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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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eingestickte rote Rose trug – die Wappenblume der Lancaster.
    »Dies ist mein jüngster Bruder, John«, erklärte Raymond. »Er ist bei Nacht und Nebel aus Waringham davongelaufen, um in Euren Dienst zu treten.«
    Der König lächelte. »Ein Mann nach meinem Geschmack.«
    John sank vor ihm auf die Knie.
    Harry nahm ihn bei den Schultern und hob ihn auf. »Sei mir willkommen, John of Waringham.«
    Der Junge sammelte seinen Mut und hob den Blick. »Warum habt Ihr das getan, Sire?«
    »Was?«
    »Versucht, ihn zu retten.«
    »Oh …« Harry schien einen Moment nachzudenken, die glatte Stirn gefurcht. »Um die Kirche zu schützen und den Glauben zu bewahren.«
    »Nicht für ihn? Für Edmund Tanner?«
    Der König hob kurz die breiten Soldatenschultern. »Nun, er war Untertan der Krone und hatte daher ein Anrecht darauf, dass ich tat, was in meiner Macht stand, um ihn vor sich selbst und den Irrlehren, deren Opfer er wurde, zu beschützen. So betrachtet, auch für ihn. Aber ich denke, wäre es allein um Edmund Tanners Leben und nicht um die Sicherheit des Reiches gegangen, hätte ich mich vermutlich nicht herbemüht.«
    John fand sich eigentümlich berührt von dieser Offenheit.
    »Kein sehr glücklicher Tag für den Beginn unserer Bekanntschaft, nicht wahr?«, fuhr der König fort. »Aber sie wird dennoch unter einem guten Stern stehen, du wirst sehen. Das Haus von Lancaster und das Haus von Waringham gehören zusammen wie Flint und Stahl.«
    John nickte. Vermutlich hätte er irgendetwas sagen sollen wie ›Was ich dazu tun kann, soll geschehen‹ oder eine ähnliche Floskel dieser Art. Aber er brachte nichts dergleichen heraus. Er war zu scheu und zu überwältigt von der Persönlichkeit des Königs. Er argwöhnte, es werde nicht lange dauern, bis er diesem Mann so verfallen war, dass er bedenkenlos sein Leben für ihn geben würde. Und der Gedanke ängstigte ihn.
    Harry lächelte nachsichtig über die Schüchternheit seines neuen Knappen. »Kommt«, sagte er zu seinen Begleitern und saß auf. »Reiten wir nach Hause.«
     
    Während des ganzen Ritts am Fleet entlang kämpfte John gegen Übelkeit, die in Wellen über ihn hereinbrach. Sie wurde so heftig, dass er fürchtete, er werde sich übergeben und vor seinem neuen Dienstherrn bis auf die Knochen blamieren, ebbte aber dann wieder ab. Doch einen der Ritter im Gefolge des Königs schien die Ketzerverbrennung noch mehr mitgenommenzu haben als ihn. Er war ein großer, breitschultriger Mann mit einem fassrunden Bauch und rotem Bart. Viel mehr war allerdings nicht zu erkennen, denn er hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und wischte sich gelegentlich verstohlen mit dem Ärmel über die Augen.
    »Das ist Sir John Oldcastle«, erklärte Raymond seinem Bruder. Er hatte sich zurückfallen lassen, bis er neben John ritt, der die Nachhut bildete, und er sprach gedämpft. »Heute hat er das heulende Elend, aber an anderen Tagen ist er ein sehr standhafter, tapferer Ritter, der mit dem König gegen die Schotten und die Waliser gekämpft hat, genau wie ich. Der Grünschnabel an seiner Seite ist de Vere, der Earl of Oxford. Und der gewaltige Recke da vorn ist der ruhmreiche Earl of Warwick.«
    »Was erschüttert ihn so?«, fragte John flüsternd. »Lord Oldcastle, meine ich.«
    Raymond verzog das Gesicht. »Er hat eine Schwäche für die verdammten Lollarden. Darum nimmt es ihn mit, wenn einer von ihnen brennen muss.«
    »Wieso ist er dann hingegangen?«
    »Weil der König es wünschte.« Und Raymond konnte nur hoffen, dass Oldcastle die Warnung verstanden hatte und nicht in den Wind schlagen würde. Denn Oldcastle machte aus seinen rebellischen Ansichten keinen Hehl, und je betrunkener er war, desto ketzerischer wurden sie. Wie Raymond selbst gehörte Oldcastle zu den Freunden, die den König schon durch seine stürmische Jugend begleitet hatten. Aber Harry hätte ihm wohl kaum deutlicher zeigen können, dass selbst die älteste Freundschaft Grenzen hatte und dass er ein genauso treuer Sohn und unerbittlicher Verteidiger der Heiligen Mutter Kirche war wie sein Vater vor ihm.
     
    Der Palast von Westminster war auf seine Art ebenso riesig, verworren und einschüchternd wie London, stellte John fest, allerdings weitaus prachtvoller und nicht so dreckig. Die Anlage lag gleich an der Themse und bestand aus einem Wirrwarr unterschiedlichster Gebäude: Hallen, Quartierhäuser undKapellen aus hellem Sandstein, Ställe, Waffenkammern, eine Schmiede und verschiedene weitere

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