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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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erhob sich ein kleiner Tumult am Eingang der Halle. Die Wachen stießen gedämpfte Schreckenslaute aus, stoben gleich darauf auseinander und gaben den Blick auf Raymond of Waringham frei.
    John zog scharf die Luft ein und schlug beide Hände vor den Mund. Raymonds Gesicht war blutüberströmt, was offenbar von einer Platzwunde an der Stirn rührte. Auch am Bein blutete er, so schlimm, dass er blutige Fußabdrücke in den Binsen am Boden hinterließ. Er trug Mortimer über den Schultern wie ein Joch. Dessen freier linker Arm pendelte leblos.
    John spürte seine Knie gefährlich weich werden, als er seine Brüder so sah. »Mortimer …«, brachte er tonlos hervor.
    Auf nicht ganz geradem Kurs trat Raymond vor die hohe Tafel. Der König und der Bischof waren aufgesprungen und eilten ihm entgegen, nahmen ihm behutsam seine Last ab und legten Mortimer ins Stroh.
    »Er lebt«, sagte Raymond bedächtig. »Zumindest lebte er noch, als ich zuletzt gefühlt habe.«
    Rasch legte der Bischof die schmale Hand auf die Brust des Bewusstlosen. Dann wechselte er einen Blick mit dem König und nickte.
    Harry richtete sich auf, drehte sich zu seinen Brüdern um und sagte: »Schafft meinen Leibarzt her. Schnell.« Aus dem Augenwinkel sah er Raymond schwanken, fuhr zu ihm herum und stützte ihn. Er wartete, bis der Verwundete wieder sicher stehen konnte, ehe er fragte: »Was ist passiert?«
    Raymond schaute ihn blinzelnd an. »Harry …« Er schnalzte mit der Zunge, ungeduldig mit sich selbst. »Tut mir Leid. Tut mir Leid. Sire. Das wollte ich sagen. Sire.«
    Der König führte ihn zu Beauforts Platz und wollte ihn darauf niederdrücken, aber Raymond schüttelte den Kopf, befreite sich von der stützenden Hand und wartete, bis der König selbst wieder Platz genommen hatte. Erst dann ließ er sich langsam in den Sessel sinken. Sein Mund zuckte, als er das verletzte Bein anwinkelte. »Es war Oldcastle, Sire«, begann er. Aber danach schienen ihm die Worte zu fehlen. Man sah seinen Adamsapfel hüpfen, als er mühsam schluckte. John brachte ihm einen Becher Wein.
    Raymond nickte, ohne ihn anzuschauen. »Sag meinem Bruder meinen Dank, Somerset«, murmelte er.
    Somerset sparte sich die Mühe. Wie jeder in der Halle hing er an Raymonds Lippen.
    »Oldcastle …«, wiederholte der König. Seine Miene war wie versteinert. Er wirkte wie ein Mann, der sich gegen einen unvermeidlichen Schmerz wappnet.
    Raymond schaute ihm kurz ins Gesicht und erkannte, dass er ihn nicht darauf warten lassen durfte. Er gab sich einen sichtlichen Ruck. »Sie kamen als Mummen verkleidet und wollten sich hier einschleichen. Oldcastle mit sieben seiner Lollarden-Freunde. Erfahrene Kämpfer, allesamt. Oldcastle ist uns mit drei weiteren entkommen, Sire. Vier haben wir erwischt. Einer hat geredet, eh er verblutet ist: Sie … sie wollten die Gesellschaftmit ihrem Mummenschanz verzaubern. Und dann, wenn die Stimmung ausgelassen und das Licht gedämpft gewesen wäre, wollten sie Euch, Eure Brüder und den Bischof gefangen nehmen und die anderen zwingen, sie mit Euch abziehen zu lassen.«
    »Und dann wollten sie uns töten.« Es war keine Frage. Der König war kein Dummkopf und selbst ein listiger Stratege. Dennoch war seine Erschütterung unübersehbar. »John Oldcastle wollte mich töten …«
    Raymond griff nach dem Becher, nahm einen ordentlichen Zug und nickte. Als er wieder abgesetzt hatte, sagte er: »Das ist noch nicht alles.«
    Doch er wurde unterbrochen, als Gloucester mit Bruder Gregory, des Königs Leibarzt, zurückkehrte. Der heilkundige Mönch widmete sich zuerst dem Bewusstlosen, betastete dessen Kopf und Glieder, erklärte schließlich, sein Zustand sei nicht lebensbedrohlich, und wies ein paar Diener an, Mortimer in sein Quartier zu tragen. Dann untersuchte er Raymonds Bein und schüttelte missbilligend das weise Haupt. »Wann wollt Ihr endlich lernen, einmal in einem Stück zurückzukommen, Waringham?«
    Raymond lächelte matt. »Ich glaube, in diesem Leben nicht mehr, Bruder«, antwortete er. Dann fuhr er an Harry gewandt fort: »Oldcastle hat seine Getreuen aufgerufen, sich zu bewaffnen und zu versammeln. Es sind hauptsächlich Handwerker und kleine Kaufleute. Wie mein Vater gesagt hat, haben die Lollarden vor allem in den Tuchmacherstädten geworben und den armen Webern das Blaue vom Himmel versprochen. Ein besseres Leben und höhere Löhne, freie Ausübung ihrer Ketzerreligion, eine neue Regierung – natürlich unter Oldcastles Führung …«
    »Ich

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