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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Tagen zu den Gefährten des zügellosen Prinzen Harry gezählt hatte, genoss er das Wohlwollen der königlichen Familie. Dieses Wohlwollen kam allerdings nur höchst unregelmäßig in barer Münze zum Ausdruck. Darum war Hoccleve ständig abgebrannt, worüber er gern und häufig klagte.
    John holte einen neuen Weinkrug von der Fensterbank der Halle und füllte auch die übrigen Becher an der hohen Tafel. Er fühlte sich sehr geehrt, dass er hier heute Abend den Dienst des Mundschenks versehen durfte, und er hatte nicht die Absicht, irgendwen dürsten zu lassen. So kam er schließlich auch zu dem Bruder des Königs, den er erst vor wenigen Tagen kennen gelernt hatte.
    »Noch Wein, Mylord of Clarence?«
    Der Herzog legte für einen Moment die flache Hand auf seinen Pokal und schüttelte den Kopf. »Im Moment nicht.« Er schenkte ihm nur ein flüchtiges Lächeln, aber es reichte aus, um John aufs Neue in Erstaunen darüber zu versetzen, wie ähnlich dieser Bruder dem König sah. Thomas of Clarence war nur ein Jahr jünger als Harry, und wäre der kurze, dunkle Bart nicht gewesen, hätte er ihm geglichen wie ein Zwilling. Er hatte bis vor wenigen Wochen in Aquitanien geweilt, um es für die englische Krone gegen eine Vielzahl französischer Feinde zu verteidigen. Jetzt war er zurückgekehrt, um, so munkeltendie Knappen untereinander, mit dem König und dessen übrigen Ratgebern einen neuen Feldzug in Frankreich zu planen.
    John trat einen Schritt zurück und blieb an der Wand hinter der Tafel stehen. Verwundert beobachtete er, wie der Duke of Clarence Somerset zu sich winkte, der heute Abend das zweifelhafte Vergnügen hatte, dem Earl of Cambridge und einigen anderen Verwandten des Königs an der oberen rechten Seitentafel aufzuwarten. Doch so gefährlich es auch war, Cambridges Becher auch nur für einen winzigen Moment aus den Augen zu lassen und so womöglich den Unmut des Earl auf sich zu ziehen, stellte Somerset seinen Krug umgehend ab und trat an die hohe Tafel. Vor Clarence verneigte er sich. »Welch eine Freude, Euch wohlbehalten in England zu sehen, Mylord«, sagte der Junge höflich. Aber John hatte das Gefühl, dass die Begeisterung seines Freundes sich in Grenzen hielt.
    Sein Verdacht schien sich zu bestätigen, als er Clarence antworten hörte: »Und was mag es dann sein, das dich in den vergangenen Tagen gehindert hat, mir deine Wiedersehensfreude kundzutun?«
    Somerset senkte den Kopf ebenso wie die Stimme, als er antwortete. Auch der Herzog sprach jetzt so leise, dass John ihn nicht mehr verstehen konnte. Erst als er merkte, wie angestrengt er die Ohren spitzte, ging ihm auf, dass er lauschte, und er schämte sich ein wenig. Aber er hätte gar zu gern gewusst, was es mit dem offenkundigen Groll zwischen Somerset und dem Herzog auf sich hatte.
    »Clarence«, unterbrach Bischof Beaufort schließlich die gemurmelte Unterhaltung. Er saß nur zwei Plätze entfernt, und John fand seine Stimme lauter, vor allem schärfer, als er es gewöhnt war. Doch als der Herzog den Kopf hob, schenkte sein bischöflicher Onkel ihm ein mildes Lächeln. »Ich unterbreche Eure Unterredung nur ungern, aber seid so gut und überlasst mir Euren Stiefsohn einen Augenblick …«
    Stiefsohn ?, dachte John verwundert. Natürlich wusste er, dass Somersets Vater, der ja sein eigener Pate gewesen war, schon vor Jahren gestorben war. Nicht gewusst hatte er indessen,dass der Duke of Clarence offenbar die Witwe geheiratet hatte. Somit war Somersets Stiefvater gleichzeitig sein Cousin. John wurde ganz schwindelig von diesem verwandtschaftlichen Verwirrspiel.
    Auf ein säuerliches Nicken von Clarence verneigte Somerset sich steif und trat vor seinen Onkel, den Bischof. »Mylord?«
    Beaufort legte ihm lächelnd die Hand auf den Unterarm. »Mir kam gerade in den Sinn, du könntest vielleicht die Harfe für uns spielen, mein Junge«, raunte er verschwörerisch. »Da der König heute Abend nicht geneigt scheint, es zu tun. Aber du spielst mindestens so gut wie er, und ich dachte, das sei vielleicht erbaulicher für dich, als mit deinem Stiefvater zu plaudern, so teuer er dir auch sei.«
    Somerset senkte den Kopf, damit niemand das freche Grinsen sah, das er nicht unterdrücken konnte. »Wenn Ihr darauf besteht, Onkel …«
    Beaufort lachte leise und ließ ihn los. »Ich bin sicher, Waringham wird derweil gern deinen Dienst mit übernehmen.«
    »Gewiss, Mylord«, murmelte John seufzend.
    Doch ehe Somerset nach seinem Instrument schicken konnte,

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