Die Hueter Der Rose
Ihr es gewesen, hätte ich gesagt, der König ist selten so schamlos manipuliert worden wie heute. Aber dergleichen würde Euch ja im Traum nicht einfallen, nicht wahr?« Die schwarzen Augen funkelten boshaft.
John hob die Schultern. »Ich habe nicht geahnt, dass er es so aufnimmt. Tatsächlich habe ich befürchtet, dass er mir wegen dieser Sache ernstlich gram sein würde. Er ist … noch so unerfahren in vielen Dingen des Lebens.«
»Hm«, machte Beaufort. »Und das wird er auch bleiben. Letzte Woche erst hat Gloucester versucht, dem König eine seiner Londoner Huren ins Bett zu legen. Das ist wohl seine Art, einen Mann aus ihm zu machen. Es gab ein königliches Donnerwetter erster Güte, John. Ihr hättet Gloucesters Gesicht sehen sollen – es war höchst erbaulich. Der König hat unmissverständlich erklärt, dass er seine Unschuld für die französische Dame aufsparen will, die er eines Tages heiratet, wer immer sie auch sei.«
John war nicht verwundert. »Auf die Art und Weise wird es im Hochzeitsbett wenigstens eine Jungfrau geben«, murmelte er.
Der Kardinal lachte.
»Mir wäre wohler, wenn der König nicht ganz so tugendhaft wäre«, gestand John.
»Ich weiß. Ich kenne Eure Sorgen. Aber dieser amüsante kleine Zwischenfall hat zumindest bewiesen, dass er willensstarkund diszipliniert ist – es war ein wirklich schönes Mädchen, wisst Ihr. Und gerade an Disziplin hat es vielen englischen Königen der Vergangenheit gemangelt.«
»Das ist wahr«, musste John einräumen. »Wird er Euch nach Rom ziehen lassen, Mylord?«
Beaufort schüttelte den Kopf. »Nicht dieses Frühjahr. Aber ich habe keine Eile. Im Herbst kann ich ebenso gut reisen, und Gloucester wird schwerlich noch einmal den gleichen Vorwand benutzen können, um mich aufzuhalten.«
John nickte, wollte etwas sagen und tat es dann doch nicht.
Der Kardinal sah ihn scharf an. »Nur raus damit.«
»Nun, ich dachte, Ihr wolltet vor allem aus dem Grund auf den Kontinent, um Euch nochmals um Somersets Freilassung zu bemühen.«
Der ältere Mann hob beschwichtigend die Linke. »Das erledigt Edmund. Er hat inzwischen genug Erfahrung und Fingerspitzengefühl dafür.«
»Das habt Ihr beim letzten Mal auch gesagt, und dennoch ist er ohne seinen Bruder heimgekommen.«
»Es besteht keine Veranlassung, Euch zu echauffieren, mein Sohn«, entgegnete der Kardinal streng. »Dieses Mal liegen die Dinge völlig anders: Edmund wird den Grafen von Eu mitnehmen.«
» Was ?«
»Hat der König Euch nichts gesagt? Er ist einverstanden mit einem Austausch der Gefangenen. Seht Ihr, John, unsere Chancen haben sich deutlich gebessert, seit Henry solche Entscheidungen selbst trifft. Er hat Gloucesters Gegenargumente höflich angehört und dann verkündet, dass Edmund sich um den Austausch bemühen soll. Dieses Mal dürfen wir wirklich hoffen.«
John sagte nichts. Er hatte schon so oft gehofft. So viele Jahre lang.
»Der König weiß, es wird Zeit, dass wir mit dem Dauphin und Burgund ernsthaft über einen Waffenstillstand verhandeln.«
»Ja. Solange wir noch irgendetwas besitzen, worüber wir verhandeln können«, erwiderte John bissig.
Die Nachrichten aus Frankreich waren schlecht: Die Burgunder und die Dauphinisten hatten englische Gebiete in der Normandie belagert und teilweise erobert. Die Zahl der Städte, die von englischen Truppen kontrolliert wurden, schmolz.
»Wohl wahr«, stimmte der Kardinal zu. »Richard of York war keine gute Wahl als Ersatz für den armen Bedford. Er ist zu jung, ich habe es gleich gesagt.«
Wie so oft sah John sich genötigt, den Duke of York in Schutz zu nehmen. »Auch junge Männer können große Taten vollbringen, Mylord, denkt an Harry. Aber Yorks Aufgabe ist aussichtslos. Er kann nicht an zwei Fronten gleichzeitig kämpfen.«
»Nein. Und er will auch nicht mehr. Abgesehen von den fruchtlosen Mühen wird es ihm zu teuer. Seit er gemerkt hat, dass die Krone den Sold seiner Männer nicht zahlen kann, hat er den Geschmack an seinem Kommando verloren. Der König hat ihm angeboten, das Amt als Oberbefehlshaber um ein Jahr zu verlängern, aber York hat höflich dankend abgelehnt.« Er beugte sich ein wenig vor und hob den beringten Zeigefinger. »Er ist einer der reichsten Männer Englands, John. Kein Adliger hält so viel Land wie er. Aber er befindet es nicht für nötig, etwas von seinem Reichtum für die Interessen seines Königs zu opfern. Wer solche Vasallen hat, braucht keine Feinde mehr.«
»Mylord …«
»Und was macht
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