Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
Vom Netzwerk:
Zischen aus, doch als der König die Hand hob, kehrte die Stille sofort zurück.
    Harry schenkte dem Boten ein frostiges Lächeln, das keiner seiner gelehrten Diplomaten hätte überbieten können. »Sagt Unserem geliebten Cousin, dem Dauphin, Unseren Dank für seine großzügigen Gaben. Sagt ihm, Wir erkennen darin die Weisheit seiner reifen neunzehn Lebensjahre.«
    Hier und da war verhaltenes Hohngelächter zu vernehmen.
    Der Bote verneigte sich steif. »War das alles, Sire?«
    »Noch nicht ganz.« Harrys große Hände, die flach auf dem Tisch gelegen hatten, ballten sich zu Fäusten, und so gewaltig war sein Zorn, dass er vergaß, von sich selbst im Pluralis Majestatis zu sprechen. »Seid so gut und sagt ihm dies, Sir: Wenn Gott mir gnädig ist und mich bei Gesundheit hält, werde ich in nur wenigen Monaten mit diesen Bällen eine Partie in den Höfen der Franzosen spielen, bei welcher sie nichts als Trauer zu gewinnen haben. Und wenn sie zu lange auf ihren Seidenkissen ruhen, dann werde ich sie aus dem Schlaf reißen, wenn ich mit dem Schwert an ihre Tür klopfe.« Er unterbrach sich kurz, öffnete die Fäuste und nickte dem verschreckten Boten huldvoll zu. »Gehabt Euch wohl, Sir. Dies war gewiss kein leichter Auftrag für Euch. Möget Ihr eine gesegnete Heimreise haben. Bis zur Küste steht Ihr unter meinem persönlichen Schutz.«
    Verwundert schaute der Bote dem König einen Moment in die Augen, was gegen jede Etikette verstieß. Dann besann er sich der Regeln des Anstandes, verneigte sich tiefer als zuvor und antwortete: »Ich werde Eure Antwort überbringen, Sire, und dem Dauphin berichten.«
    Berichten, was ich hier vorgefunden habe, und dass er sich getäuscht hat, schien sein bedeutungsvoller Tonfall zu sagen.
    »Das wird den Dauphin kaum bewegen, auf seinen Erbanspruch zu verzichten«, raunte Bischof Beaufort seinem Bruder, dem Duke of Exeter zu.
    Exeter fuhr sich versonnen mit der Hand über den üppigen Bart. »Das wollen wir zumindest nicht hoffen. Was denkst du, wie enttäuscht unser Harry wäre, wenn er um seinen Feldzug gebracht würde …«

Westminster, April 1415
    D en ganzen Frühling über strömten die Lords und Ritter an den Hof, um dem König ihre Dienste, berittene Soldaten und Bogenschützen anzubieten. Die königlichen Schreiber hielten genauestens fest, wer wie viele Männer mitsamt Ausrüstung und Pferden, Proviant und Futter aufbieten wollte, und welche Summen die Krone ihm dafür zu zahlen haben würde. Noch brachten die Lords ihre Truppen nicht mit, und dennoch wurde es merklich voller in Westminster.
    John, Somerset und Hugh Fitzalan saßen am frühen Abend im Knappenquartier auf ihren Betten, weil man bei dem unablässigen Regen kaum irgendwo anders hingehen konnte, aber auch, um ihre Schlafstätten gegen mögliche Eindringlinge zu verteidigen. Heute Nachmittag war ein Schwung Ritter aus Shropshire eingetroffen, und sie hatten jede Menge Knappen mitgebracht.
    »Mein Onkel Exeter erzählt, der König hat Schiffe in Holland geliehen und jedes englische Schiff von zwanzig Tonnenund mehr vorübergehend beschlagnahmt, um uns alle nach Frankreich zu schaffen«, berichtete Somerset mit leuchtenden Augen. Mit seinen zwölf Jahren war er immer noch ein wenig schmächtig und eigentlich zu jung, um in den Krieg zu ziehen, aber er war klug genug gewesen, nicht seinen Stiefvater Clarence, sondern gleich seinen Cousin, den König, um Erlaubnis zu fragen. Harry hatte ihn lachend zu seinem Heldenmut beglückwünscht und die Erlaubnis erteilt. Man hörte den König überhaupt häufig lachen in den letzten Monaten. Er war von der gleichen Kriegslust gepackt wie die jungen Ritter und Knappen, und er war voller Zuversicht: Was er in Frankreich erkämpfen wollte, war nur sein Recht. Darum war er sicher, dass Gott mit ihm sein würde.
    »Und er hat die Sheriffs in allen Grafschaften angewiesen, Zugtiere und Karren zu requirieren, um Ausrüstung und Proviant aus allen Teilen Englands zur Küste zu schaffen«, hatte Fitzalan gehört.
    John nickte. »Tja. Ich glaube wahrhaftig, er und die Lords des Kronrats haben an alles gedacht.«
    Schon seit dem vergangenen September war der Export von englischem Schießpulver verboten, und die Waffenmeister der Krone hatten sämtliche Bestände aufgekauft. Zimmerleute, Eisengießer, Waffen- und Hufschmiede, Maurer, Wundärzte und alle möglichen sonstigen Handwerker wurden angeheuert. Das Parlament im letzten Herbst hatte eine gewaltige Steuer zur Finanzierung des

Weitere Kostenlose Bücher