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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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einen niedrigen Raum mit einem hölzernen Stützpfeiler in der Mitte. Spinnweben und ein paar alte Schwalbennester schmückten die Dachbalken. Der hölzerne Fußboden war mit Stroh ausgelegt, das ein wenig staubig wirkte. Entlang der Wände waren ebenfalls mit Stroh gefüllte Säcke aufgereiht, auf jedem lag eine gefaltete Wolldecke. Durch die beiden gegenüberliegenden Fenster fiel Licht, doch sie hatten keine Pergamentbespannung, sodass jedes Wetter hereinkommen konnte.
    Ein wenig schockiert erkannte John, dass die Knappen am Hof des Königs etwa genauso viel Komfort hatten wie seines Vaters Stallknechte daheim in Waringham. Von der vergangenenNacht einmal abgesehen, würde es das erste Mal in seinem Leben sein, dass er nicht in einem breiten Bett mit Baldachin und Federkissen schlief.
    Doch er ließ sich seinen Schrecken nicht anmerken. »Schlicht«, bemerkte er lediglich.
    »Hm.« Somerset verstand es, eine gute Portion Sarkasmus in diesen Laut zu legen. »Sie wollen uns abhärten. Für den Krieg.«
    »Das ist vermutlich nicht dumm.«
    »Ich fürchte auch.«
    Sie wechselten einen Blick und lachten. John konnte sein Glück kaum fassen, dass er hier in so kurzer Zeit einen Freund gefunden hatte. Weil er schüchtern war und immer fürchtete, sich vor Fremden eine Blöße zu geben, war er normalerweise so zurückhaltend, dass er verschlossen wirkte, vielleicht sogar hochmütig. Und das schreckte so manchen ab. Aber Somersets natürliche Freundlichkeit hatte es ihm leicht gemacht, seine Scheu zu überwinden.
    Der junge Cousin des Königs wies auf eins der Strohlager unweit der Tür. »Da, das ist zur Zeit frei. Leg deinen Mantel oder irgendetwas anderes darauf, dann ist es dir einigermaßen sicher. Sonst kann es einem hier auch schon mal passieren, dass man eine Nacht auf dem Boden verbringen muss. Es herrscht ein ewiges Kommen und Gehen.«
    »Wie kann das sein?«, fragte John verblüfft. »Bleiben die Knappen denn nicht im Haushalt des Königs, bis sie Ritter werden?«
    »Doch, doch. Aber die Mitglieder des Kronrats oder sonstige Lords, die längere Zeit bei Hofe sind, leihen sich gern schon mal einen Knappen aus und nehmen ihn mit in ihre Quartiere, damit sie ihn nach Herzenslust herumscheuchen können.«
    »Ah.«
    Sie lachten wieder. Dann wies Somerset auf Johns Kleider. »Man sieht ihnen deine ereignisreiche Reise an. Hast du was anderes mitgebracht?«
    »Nein.«
    »Dann lass uns versuchen, den Dreck rauszubürsten. Wenn du so in der Halle erscheinst, macht das keinen sehr guten Eindruck.«
    »Du hast Recht.«
    Aus einer kleinen Kiste am Fußende seiner eigenen Schlafstatt brachte Somerset ihm eine Bürste mit steifen Borsten, und John machte sich an seinen Hosenbeinen, der Schecke und dem Mantel zu schaffen. Letzterer wies einen langen Riss auf. Dagegen war im Moment nichts zu tun, aber er hatte ohnehin nicht die Absicht gehabt, mit dem Mantel in die Halle zu gehen. Er folgte Somersets Rat, legte den leichten Sommerumhang auf seinen Strohsack und nahm sich vor, morgen Bess die Küchenmagd um Hilfe in dieser Angelegenheit zu bitten.
    Als der letzte Schatten des Londoner Straßendrecks beinah verschwunden war, flog die Tür krachend auf, und ein gutes Dutzend halbwüchsiger Jungen drängelte herein.
    »Oh, Somerset, du hast was verpasst!«, rief der längste und schlaksigste von allen. »Beauchamp, dieser Hornochse, hat sich so dämlich angestellt, dass der Vogel ihm beinah ein Auge ausgehackt hätte.« Er wies auf einen stämmigen, pausbackigen Jungen, der verschämt den Blick gesenkt hielt. Tatsächlich hatte er eine kleine Wunde gefährlich nah am Auge. »Er hat ihm einfach die Haube abgenommen und dann … Nanu? Wer bist du denn?« Er stemmte die Hände in die Seiten und schaute John mit unverhohlener Neugier an. Seine hellblauen Augen funkelten übermütig.
    »Lasst mich euch bekannt machen, Sirs.« Somerset trat hinzu. »Dies ist John of Waringham, der Bruder von Sir Raymond, von Sir Mortimer Dermond und des Earl of Burton. John, dies ist Hugh Fitzalan, der nicht nur der Längste, sondern auch der Lauteste von uns ist. Sein Vater ist der Earl of Arundel, sein Onkel der Erzbischof von Canterbury …«
    »Großonkel«, verbesserte der junge Fitzalan.
    »Von mir aus auch das. Der Unglücksrabe hier ist Simon Beauchamp, der Neffe des ruhmreichen Earl of Warwick. Und der Kerl mit dem großen Zinken dort ist James Neville …«
    Bald schwirrte John der Kopf von all den großen Namen. Er schüttelte Hände und

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