steifen Bankette, die stundenlangen Debatten der Lords und das Feilschen mit den Commons um neue Steuern und deren Verwendung langweilten ihn halb zu Tode. Sein einziger Trost waren die vielen schönen Frauen, die mit den Lords an den Hof gekommen waren, und die Anwesenheit seines älteren Bruders Edward, über dessen Sittenstrenge und Ernsthaftigkeit er sich zwar gern lustig machte, der ihm aber dennoch sehr nahe stand.
    Gegen Ende der ersten Woche aber begann er, die allabendlichen Treffen mit Edward zu versäumen, um der Zofe von Warwicks Frau nachzustellen. Sie erhörte ihn nach nur zwei Tagen, was selbst für Raymonds Verhältnisse rekordverdächtig war, und fortan schmuggelte er sie jeden Abend, sobald sie ihre Herrin bettfein gemacht hatte, in sein Quartier. Sie war ein süßes, dralles, schwarzhaariges Mädchen, alles andere als eine Unschuld, und sie entzückte ihn so sehr, dass er Mühe hatte, während der langweiligen Beratungen nicht fortwährend an ihre Lippen und ihre Brüste oder sonstige Details ihrer Physiognomie zu denken. Tat er es doch, malte das Ergebnis sich immer sehr schnell in den engen Hosen ab, die die Mode vorschrieb, und das amüsierte seine Sitznachbarn ungemein.
    Wie üblich saß er zu später Stunde beim Licht einer einzelnen Kerze in seinem luxuriösen Quartier und trommelte ungeduldig mit den Fingern der Rechten auf den Bettpfosten, während er auf sie wartete. Als es endlich klopfte, sprang er auf.
    »Nur herein, Herzblatt. Woher diese plötzliche

Weitere Kostenlose Bücher