Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
Vom Netzwerk:
als sie vom Ludgate aus immer weiter nach Osten ritten, kam er irgendwann zu dem Schluss, dass der Tower das Ziel sein müsse. Ihm war es gleich. Er hatte alle Hände voll mit seinem Pferd zu tun. Philemon scheute vor jedem Schatten, wollte sich weigern, in den Lärm und das Gedränge der Londoner Straßen einzutauchen und kämpfte jeden Schritt des Weges gegen seinen Reiter an, sodass John schließlich so erledigt war, als hätte er das Pferd nach London getragen, nicht umgekehrt.
    Ehe sie den Tower erreichten, bogen sie in ein Gewirr aus Gassen ab, die John seine Begegnung mit den jungen Banditen lebhaft ins Gedächtnis riefen. Gleich gegenüber einer unscheinbaren Kirche hielten sie schließlich vor einem Haus, das größer, vornehmer und gepflegter wirkte als alle anderen in dieser Gegend.
    Cambridge und March saßen ab. »Die beste Adresse in der Stadt, Edmund«, sagte Ersterer. Und an seine Knappen gewandt fuhr er fort: »Bis eine Stunde vor Schließen der Stadttore könnt ihr euch rumtreiben. Wenn ihr meinen Rat wollt: Geht ein paar Straßen weiter Richtung Fluss. Das hier ist zu teuer für euch junge Burschen. Und du bleibst bei den Gäulen, Waringham.«
    »Ja, Mylord«, murmelte John beklommen. Er mochte ein unerfahrener, einfältiger Junge vom Lande sein, aber inzwischen dämmerte ihm, wo sie hier waren. Und es schockierte ihn ein wenig, dass der Earl of March mit dem Gemahl seiner Schwester in ein Hurenhaus ging. Er war enttäuscht. Aber er nahm an, dass er einfach noch zu jung war, um solcherlei Dingerichtig zu verstehen, und so oder so war es gewiss klüger, sich sein Befremden nicht anmerken zu lassen.
    Die beiden älteren Knappen drückten John die Zügel in die Hand. Scrope tätschelte ihm hart die Wange. »Viel Vergnügen, Bürschchen. Falls du überhaupt schon kannst, he?«
    John bog wütend den Kopf weg. Er spürte sein Gesicht heiß werden und wusste, dass er feuerrot angelaufen war. Das ärgerte ihn.
    Cambridge und March lachten über sein Unbehagen, traten an die reich geschnitzte Eichentür und klopften. John nahm auch ihre Pferde am Zügel und überlegte, wie lange er wohl mit den fünf Gäulen hier auf der Straße stehen musste, ob irgendwer auf die Idee kommen würde, ihnen wenigstens ein bisschen Wasser zu geben. Es war ein heißer Tag.
    Ein livrierter Diener öffnete die Tür und ließ die beiden Gentlemen mit einer ehrerbietigen Verbeugung eintreten. Über seine Schulter erhaschte John einen Blick in eine dämmrige Vorhalle mit einem kostbaren Treppengeländer, dann schloss sich die Pforte schon wieder. Aber wenige Augenblicke später kam ein Junge in seinem Alter aus einem benachbarten Tor. Er trug die gleiche Livree wie der Diener. »Komm.« Er winkte John gelangweilt näher. »Ich zeig dir den Stall.«
    Erleichtert folgte John ihm mit den Tieren in einen Innenhof und zu einem Schuppen, der die Bezeichnung Stall kaum verdiente. Noch ehe er sich dem Tor auf fünf Schritte genähert hatte, schlug ihm der beißende Gestank von dreckigem Stroh und Pferdepisse entgegen. »Du musst verrückt sein, wenn du glaubst, ich würde die Pferde der Lords da reinstellen.«
    Der Junge zuckte die Schultern. »Mach, was du willst.« Er wandte sich ab und schlenderte zum Haus zurück.
    »He!«, rief John ihm nach. »Ich brauche Wasser.«
    Ohne sich noch einmal umzuwenden, zeigte der Page mit dem Daumen zum Hoftor. »Die Straße runter, kleiner Marktplatz, Brunnen. Ein Eimer ist im Stall.«
    »Oh, wärmsten Dank auch …« Seufzend holte John den Eimer aus dem heruntergekommenen Schuppen. Drei Pferdestanden darin, traten unruhig von einem Huf auf den anderen und wirkten niedergeschlagen. John war nicht verwundert. »Wenn ich wiederkomme, werd ich sehen, was ich für euch tun kann«, versprach er und machte sich auf die Suche nach dem öffentlichen Brunnen.
    Kleine Werkstätten und Garküchen säumten die Gasse, die der Page ihm gewiesen hatte. Auf waagerecht ausgeklappten Fensterläden wurden Schuhe, Beinschnitzereien, Gürtelschnallen und Holzlöffel feilgeboten, aber John sah nichts, was ihn in Versuchung führte. Und er trug seine Börse dieses Mal unter der Kleidung an einer Kordel um den Hals. Er wollte in London nicht schon wieder bis auf den letzten Penny ausgeraubt werden.
    Der Platz mit dem Brunnen war in der Tat klein, ungepflastert und von finster wirkenden Spelunken umgeben. Der Brunnen selbst stand im Schatten einer Birke. John stellte seinen Eimer ab, um zu schöpfen, als ihn mit einem Mal

Weitere Kostenlose Bücher