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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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»Madam?«
    Er gab sich Mühe, Ruhe zu bewahren, weil er der Älteste war, aber Panik schwang in seiner Stimme. Er hatte miterlebt, wie seine Mutter krank geworden war. Die Mönche von Bermondsey hatten sich jede erdenkliche Mühe gegeben, ihn und seine Brüder von allem abzuschirmen, aber Edmund war beinah sieben Jahre alt. Er hatte genau gemerkt, was vorging. Weder der Wahnsinn seiner Mutter noch die Verzweiflung seines Vaters waren ihm verborgen geblieben, selbst wenn er beide nicht mit Worten hätte benennen können. Nun hatte man siehierher geschickt, und er ahnte, was das zu bedeuten hatte. Juliana war die einzige Erwachsene an diesem fremden Ort, die ihm vertraut war. Wenn nun auch sie noch krank wurde, dann war er endgültig verloren.
    »Schon gut, Edmund«, zwang sie sich zu sagen. Sie wusste ganz genau, wie es in ihm aussah. »Schließ die Stalltür, Jasper.«
    Der Junge folgte wortlos.
    »Hier, nimm deinen kleinen Bruder an der Hand. Lasst uns zurückgehen.«
    Edmund trat zu ihr und nahm Owen. Auch der kleinste der Brüder – der einzige Rotschopf – schaute mit großen, bangen Augen zu Juliana auf.
    Noch ehe sie das Tor des lang gezogenen Stallgebäudes erreicht hatten, setzte die nächste Wehe ein, und dieses Mal gelang es Juliana nicht ganz, einen Laut zu unterdrücken, obwohl sie sich auf die Zunge biss. Oh Gott , dachte sie erschrocken. War es bei Kate auch so? Sie konnte sich einfach nicht erinnern. Es war zu lange her. Und ebenso wie John wurde sie von der Angst gepeinigt, dass diese Schwangerschaft im letzten Moment noch schief gehen könnte wie so viele in der Vergangenheit. Genau genommen fürchtete Juliana sich mehr als je zuvor in ihrem Leben.
    Sie blieb stehen und stützte sich einen Moment auf Edmunds Schulter.
    Immer einen Fuß vor den anderen , betete sie sich vor. Es ist nicht wirklich weit …
    Doch sie hatten die Koppel vor dem Stall noch nicht überquert, als sie sich eingestehen musste, dass sie den Weg zur Burg niemals ohne Hilfe zurücklegen würde. Ein grauer Schleier schien sich über ihre Augen gelegt zu haben, und von einem Moment zum nächsten war sie in kalten Schweiß gebadet. Sie zitterte in der kalten Winterbrise, stützte sich mit beiden Händen aufs Gatter und setzte alles daran, auf den Füßen zu bleiben. Gerade als ihre Knie einknickten, spürte sie zwei starke Arme, die sie auffingen.
    Sie schlug die Augen auf. »Conrad …«
    Der Stallmeister lächelte ihr zu, doch sein Blick war besorgt. »Was in aller Welt treibst du denn hier, Juliana«, fragte er mit leisem Vorwurf. Ehe sie antworten konnte, wandte er den Kopf ab und pfiff durch die Zähne. Juliana kniff die Augen zu. Es war ein durchdringender Pfiff, wie ihn offenbar nur Stallarbeiter beherrschten, und er gellte ihr in den Ohren.
    Aber er brachte das gewünschte Ergebnis: In Windeseile lockte er zwei Knechte herbei.
    »George, lauf ins Dorf zu Liz Wheeler und bring sie zu meinem Haus. Patrick, du begleitest die Jungen zurück auf die Burg und gibst seiner Lordschaft Bescheid.«
    Die Burschen nickten und stoben davon.
    Juliana lehnte den Kopf an Conrads Schulter. »Wenn es ein Sohn wird, sollte er auf der Burg zur Welt kommen«, murmelte sie und spürte das Fruchtwasser ihre Beine hinabrinnen.
    »Mach dir darüber keine Sorgen.« Conrad hob sie auf. »Ganz gleich ob Sohn oder Tochter, es wird auf alle Fälle ein Pferdenarr, der vermutlich stolz darauf sein wird, im Gestüt geboren worden zu sein.«
     
    Die anstehende Niederkunft hatte den Haushalt in Aufruhr versetzt. Raymond und Eugénie waren ins Gestüt geeilt, obwohl sie natürlich wussten, dass es Stunden dauern mochte und dass sie rein gar nichts tun konnten.
    Edmund, Jasper und der kleine Owen Tudor waren im Wohngemach der Familie gestrandet. Dort war es wenigstens warm, aber sie waren allein, und sie fürchteten sich. Als es dunkel wurde, rollte Owen sich auf dem Bodenstroh zusammen, steckte den Daumen in den Mund und schlief ein, aber Edmund und Jasper saßen hellwach am Tisch und malten mit dem Kohlestift auf Kates Entwurf herum, als die Tür sich öffnete.
    »Nanu? Ganz allein hier, ihr drei Helden?«
    »Sir Robert!«, rief Edmund aus. Er war erleichtert. Robert of Waringham war sechzehn Jahre alt und zumindest in Edmunds Augen ein Erwachsener.
    Er trat mit einem breiten Lächeln näher und legte dem Jungen kurz die Hand auf die Schulter. »Ist irgendwas passiert?«
    »Ich bin nicht sicher. Lady Juliana …« Er wusste nicht weiter. Er hatte keine

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