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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Wahrsagerei disputiert, John«, fuhr Beaufort fort. »Wie denkt Ihr darüber?«
    John winkte ungeduldig ab. »Alles Humbug. Sire, wenn Ihr erlaubt, ich würde gern etwas mit Euch …«
    »Seht Ihr, mein König?«, fiel der Kardinal ihm triumphierend ins Wort. »Und habt Ihr nicht immer gesagt, auf Johns Urteil sei Verlass, weil er mehr gesunden Menschenverstand besitze als alle Lancaster zusammen?«
    Henry geriet ins Wanken. »Aber was, wenn doch etwas Wahres daran ist? Ich kann nicht auf Euch verzichten, Onkel.«
    Der Kardinal deutete eine Verbeugung an. »Ich bin erfreut,das zu hören. Aber Eure Sorge ist unbegründet.« An John gewandt erklärte er: »Ich müsste dringend nach Rom reisen; der Papst erbittet meinen Beistand und Rat. Aber ein Seher hat offenbar geweissagt, dass ich auf der Reise ums Leben komme, und nun will der König mich nicht ziehen lassen.«
    »Wer soll dieser Seher sein?«, fragte John.
    »Roger Bolingbroke«, antwortete der Kardinal und hatte offensichtlich Mühe, eine gleichmütige Miene zu wahren.
    Als ob ich’s geahnt hätte, dachte John unbehaglich. Roger Bolingbroke war ein Londoner Astrologe und Alchimist von zweifelhaftem Ruf, der regelmäßig am Hof des Duke of Gloucester in Greenwich verkehrte. Gloucesters Gemahlin scharte nach wie vor gern solches Gelichter um sich. Und wenn ein so genannter Wahrsager aus Gloucesters Umgebung eine Prophezeiung tat, um die Reise des Kardinals auf den Kontinent zu verhindern, durfte man getrost davon ausgehen, dass Gloucester wieder einmal eine Intrige zwischen Beaufort und der Kurie gegen seine persönlichen Machtinteressen dies- und jenseits des Kanals witterte.
    Dieses Mal hatte Gloucester es allerdings schlau eingefädelt. Statt gegen Beaufort zu hetzen, womit er den König verstimmt hätte, hatte er sich die Leichtgläubigkeit und die Ängste des Fünfzehnjährigen zunutze gemacht. Es stimmte: Der König konnte auf den Kardinal nicht verzichten. Und ohne die königliche Erlaubnis konnte der Kardinal seine Reise nicht antreten.
    Doch es war schwierig, Henry über Gloucesters Motive aufzuklären. Denn der friedliebende junge König verabscheute die anhaltende Fehde zwischen dem Duke of Gloucester – seinem Erben – und Kardinal Beaufort – ihrer beider Onkel. Wann immer der eine sich abfällig über den anderen äußerte, verschloss Henry beide Ohren und runzelte die königliche Stirn.
    »Unsere Sache auf dem Kontinent steht nicht gut, Sire«, begann John behutsam. »Ihr solltet seine Eminenz ziehen lassen und nichts auf diesen Unfug geben. Alle Wahrsager sind Scharlatane, glaubt mir.«
    »Und doch erzählte mir meine Mutter einmal von einerSeherin aus dem Norden, die die erstaunlichsten Dinge vorhersagen konnte. Und Mutter sagte, diese Frau sei Eure Schwester, John.«
    John winkte verlegen ab. »Ich kenne diese Gerüchte. Aber ich halte nichts davon. Wo wir gerade von Eurer Mutter sprechen, Sire …«
    »Ja?« Henry hob den Kopf und sah ihn erwartungsvoll an. Ohne es zu merken, verschränkte er die Finger ineinander. Es war eine nervöse Geste, und sie lenkte Johns Blick auf die schlaksigen Gliedmaßen des Königs. So jung, dachte John mit sinkendem Herzen. So verwundbar …
    Er wechselte einen verstohlenen Blick mit dem Kardinal, dann gab er sich einen Ruck. »Sire, vor einigen Jahren habt Ihr mir einmal vorgeworfen, ich hätte Euch zu viele Dinge verschwiegen, wisst Ihr noch?«
    Henry nickte. »Gewiss.«
    »Ich habe mir an jenem Tag geschworen, Euch fortan in allen Dingen immer reinen Wein einzuschenken. Und das habe ich getan, soweit Ihr es zugelassen habt.«
    Der König legte den Kopf schräg. »Ich bin nicht sicher, dass ich das verstehe.«
    »Ich hingegen glaube, Ihr versteht mich ganz genau«, gab John unverblümt zurück. »Nur in einer Angelegenheit band mich ein Versprechen, das älter war als mein Eid an Euch. Es gibt immer noch eine Sache, die ich Euch verschwiegen habe, und Sie betrifft Eure Mutter.«
    Der Kardinal saß vollkommen reglos. »John, seid Ihr sicher, dass Ihr wisst, was Ihr da tut?«, fragte er leise.
    John warf ihm einen kurzen Blick zu, blieb die Antwort aber schuldig.
    »Ich weiß nicht, ob Euch bekannt ist, Sire, dass der Duke of … der Kronrat nach dem Tod Eures Vaters verfügte, Eure Mutter dürfe nicht wieder heiraten, ehe Ihr mündig seid und Euer Einverständnis geben könntet?«
    Henry schüttelte langsam den Kopf. »Nein, das wusste ich nicht.«
    »Man befürchtete offenbar, da Eure Mutter die gekrönte

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