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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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unterbreche Euch nur ungern, Sir, aber wenn Ihr mich nicht bald meine Arbeit tun lasst, werdet Ihr verbluten«, erklärte Gregory streng.
    Raymond warf einen gleichgültigen Blick auf sein Bein. »Unsinn.«
    »Wann und wo und wie viele sind es?«, fragte der König.
    »In drei Tagen in St. Giles Fields. Wie viele sich dort einfinden werden, ist unmöglich einzuschätzen. Tausende, hat der Kerl gesagt, den ich befragt habe.«
    »Und hat er die Wahrheit gesagt?«
    »Todsicher, Sire.« Raymonds Miene war sehr grimmig, und John schauderte. Er hatte immer angenommen, Raymond habe sich den Ruf, einer der besten, gefürchtetsten Ritter des Königs zu sein, allein mit edelmütigen Taten auf den Schlachtfeldern gegen Schotten, Waliser und englische Verräter erworben. Jetzt erkannte der Jüngere, wie einfältig diese Vorstellung gewesen war. Wenn Leib und Leben des Königs in Gefahr waren, mussten seine Ritter natürlich gewillt sein, einen Sterbenden zu quälen, um ihm seine Geheimnisse zu entlocken, wenn eben das notwendig war, um die Gefahr zu bannen. Aber John stellte fest, dass er lieber nicht wissen wollte, was genau Raymond getan hatte. Und voller Beklommenheit fragte er sich, wann er selbst im Dienste des Königs zum ersten Mal eine solche Tat würde begehen müssen. Ob er es könnte und wie es sich anfühlen würde …
    »Was sonst habt Ihr aus ihm herausbekommen?«, fragte der König Raymond.
    »Ein Dutzend Namen. Allesamt Anführer der Revolte.« Raymond zählte sie auf. Ein gewisser Sir Roger Acton war der einzige von ritterlichem Rang.
    Als er geendet hatte, saß der König einen Moment schweigend an seinem Platz. Niemand wagte, etwas zu sagen. In der Halle, wo vorhin noch so frohe Weihnachtsstimmung geherrscht hatte, war es unangenehm still geworden.
    Schließlich erhob Harry sich, trat zu Raymond und legte ihm einen Moment die Hand auf die Schulter. »Und wieder einmal stehe ich tief in Eurer Schuld, Sir.«
    »Was immer geschieht, Ihr werdet niemals in meiner Schuld stehen, Mylord«, widersprach Raymond kopfschüttelnd. Es klang ein wenig schleppend, sodass es sich wie eine lahme Floskel anhörte, aber alle, die ihn kannten, wussten, dass es ihmdurchaus ernst damit war. Denn Raymond sah einen nicht geringen Teil seines Daseinszwecks darin, all seine Kräfte und notfalls auch sein Leben in den Dienst des Hauses Lancaster zu stellen. Wenn er gelegentlich darüber nachdachte, kam er sogar zu dem Schluss, dass dies in Wahrheit sein einziger Daseinszweck war, das einzig Sinnvolle, was er mit seinem Leben anfing.
    Der König nickte den Männern an der hohen Tafel zu. »Wir reiten nach Westminster. In einer halben Stunde brechen wir auf.«
    »Was, jetzt?«, fragte der Earl of Cambridge verwundert. »Mitten in der Nacht und bei Schneetreiben?«
    Stirnrunzelnd schaute der König in seine Richtung. »Wir stehen vor einer Revolte, Sir. Ich glaube kaum, dass wir es uns leisten können, auf Tageslicht oder angenehmes Reisewetter zu warten.«
    Die Brüder des Königs standen von ihren Sesseln auf, und Raymond wollte ihrem Beispiel folgen.
    »Oh nein, das werdet Ihr nicht tun, Sir!«, protestierte der Leibarzt.
    »Er hat Recht«, stimmte der König zu und hob gebieterisch die Hand, um Raymonds Widerworte zu verbieten. »Bleibt hier und folgt uns nach Westminster, wenn Eure Wunden kuriert sind, mein Freund. Ihr habt wahrlich genug in dieser Sache getan. Und seid beruhigt. Jetzt, da Oldcastles Pläne uns bekannt sind, wird es ein Kinderspiel sein, seine Revolte niederzuschlagen und seiner habhaft zu werden. Das werde ich ausnahmsweise auch ohne Euch schaffen, Raymond.«
     
    In einer Hinsicht hatte der König Recht: Die Revolte wurde niedergeschlagen, noch ehe sie wirklich begonnen hatte. Die aufständischen Lollarden, die sich am Abend des neunten Januar am vereinbarten Treffpunkt zwischen London und Westminster einstellten, fanden die verschneiten Wiesen um das Hospital von St. Giles bereits von königlichen Soldaten besetzt. Harry verfügte über kein stehendes Heer, aber drei Tage hattenausgereicht, um eine Truppe aufzustellen, die es mit ein paar Tausend schlecht bewaffneter Wirrköpfe und Unruhestifter mühelos aufnehmen konnte. Es kam nicht einmal zu ernstlichen Kampfhandlungen. Die Rädelsführer wurden gefangen genommen und in Gruppen von vier da und dort in St. Giles Fields aufgeknüpft. Doch John Oldcastle war nicht darunter. Er hatte, sobald er erfuhr, dass sein Plan durchkreuzt war, das Weite gesucht und war wieder

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