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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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war?«
    »Morgen.«
    John hob die Rechte und fegte die Hand von seiner Schulter. »Lass mich los. Lass mich doch endlich mal zufrieden …«
    »Gleich. Du hast mein Wort, Bruder. Aber du brauchst ein klein wenig Hilfe, sonst landest du im Fluss oder im Misthaufen oder sonst wo, wohin du nicht gehörst. Glaub einem Mann mit einem reichhaltigen Erfahrungsschatz auf diesem Gebiet.«
    »Also meinetwegen.« Langsam wie ein greises Paar schlurften sie zur Tür, dann blieb John wie angewurzelt stehen. »Die Pferde, Raymond. Sie haben immer noch kein Wasser bekommen.«
    »Oh, großartig«, schimpfte Raymond leise. »Welche?«
    John nannte ihm die Namen, die er kannte, und beschrieb ihm die anderen.
    Raymond setzte seinen Bruder auf einen Strohballen. »Philemon?«, fragte er ungläubig. »Hast du heute früh beim Aufstehen beschlossen, alles daran zu setzen, einen wirklich abscheulichen Tag zu erleben?«
    John kicherte. Er hörte selbst, wie besoffen es klang.
    Raymond suchte sich einen Eimer und tränkte die bedauernswerten,vernachlässigten Tiere. Als er wenig später zu John zurückkam, war der zur Seite gesunken und fest eingeschlafen.
    »Gut. Das macht die Dinge leichter, du kleiner Dickschädel.«
    Er brachte John nicht zum Earl of March zurück, denn er war der Ansicht, wer seinen Knappen so unachtsam hütete, hatte keinen verdient. Stattdessen trug er ihn zum Quartier der Jungen, weckte Somerset und überließ John beruhigt dessen Obhut.

Kennington, August 1413
    D er abscheuliche Zwischenfall hatte neben einem lausigen Kater und ein paar schmerzenden Striemen auch die Folge nach sich gezogen, dass John aus den Diensten des Earl of March entlassen worden war. In Schimpf und Schande, nahm er an. Der junge March hatte ihm nie Gelegenheit gegeben, sich zu rechtfertigen, sondern ihm lediglich durch Somerset ausrichten lassen, dass er seiner nicht mehr bedürfe. Und auch wenn John dieser Aufgabe weiß Gott keine Träne nachweinte, war er doch enttäuscht und wütend über die Ungerechtigkeit, so wie über den ganzen, unerhörten Vorfall. Er wurde so missmutig, dass Jerome of Ellesmere ihn mehrfach wegen seiner unhöfischen Übellaunigkeit tadeln musste. John verstand sich selbst kaum. Und zum ersten Mal, seit er von zu Hause ausgerissen war, bekam er Heimweh.
    Er erwog, Bischof Beaufort beim Wort zu nehmen und um Rat zu bitten, aber er schämte sich zu sehr. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als allein weiter zu grübeln, und das tat er mit der ihm eigenen Beharrlichkeit. Vielleicht waren es das Heimweh und die häufigen Gedanken an seinen Vater, die damit einhergingen, die ihn schließlich zu der Erkenntnis brachten, dass es die schiere, sinnlose Gemeinheit war, die ihn so aus der Fassunggebracht hatte. Weil sie ihm nie zuvor begegnet war. Dass das Leben bitter sein konnte, hatte er ja schon gewusst, hatte er spätestens in dem Moment gelernt, als er seine Mutter am Fuß der Treppe gefunden hatte. Dass es Menschen gab, die ihm Übles wollten, hatte er auf den Straßen von London in den Händen der jungen Banditen erfahren, doch das war eigentümlich unpersönlich gewesen. Sie hatten ihn töten wollen, weil er Geld besaß und sie arm waren. Es hatte eigentlich nichts mit ihm zu tun gehabt. Aber Arthur Scrope und sein Freund und letztlich auch der ehrwürdige Earl of Cambridge waren Männer seiner eigenen Klasse, die ihm ohne Grund, ohne jedes Recht wehgetan hatten, nur weil sie es konnten. Dass es dergleichen unter Rittern – oder solchen, die es werden wollten – geben konnte, war der eigentliche Grund für seinen Zorn.
    Die Schlüsse, die er aus diesen Erkenntnissen zog, versetzten seine Kameraden ebenso wie den Nutricius in Erstaunen. John stürzte sich mit Feuereifer auf seine Waffenübungen. Man hörte ihn im Unterricht seltener lachen als früher, dafür war er konzentrierter und gab sich mehr Mühe. Als er nach dem Bogenschießen jedoch bat, noch eine Stunde länger bleiben und üben zu dürfen, wurde Jerome of Ellesmere die Sache unheimlich. »Du wirst mir doch nicht krank, Waringham? Hast du vielleicht Kopfweh?«
    Grinsend winkte John ab, streifte den Handschuh wieder über, legte den Pfeil ein und versuchte die Sehne des Bogens zu spannen, der ihn fast um einen Fuß Länge überragte. Der Pfeil wies eine Farbmarkierung auf, die den Schülern anzeigen sollte, bis wohin sie spannen mussten. Fast erreichte die Markierung den Schaft. Es fehlte nicht einmal mehr die Breite eines kleinen Fingers. John holte das

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