Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
Vom Netzwerk:
Gelegenheit gefunden, einmal nach seinen Lieblingen zu schauen, zwei Dreijährigen, die er im Auftrag des Königs in Waringham ersteigert hatte. Doch als er das niedrige Holzgebäude betrat und sah, was sich dort zutrug, waren die Pferde mit einem Mal vergessen.
    »Denkt Ihr nicht, das reicht, Cambridge?« Der ruhige Tonfall kostete ihn Mühe. Raymond war stolz auf sich.
    Des Königs Cousin ließ die erhobene Gerte sinken und wandte sich um. »Ihr solltet Euch nicht einmischen, Sir. Auch wenn er Euer Bruder ist, er hat es verdient.«
    »Daran zweifle ich nicht. Aber er blutet, und er rührt sich nicht mehr. Darum kam mir der Gedanke, er könnte vielleicht genug gebüßt haben, ganz gleich, was er verbrochen hat.«
    »Er hat fünf wertvolle Pferde unbewacht und unversorgt in der prallen Sonne stehen lassen und sich in der nächstbesten Spelunke voll laufen lassen!«, ereiferte sich der Earl.
    »John?«, fragte Raymond ungläubig. »Nie und nimmer, Mylord. Ich hätte geglaubt, dass er fünf Könige in der Sonne dürsten lässt, um Dummheiten zu begehen. Aber fünf Pferde? Nein.«
    Er warf den beiden Knappen des Earl einen kurzen, forschenden Blick zu, und auf einen Schlag war ihm alles sonnenklar. Raymond wusste schließlich, wie große Knappen kleine Knappen quälten. Er hatte es selbst erlitten, und er hatte es gelegentlich selbst getan. Das zufriedene Grinsen dieser beiden Flegel verriet ihm alles, was er wissen musste.
    Cambridge wandte sich mit einem desinteressierten Achselzucken ab. »Nun, ich weiß, was ich weiß. An diesem Hof herrscht keinerlei Zucht, Sir. Der König legt zu wenig Wert auf solche Tugenden.«
    »Das ist nicht wahr«, widersprach Raymond liebenswürdig. »Aber vielleicht sagt Ihr es ihm bei Gelegenheit einmal.«
    »Das würde nichts nützen. Doch das wird mich nicht hindern,diesem Mangel abzuhelfen, wo und wie ich es für angemessen halte.«
    »Oh, natürlich, Mylord.«
    Cambridge nickte, offenbar zufrieden, seinen Standpunkt klar gemacht zu haben, und stolzierte hinaus. Als seine beiden Knappen noch einen Moment verharrten, knurrte Raymond: »Schert euch zum Teufel. Und ich an eurer Stelle wäre vorsichtig in nächster Zeit. Ich hab euch im Auge.«
    Sie trollten sich, aber es hätte wohl einer Faust in einem Plattenhandschuh bedurft, um das blöde Grinsen aus ihren Visagen zu tilgen, dachte Raymond angewidert.
    Er kniete sich neben John ins Stroh und legte ihm zaghaft die Hand auf den Arm. »Bist du noch bei uns, Bruderherz?«
    John, den Kopf immer noch in den Armen vergraben, regte sich matt. Womöglich war es ein Nicken. »Ich …« Die Stimme klang brüchig. John versuchte es noch einmal. »Ich könnte vielleicht sogar aufstehen, wenn ich nicht so sternhagelvoll wäre.«
    Erleichtert lachte Raymond in sich hinein und zog seinen Bruder ebenso behutsam wie ungeschickt auf die Füße.
    Sofort wurde John schwarz vor Augen, und er sackte gegen Raymonds breite Brust, fiel aber nicht wieder zu Boden. Tränen rannen unter den geschlossenen Lidern hervor, doch er schämte sich nicht. Er war zu betrunken und zu zermürbt, um sich zu schämen.
    »Oh, verflucht, Raymond … Das war fürchterlich.«
    »Ich glaub’s. Cambridge ist dafür berüchtigt. Als Arthur Scrope noch ein Bengel in deinem Alter war, konnte man ihn immer auf Meilen im Umkreis heulen und winseln hören, wenn Cambridge ihn sich vornahm.«
    John lächelte. »Davon darfst du mir ruhig noch ein bisschen mehr erzählen.«
    Raymond nahm seinen Arm. »Komm. Ich bring dich ins Bettchen.«
    Mit erstaunlicher Kraft riss John sich los. »Lass mich. Ich kann allein gehen.« Aber schon nach zwei Schritten geriet er ins Straucheln und wäre gestürzt, hätte sein Bruder ihn nichtaufgefangen. Stumm versuchte John, sich dessen Armen zu entwinden, ebenso stumm hielt Raymond ihn gepackt. Als John endlich stillhielt, sagte er: »Weißt du, ich würde dir den Gefallen ja gern tun und verschwinden, aber du bist wirklich sturzbetrunken, John.«
    »Gott sei Dank dafür. Ich weiß nicht … wie ich das sonst durchgestanden hätte. Es macht einen verwegen. So seltsam gleichgültig.«
    »Hm.« Raymond legte ihm vorsichtig den Arm um die Schultern. »Aber es hat auch seine Schattenseiten.«
    John nickte. »Eine Predigt. Das ist genau das, was ich jetzt brauche …« Mit einem Mal klang er völlig erschöpft. »Raymond, ich hab die Gäule nicht da stehen und Durst leiden lassen …«
    »Nein. Ich weiß.«
    »Soll ich dir erzählen, wie es

Weitere Kostenlose Bücher