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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Letzte aus sich heraus, biss die Zähne zusammen und zerrte mit aller Macht, aber vergeblich. Er konnte den Bogen nicht weiter spannen. Als seine Arme zu zittern begannen, ließ er den Pfeil losschnellen, der die Zielscheibe in fünfzig Schritt Entfernung jedoch knapp verfehlte. »Oh, verflucht!«
    »Atme, Junge«, mahnte sein Lehrer. »Wenn unsere Bogenschützenim Feld bei jedem Schuss die Luft anhielten so wie du, würden sie reihenweise tot umfallen. Und wo stünden wir dann?«
    »Aber ich kann den Bogen nur ruhig halten, wenn ich die Luft anhalte.«
    »Ich kann nicht feststellen, dass der Erfolg dir Recht gibt«, entgegnete Ellesmere trocken und warf einen vielsagenden Blick auf die leere Zielscheibe. »Das Entscheidende ist, richtig zu atmen. Du bist viel zu verkrampft. Und du lässt dir keine Zeit zum Zielen.«
    »Ich weiß. Ich weiß! Bitte, Sir, lasst es mich eine Stunde allein versuchen. Ich bin sicher, ich kann es schaffen.«
    Jerome schaute kurz über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass die anderen Jungen entschwunden waren, um wie angewiesen die Ausrüstung zu verstauen. Als er sicher sein konnte, dass er allein mit John war, fragte er: »Warum hast du es plötzlich so eilig, hm?«
    John hatte schon den nächsten Pfeil eingelegt, ließ die Hände aber noch einmal sinken. »Ich will so gut werden, wie ich kann. Und so schnell ich kann.«
    »Wozu?«
    »Um nicht wehrlos zu sein. Oder falls ich es doch bin, um zu wissen, dass nicht mein eigenes Versäumnis daran schuld ist.«
    Ellesmere nickte. »Ein guter Grund. Aber du solltest über diejenigen der Rittertugenden, nach denen du auf einmal so strebst, die anderen nicht vergessen.«
    »Welche meint Ihr, Sir?«
    »Die Mäßigung, zum Beispiel. Vielleicht ist sie die schwierigste, aber bei allem, was du tust, darfst du das rechte Maß niemals aus den Augen verlieren, Waringham. Darum wirst du den Bogen jetzt wegbringen und mit Somerset schwimmen gehen, wie ihr geplant hattet. Deine Arme sind müde. Du wirst hier heute nichts mehr vollbringen.«
    »Aber Sir …«
    »Auch Gehorsam und die Fähigkeit, die Weisheit eines Ratschlags zu erkennen, gehören zu den ritterlichen Tugenden.«
    »Tatsächlich? Von denen hab ich noch nie gehört, Sir. Ihr habt sie doch nicht etwa gerade erfunden?«
    Ellesmere lachte und schlug ihm unsanft mit der Faust an die Schulter. »Na siehst du. Dein Sinn für Humor ist dir doch noch nicht gänzlich abhanden gekommen in deinem neuen Eifer. So wenig wie dein freches Mundwerk.«
    John grinste flüchtig und fing an, die Pfeile einzusammeln, aber Ellesmere merkte sehr wohl, dass der Junge immer noch niedergeschlagen war. Für gewöhnlich schenkte er der Gemütslage seiner Zöglinge keine große Beachtung – er wusste selbst, dass es nicht immer einfach war, als halbwüchsiger Knabe an einem großen Hof voll gefeierter Ritter zurechtzukommen. Das musste jeder durchleiden, denn es war die einzige Schule, in der man lernen konnte, ein solcher Ritter zu werden. So war er selbst überrascht, als er sich sagen hörte: »Der König geht für eine Weile nach Kennington. Wusstest du das schon?«
    John schüttelte den Kopf. »Wo ist das?«
    »Nicht weit. Südlich der Themse. Er verbringt die heißesten Wochen des Jahres nicht gern hier, weil er von den Dämpfen der Sümpfe um Westminster manchmal Fieber bekommt.«
    »So wie Somerset«, bemerkte John.
    Ellesmere nickte. »Den nimmt er aus dem Grunde mit. Und eine Hand voll vertrauter Freunde und Lords des Kronrats. Er hat mich gebeten, ihm den besten meiner Jungs zu nennen, der ein paar unbeschwerte Tage zur Belohnung verdient habe. Und stell dir vor, Waringham: Dein Name fiel mir ein.«
     
    So kam es, dass John und Somerset ihrem Knappenalltag für ein Weilchen entkommen waren. Im Vergleich zu Westminster war Kennington bescheiden: kein Palast, sondern eher ein ländliches Gutshaus. Dementsprechend ging es dort recht ungezwungen zu. Der König, seine Brüder, Raymond und Lord Scrope ritten zur Jagd und nahmen die Jungen manchmal mit. Weil es nur wenig Dienerschaft gab, mussten sie abends in der kleinen Halle aufwarten, des Königs Waffen in Ordnung halten oder auch einmal bei den Pferden mit zur Hand gehen. Dochmeistens stand ihnen frei zu tun, was ihnen gefiel. Sie badeten und angelten in den kleinen Bächen, die durch die Wiesen plätscherten, sie ritten um die Wette, erkundeten das Haus vom Keller bis zum Dach und fanden in der Kapelle eine kostbar illuminierte Bibel, ein Buch mit

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