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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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aber es kam keiner der schrecklichen Anfälle. Womöglich war sie zu geschwächt dafür. Die meiste Zeit dämmerte sie einfach vor sich hin, sprach mit Menschen, die längst entschwunden waren, und erkannte niemanden, der tatsächlich anwesend war, auch ihren Mann nicht. Tudor wich nach wie vor nicht von ihrer Seite und antwortete ihr geduldig, wenn sie ihn gelegentlich fragte, wer er sei.
    Kardinal Beaufort kam am frühen Nachmittag in großer Eile und mit kleiner Eskorte nach Bermondsey Abbey. Der hohe Besuch versetzte das Kloster, vor allem den Abt, in einige Aufregung, sodass es ein Weilchen dauerte, ehe Beaufort zum Gästehaus kommen konnte.
    »Lady Margaret.«
    »Eminenz.« Sie wollte vor ihm niederknien, aber er winkte die Geste beiseite.
    »John.«
    »Mylord.«
    »Daniel sagt, sie stirbt? Ist es wahr?«
    »Ich fürchte.« Beaufort wollte sich abwenden, aber weil John ihn gut kannte, sagte er warnend: »Sie … ist offenbar schon seit einigen Monaten krank. Ihr werdet sie sehr verändert finden. Und vermutlich wird sie Euch nicht erkennen.«
    Der Kardinal nickte. »Armes Kind. Es war das, wovor ihr immer am meisten gegraut hat.«
    »Ich weiß.« John musste unwillkürlich wieder an seine schwangere Frau denken und betete, Gott möge zu ihm gnädiger sein als zu Katherine und nicht auch ihm das antun, wovor ihm am meisten graute. Blinzelnd schaute er einen Moment zum Fenster, hinter welchem der frische Schnee so gleißend in der Sonne funkelte, dass er ihn selbst durch die bernsteinfarbenen Butzenscheiben noch blendete. Dann nahm er sich zusammen und sah seinen Schwiegervater wieder an. »Was soll jetzt nur aus Tudor werden, Mylord?«
    Der Kardinal überlegte einen Moment. »Nun, offiziell ist er immer noch Katherines Steward für ihre walisischen Ländereien,nicht wahr? Es wird wohl das Klügste sein, er zieht sich erst einmal dorthin zurück. Das wird niemand verdächtig finden, und in Wales ist er vor Gloucester sicher.«
    John verspürte Erleichterung. Es war eine gute Lösung.
    Beaufort legte ihm im Vorbeigehen die Hand auf die Schulter und betrat dann die Kammer der Kranken. Katherine erkannte auch ihn nicht, berichtete Tudor John später, obwohl der Kardinal doch einer ihrer ältesten Freunde in diesem Land war. Falls ihr verändertes Aussehen ihn erschütterte, ließ er es sich zumindest nicht anmerken. Mit einem Mal war er nur noch Priester, als hätte er den Lebemann, den Diplomaten, den Politiker und den Ränkeschmied an der Tür zurückgelassen.
    Er erkannte auf den ersten Blick, dass die Königin nicht beichten konnte, und erteilte ihr die Sterbesakramente. Öl, Hostie, Stola – alles, was er dazu brauchte, hatte er mitgebracht, denn Henry Beaufort war ein umsichtiger Mann. Seine tiefe, immer noch samtweiche Stimme schien der Sterbenden Frieden zu geben und tröstete sogar Tudor. Katherine schlief die ganze Nacht ruhig und tief, und irgendwann in den frühen Morgenstunden des dritten Januar blieb ihr Herz einfach stehen.

Waringham, Januar 1437
    S ieh mal, was hältst du davon?« Kate reichte ihrer Tante einen Entwurf für eine Stickerei, den sie mit einem Kohlestift auf ein Stück Papier gezeichnet hatte.
    Eugénie streckte die fette, beringte Hand danach aus. »Lass sehen.«
    Sie sprachen Französisch. Da Kate den Großteil ihrer Kindheit im Haushalt der Königin verbracht hatte, beherrschte sie diese Sprache ebenso fließend wie Englisch, und auch in manch anderer Hinsicht hatte sie sich als Eugénies Retterin erwiesen. Die Leidenschaft für kunstvolle Tapisserien war ihnen gemein, wenngleich Eugénie dieses Interesse und ihre Fertigkeiten vieleJahre hatte brachliegen lassen. Seit Kate vor zwei Jahren auf den Wunsch ihrer Eltern nach Waringham zurückgekehrt war, um dort bis zu ihrer Heirat zu leben, hatte die Burgherrin ihr vergessenes Talent wieder entdeckt, und es hörte niemals auf, Raymond zu verblüffen, wie gründlich dies seine Frau verändert hatte. Manchmal konnte man fast glauben, sie habe sich mit ihrem Schicksal ausgesöhnt. Als die Nachricht vom Tod der Königin nach Waringham gekommen war, hatte Eugénie sich ein paar Stunden in die eiskalte Burgkapelle verzogen, um Katherine zu beweinen, aber der Verlust hatte sie nicht wirklich in Schwermut gestürzt, wie er erwartet hatte.
    Er saß seiner Frau am Tisch gegenüber, untätig und schläfrig nach einem üppigen Mittagsmahl, und betrachtete seine junge Nichte mit einem wohlwollenden Lächeln. Er war ihr dankbar, dass sie so etwas

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