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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Westminster, Simon«, bat er.
    »Du reitest jetzt hin?«, fragte Neville.
    John nickte. »Um dem König die Wahrheit zu sagen. Ich hoffe, dieses eine Mal kommt Gloucester mir nicht zuvor. Aber es ist schwer zu sagen, wie Henry reagiert. Möglicherweise …« Er grinste unfroh. »Unter Umständen wirst du das Kommando der Wache für eine Weile übernehmen müssen.«
     
    »John! Da seid Ihr endlich wieder.« Der König zeigte sein schönes Lächeln und vollführte eine auffordernde Geste. »Erhebt Euch, Sir.«
    John stand auf, beugte aber gleich darauf nochmals das Knie, dieses Mal vor seinem Schwiegervater, und küsste dessen Ring. »Eminenz.«
    »Willkommen, mein Sohn.« Der Kardinal betrachtete ihn eingehend und ohne zu lächeln. Offenbar erkannte er wieder einmal auf einen Blick, dass es eine Krise gab. Doch er stellte keine Fragen.
    »Ihr wünscht mich zu sprechen, Sir John?«, fragte der König, und als der Captain seiner Leibwache nickte, versprach er: »Ich bin gleich fertig. Also, Sir Richard, was haben wir noch?«
    Der Sekretär seines Chamberlain war wie fast jeden Tag mit einem Stapel Petitionen zum König gekommen. Früher hatten – je nach Wichtigkeit – der Lord Chamberlain selbst oder der Kronrat darüber entschieden, inzwischen kümmerte Henry sich selber darum.
    Sir Richard Beton legte ihm eine Urkunde vor. »Euer Onkel Gloucester beantragt den alleinigen Nießbrauch sämtlicher Pachteinnahmen seiner königlichen Lehen, der Inseln Jerseyund Guernsey, zur Deckung der Aufwendungen für seinen Calais-Feldzug letztes Jahr.«
    »Hm, für die heilige nationale Sache, sozusagen«, murmelte Beaufort vor sich hin.
    John warf ihm einen missfälligen Blick zu. Er fand es nicht richtig, dass der Kardinal seine Antipathie für Gloucester dem König gegenüber so offen zeigte. Doch Henry ließ sich nicht anmerken, ob er die gehässige Bemerkung gehört hatte. Er tauchte seine Feder ins Tintenhorn, notierte sein Einverständnis am unteren Rand des Dokuments – Nous avouns graunte – und unterschrieb. Anders als sein Vater beherrschte er das Französische ebenso wie das Englische und war zu der alten Sitte, Französisch als Amtssprache des Hofes zu gebrauchen, zurückgekehrt.
    »Was noch?«, fragte er den Sekretär.
    »Zwei Gnadengesuche, mein König. Ein in Not geratener Ritter aus Dorset hat einen Londoner Tuchhändler bestohlen und soll morgen gehängt werden.«
    »Wer ist der Dieb?«
    »Sir Tybalt Berkley. Ein Agincourt-Veteran, Sire.« Wie jeder Mann in England sprach Sir Richard den Namen der berühmten Schlacht mit Ehrfurcht aus.
    »Hm«, brummte Henry. »Dennoch ist Diebstahl eine schwere Sünde und ein Verstoß gegen Gottes Gebot.«
    Sir Richard nickte betrübt.
    »Meinetwegen. Er kommt bis auf weiteres in Festungshaft. Legt mir seinen Fall nach einem Jahr und einem Tag nochmals vor.«
    Der Sekretär strahlte, als der König ihm die Urkunde mit der Begnadigung reichte.
    »Und dann haben wir noch einen reuigen Lollarden, Sire. Er hat vor fünf Jahren an der Seite von Jack Sharpe gekämpft, aber nun hat er seinen Irrglauben eingesehen und abgeschworen.«
    Henrys sonst so voller Mund war zu einem schmalen Strich zusammengepresst. »Jack Sharpes Revolte richtete sich gegen die Kirche und das Haus Lancaster, Sir Richard.«
    »Ich weiß, mein König.«
    »Da der Mann Reue gezeigt hat, wird er nicht verbrannt, sondern aufgehängt, richtig?«
    »So ist es.«
    Henry nickte knapp. »Dann soll er hängen.«
    Richard Beton verneigte sich und trug seine Dokumente hinaus.
    Der junge König rieb sich kurz über die Oberarme, als sei ihm kalt, aber dann schüttelte er den Gedanken an den Lollarden und seine späte Reue ab. Er hatte sich daran gewöhnt, über Leben und Tod zu entscheiden. Er machte sich diese Aufgabe niemals leicht, wusste John, aber er belastete sich auch nicht ungebührlich damit.
    »Denkt nur, John«, sagte er mit einem breiten Lächeln. »Ich habe seine Eminenz heute zum ersten Mal geschlagen.« Er wies auf das Schachbrett, welches auf dem kleinen Tisch neben dem Kardinal stand.
    »Ihr seht mich zutiefst erschüttert«, behauptete dieser.
    John nickte Henry anerkennend zu. »Glückwunsch, Sire. Das ist mir noch nie gelungen.«
    »Nein, Ihr seid ein miserabler Schachspieler wie Euer Vater«, bemerkte Beaufort mit einem wehmütigen Lächeln.
    »So ist es, Mylord«, räumte John ein.
    »Zwischen unserer Partie und der täglichen Heimsuchung durch Sir Richard Beton haben der König und ich über

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