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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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murmelte Floskeln und rang mit der Erkenntnis, dass all diese Jungen mächtigeren und bedeutenderen Familien entstammten als er. Er war sein Leben lang stolz darauf gewesen, ein Waringham zu sein, und er wusste, dass sein Vater eine Position unter den Beratern des verstorbenen Königs bekleidet hatte, die nichts mit Macht, Reichtum oder Verbindungen zu tun gehabt hatte, sondern allein mit Vertrauen. Doch hier, merkte er, würden ihm weder der Name noch der Ruhm seines Vaters oder die Stellung seiner Brüder etwas nützen. Hier musste er ganz allein bestehen. Im ersten Moment erfüllte die Erkenntnis ihn mit Furcht. Doch dann erkannte er, welche Chance sich ihm hier bot. Er holte tief Luft, und es kam ihm vor, als hätte er noch nie so frei geatmet.
     
    Die große Halle des Palastes von Westminster kam John auf den ersten Blick etwa zehnmal so groß vor wie die von Waringham. Das stimmte nicht ganz, aber sie war in der Tat die größte in ganz England, erklärte ihm Hugh Fitzalan, der ihn unter seine Fittiche genommen hatte, nachdem Somerset sich verabschiedet hatte, um Dienst an der hohen Tafel zu tun.
    »Zweihundertvierzig Fuß lang, fast siebzig Fuß breit und vierzig hoch«, verkündete Fitzalan voller Stolz. »Normalerweise ist sie mit hölzernen Trennwänden unterteilt, weil die königlichen Gerichte hier in der Halle ihren Sitz haben, aber da übermorgen das Parlament beginnt, ist sie ausgeräumt worden.«
    »Also die langen Tafeln sind für die Lords des Parlaments?«
    Hugh nickte. »Und die Commons. Die Eröffnungszeremonie findet immer hier in der Halle statt. Komm, unsere Plätze sind dort hinten.«
    Sie gingen ans untere Ende der Halle und nahmen dort an einem Seitentisch Platz. Die hohe Tafel auf der Estrade an der Stirnseite war noch leer. Livrierte Diener stellten kostbare Pokale und Salzfässer auf das weiße Tischtuch. Erst vereinzelt,dann in kleinen Gruppen kamen fein gekleidete Damen, Ritter und kirchliche Herrn in die Halle und begaben sich plaudernd an ihre Plätze.
    »Du meine Güte …«, murmelte John. »Wie groß ist dieser Hof?«
    »So ungefähr zweihundert Menschen leben ständig hier«, antwortete Fitzalan. »Heute sind es natürlich mehr, weil die meisten Lords schon angereist sind und ihre Damen mitgebracht haben.« Er zeigte diskret mit dem Finger. »Da ist der Earl of Cambridge, ein Cousin des Königs.«
    »Mit Cousins scheint er reich gesegnet«, bemerkte John.
    Fitzalan grinste anzüglich. »Das liegt daran, dass genau wie sein Vater auch sein Großvater und sein Urgroßvater im Bett viele große Heldentaten vollbracht haben. Im ehelichen wie auch in zahllosen anderen. Und da kommen zwei der Brüder des Königs. Wie aufs Stichwort. Bedford und Gloucester.«
    Die beiden jungen Herzöge blieben an der Tür zur Halle einen Moment stehen, steckten die dunklen Köpfe zusammen und tuschelten. Dann lachten sie und gingen zur hohen Tafel hinüber. Sie waren die Ersten, die dort Platz nahmen.
    John betrachtete sie einen Moment voller Neugier, legte dann den Kopf in den Nacken und bewunderte die riesigen, kostbar geschnitzten Balken, die das Dach trugen.
    »Da kommt zur Abwechslung mal ein Lord, der nicht mit dem König verwandt ist. Oder jedenfalls nicht, dass ich wüsste«, schränkte Fitzalan ein. »Henry Scrope. Er steht dem König vielleicht noch näher als dein Bruder.«
    John fragte sich, ob er einen Hauch von Schadenfreude in Fitzalans Stimme vernommen hatte oder ob das Einbildung war. Er schaute wieder unauffällig zur Tür und sah einen gut gekleideten, blonden Mann. Raymond folgte kurz darauf, und die beiden nickten sich zu. Eher kühl, schien es John. »Denkst du, mein Bruder ist eifersüchtig auf Lord Scrope?«, fragte er interessiert.
    Der junge Fitzalan grinste schon wieder – es schien sein bevorzugter Gesichtsausdruck zu sein. »Todsicher. Sie sindimmer eifersüchtig aufeinander. Und vor ein paar Wochen haben sie sich geschlagen, und dein Bruder hat Scrope bis auf die Knochen gedemütigt.«
    John wollte lieber nicht wissen, worum es gegangen war. Er beobachtete, wie Raymond einen Pagen herbeiwinkte und ihm etwas in die Hand drückte. An den zu weit ausholenden Gesten seines Bruders erkannte er, dass Raymond wieder einmal betrunken war. Der Page kam auf sie zu, schaute sich suchend um und sah dann unsicher zu John.
    Der nickte. »Ich nehme an, du suchst mich.«
    »John of Waringham?«, fragte der Junge.
    »Ja.«
    »Dann ist dies hier für dich.« Der Page überreichte ihm

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