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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Ähnliches wie häuslichen Frieden in seine Familie gebracht hatte. Und sie war weiß Gott ein erquickender Anblick. »Wird es eine Krippenszene, Kate?«, tippte er.
    Sie nickte. »Wenn ich meinem Vater das Geld abschwatzen kann, will ich die Heiligenscheine von Maria, Josef und dem Jesuskind mit echtem Goldfaden sticken. Es soll ein wirklich feiner Wandteppich werden«, erklärte die Vierzehnjährige ernst.
    Eugénie saß blinzelnd über den Entwurf gebeugt. Sie war mit den Jahren kurzsichtig geworden, aber von Perspektive verstand sie weitaus mehr als ihre junge Nichte. »Mach diese Hügel kleiner«, riet sie und wies auf den rechten Bildrand. »Das lässt sie weiter entfernt wirken und gibt dem Bild Tiefe.«
    »In Ordnung.« Kate befeuchtete ihren Zeigefinger und wischte über die Linien der hinteren Hügelkette. Es gab eine fürchterliche Schmiererei.
    »Aber sag mir, Kate, warum willst du jetzt eine Krippenszene sticken?«, neckte Raymond. »Weihnachten ist gerade vorbei.«
    »Es dauert, Onkel«, erklärte sie achselzuckend. »Der Teppich ist für nächstes Jahr. Und wenn er so gut wird, wie ich hoffe, schenke ich ihn Lady Isabella.«
    »Wem?«, fragte er verwundert.
    »Der Äbtissin von Havering, Raymond«, erklärte Eugénie spöttelnd. »Sie ist deine Schwester, weißt du.«
    »Ach ja …« Er grinste – nicht sonderlich zerknirscht. »Aber sie hat deinen Wandteppich nicht verdient, Kate. Als deine Eltern geheiratet haben, hat sie deinem Vater geschrieben, er sei für sie gestorben.«
    »Ich weiß«, gab das Mädchen unbekümmert zurück. »Aber als der Kardinal sie zu protegieren begann und sich abzeichnete, dass die Ehe meiner Eltern ihrer Karriere keinen dauerhaften Schaden zufügen würde, hat sie sich besonnen und Vater verziehen.« Sie hob kurz die Schultern. »Warum soll ich ihr gram sein? Ich an ihrer Stelle hätte vielleicht genauso reagiert.«
    Raymond betrachtete sie mit einem wohlwollenden Lächeln. »Ich merke, du hast ein ebenso großes Herz wie deine Mutter. Wo steckt sie überhaupt?«
    »Mit unseren kleinen Gästen im Gestüt, nehme ich an. Sie hatte Edmund versprochen, mit ihm zu den Zweijährigen zu gehen. Er wolle die Pferde sehen, die bald Schlachtrösser werden, hat er gesagt.«
    »Es ist nicht klug, in ihrem Zustand bei Schneetreiben über den Mönchskopf zu spazieren«, murmelte Eugénie besorgt.
     
    Zu diesem Schluss war Juliana inzwischen selbst gekommen. Der dreijährige Owen ging folgsam an ihrer Hand, aber es musste leichter sein, einen Sack Flöhe zu hüten als Edmund und Jasper Tudor. Mit knapp sechs und sieben Jahren waren sie im schlimmsten Rabaukenalter, und die Angst und Sorge um ihre Mutter machte sie nicht fügsamer.
    »Komm da weg, Edmund«, mahnte Juliana. »Ich habe gesagt, du darfst sie anschauen. Es war nie die Rede davon, dass du die Boxen betreten und sie anfassen sollst.«
    Der Kleine blieb, wo er war, stand auf den Zehenspitzen neben dem temperamentvollen Dädalus und reckte sich in dem fruchtlosen Bemühen, bis an die Mähne zu reichen. »Aber er steht doch ganz still«, entgegnete er.
    Jasper, der sich von seinem großen Bruder zu jedem Unfuganstiften ließ, trat ebenfalls durch die geöffnete Tür. »Lass mich auch mal, Edmund.«
    »Nein, jetzt bin erst mal ich dran.« Er knuffte den Kleineren in die Seite. »Verschwinde.«
    Jasper knuffte zurück. »Verschwinde du doch.«
    Dädalus schnaubte missvergnügt. Er war respektlose Rangeleien und erhobene Stimmen in seiner Umgebung nicht gewöhnt.
    »Schluss jetzt«, sagte Juliana streng. »Kommt heraus, alle beide, und schließt die Tür.«
    Sie gaben vor, sie nicht zu hören. Edmund stieß seinen Bruder mit beiden Händen vor die Brust, und der Kleinere prallte krachend gegen die Boxenwand. Dädalus wieherte, schlug hinten aus und verfehlte Jaspers blond gelockten Kopf um weniger als einen halben Zoll.
    Julianas erster Impuls war, zur Boxentür zu stürzen, aber sie war so unglaublich schwerfällig, dass daran nicht zu denken war. Also ging sie, so rasch sie konnte, schob das nervöse Pferd furchtlos beiseite und zog die beiden kleinen Raufbolde aus der Box, jeden an einem Ohr.
    »Wenn ihr nicht hört, war heute das letzte Mal, dass ihr ins Gestüt durftet!«, schalt sie. Dann griff sie plötzlich Halt suchend nach einem Balken und hielt die Luft an, um ein Stöhnen zu unterdrücken.
    »Lady Juliana?«, fragte Edmund kleinlaut. Als sie nicht gleich antwortete, fasste er sich ein Herz und ergriff ihre Hand.

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